Kloster St. Ulrich und Afra (Augsburg)
























































Banner of the Holy Roman Emperor with haloes (1400-1806).svg
Territorium im Heiligen Römischen Reich
Reichsstift St. Ulrich und Afra
Wappen

Wappen Reichsstift St. Ulrich und Afra Augsburg.png

Karte

St. Ulrich und Afra 1627.png

Alternativnamen

Reichsabtei

Entstanden aus

Hochstift Augsburg

Herrschaftsform

Ständestaat

Herrscher/Regierung

Reichsabt

Heutige Region/en

DE-BY

Reichstag
Im Reichsfürstenrat vertreten durch Rheinisches Reichsprälatenkollegium

Reichskreis

Schwäbischer Reichskreis

Hauptstädte/Residenzen

Augsburg

Konfession/Religionen

römisch-katholisch

Sprache/n

Deutsch, Lateinisch




Aufgegangen in

Kurfürstentum Bayern






Stiftskirche und Abtei, Abbildung aus dem Seld-Plan von 1521




St. Ulrich und die zur Kaserne umfunktionierten ehemaligen Klostergebäude, ca. 1900




St. Ulrich und Ulrichsviertel, hinter der Kirche steht anstelle des Klosters seit 1975 ein Tagungshotel


Das Kloster Sankt Ulrich und Afra war eine Reichsabtei des Benediktinerordens in der südlichen Altstadt von Augsburg in Bayern auf dem Gelände des heutigen Hauses Sankt Ulrich.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Vom Kloster zur Reichsabtei


    • 1.2 Säkularisation




  • 2 Territorium


    • 2.1 Liste ehemaliger Besitzungen[7]


    • 2.2 Wappen mit Bezug zum Stift




  • 3 Liste der Äbte


  • 4 Literatur


  • 5 Siehe auch


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |



Vom Kloster zur Reichsabtei |


Ein Kollegiatstift St. Afra wurde zwischen 1006 und 1012 (nach Klostertradition 1012) unter Bischof Brun, Bruder Kaiser Heinrichs II., in ein Benediktinerkloster umgewandelt, das neu mit Benediktinern aus Tegernsee besetzt wurde. Die Kanoniker gingen an die Domkirche. 1323 nahm der spätere Kaiser Ludwig IV. das Kloster in Schutz. Die heutige 1474 begonnene[1] ehemalige Abteikirche wurde 1500 bei der Grundsteinlegung des Chores von Kaiser Maximilian I. zum "Reichsgotteshaus" erklärt. Trotz päpstlicher und kaiserlicher Privilegien konnte sich das Kloster bis zum Ausgang des Mittelalters nicht von der bischöflichen Abhängigkeit befreien.


Berühmtheit erlangte das Kloster durch seine umfangreiche Bibliothek. So entstanden dort in den Schreibstuben Chroniken, Heiligenviten und Notenschrifte. Noch kurz vor ihrer Auflösung verfügte die Abtei über 689 Handschriften und 1000 Frühdrucke. Die meisten Werke sind bis heute erhalten.[2] Durch eine Melker-Reform im 15. Jahrhundert gelangte das Kloster zu einer zweiten Blüte und war zeitweise eines der bedeutendsten Stifte Süddeutschlands.[3]


In der Reformationszeit, mit dem Verbot der katholischen Messe 1537 in Augsburg, entschlossen sich die Mehrzahl der Benediktiner für ein konfessionelles Exil in Unterwittelsbach. Nach der Rückkehr 1548 begann unter Abt Jakob Köplin ein Kampf um die weltliche Unabhängigkeit vom Hochstift Augsburg. 1577 erlangte das Kloster schließlich den Rang einer freien Reichsabtei. Auch nach Erwerb der Reichsunmittelbarkeit galt das Stift in Schwaben nur als Insasse. Das Hochgericht behielt sich die Markgrafschaft Burgau vor.[4] Mit dem Hochstift Augsburg wurde ein Streit um die Reichsstandschaft geführt und erst 1643/44 von Bischof und Kaiser endgültig anerkannt. Obwohl nicht in der Reichsmatrikel verzeichnet, wurde St. Ulrich und Afra im Schwäbischen Reichskreis zur Gestellung von Soldaten herangezogen.



Säkularisation |


Das Kloster wurde 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Bereits im September 1802 hatten Soldaten der kurbayerischen Infanterie die Reichsabtei besetzt. Um wenigstens den Fortbestand seines Konvents zu sichern bat der letzte Reichsabt Gregor Schäffler noch am 20. Oktober 1802 das Kurfürstentum Bayern um die Umwandlung in ein landsässiges Kloster. Mit dem Verzicht des Kurfürstentums Bayern auf das Areal ging die Landeshoheit auf die Reichsstadt Augsburg über.[5] Noch bis 1805 verblieben die Mönche im aufgehobenen Kloster. Der Besitz wurde dann zwischen der Stadt und dem Staat aufgeteilt. Die Abteikirche wurde 1810 zur Stadtpfarrkirche.


1805 wurden ein Militärspital und eine Kaserne für die Kavallerie unter dem Namen Ulrichskaserne in der Klosteranlage eingerichtet. Eine neue Benediktinergemeinschaft in Augsburg wurde 1835 als Abtei St. Stephan gegründet. Die Kaserne blieb bis zum Zweiten Weltkrieg bestehen, als im Februar 1944 bei einem Luftangriff große Teile der Stadt zerstört wurden. Nachdem die Trümmer erst 1968–1971 beseitigt wurden, steht das Tagungshotel Sankt Ulrich der Diözese Augsburg seit 1975 an dieser Stelle.



Territorium |


Dem Stift gehörten zeitweise mehr als 300 Siedlungen. Diese waren seit dem 15. Jahrhundert in Baudingbezirke unterteilt, wie Bonstetten, Reinhartshofen, Häder und Erkhausen. Zu den weiteren Besitzungen gehörten die Hofmarken Dasing und Unterliezheim sowie die Herrschaft Finningen. Für Unterliezheim, das unter pfalz-neuburgischer Landeshoheit stand, war der Abt von St. Ulrich und Afra pfalz-neuburgischer Landstand. Wegen hoher Schulden verlor das Stift zwischen 1755 und 1788 einen großen Teil ihres Grundbesitzes. 1802 besaß St. Ulrich und Afra in und um Augsburg neben 100 Häusern, Gärten, Wiesen, Änger, Mühlen und die obere Lechbrücke samt Zollhaus.[6]



Liste ehemaliger Besitzungen[7] |




  • Landkreis Aichach-Friedberg: Haunsried; Haunswies; Obermauerbach, Oberschneitbach, Untergriesbach; Arnhofen, Eisingersdorf, Gaulzhofen, Stotzard, Wachenhofen; Bitzenhofen, St. Franziskus, Laimering, Tattenhausen, Unterzell, Wessiszell; Ganswies; Friedberg, Hügelshart, Ottmaring, Rederzhausen, Wiffertshausen; Hirschbach, Hollenbach, Igenhausen, Schönbach; Mangelsdorf, Mittelham, Unterschönbach; Hochdorf, Merching, Steinach; Mering; Gebersdorf, Hohenried; Allmering, Rehling, Rohrbach; Hörmannsberg, Sirchenried, Zillenberg; Allenberg, Bergen; Tödtenried; Eresried, Steindorf; Sand, Todtenweis


  • Landkreis Augsburg: Eppishofen, Unterschöneberg; Bobingen, Burgwalden; Bonstetten; Häder, Lindach, Neuhäder, Schempach; Ellgau; Aretsried, Fischach, Reitenbuch; Gablingen; Edenbergen, Gersthofen; Albachried, Wollishausen; Ahlingen; Buch, Maingründel; Langenreichen; Rielhofen; Oberottmarshausen; Erkhausen, Hilpoldsberg; Wehringen; Vallried; Stadt Augsburg, Bergheim, Göggingen, Haunstetten, Inningen


  • Landkreis Dachau: Schielach; Dirlesried; Pfaffenhofen an der Glonn, Wagenhofen, Unterumbach


  • Landkreis Dillingen an der Donau: Dietenheimerwörth, Unterglauheim, Wolpertstetten; Oberfinningen, Unterfinningen; Deisenhofen; Bocksberg, Laugna, Modelshausen; Lutzingen, Unterliezheim; Beurerhof, Beurermühle, Demharthöfe, Riedsend, Wengen; Hirschbach, Wertingen; Marzelstetten


  • Landkreis Fürstenfeldbruck: Mittelstetten; Steinbach


  • Landkreis Günzburg: Nachstetten; Hellersberg, Schönebach


  • Landkreis Landsberg am Lech: Egling, Hattenhofen; Holzhausen; Stoffen


  • Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Aresing, Rettenbach; Birglbach, Gachenbach, Hardt, Westerham


  • Landkreis Ostallgäu: Hermanstetten; Lamerdingen; Stöttwang


  • Landkreis Unterallgäu: Kirchheim; Schöneberg; Salgen



Wappen mit Bezug zum Stift |




Liste der Äbte |




  • Reginbald ca. 1006–1007/13 (auch Bischof von Speyer)


  • Dego 1007/13 – (1017?)

  • Gotisgenus (1017?) – (1019?)

  • Fridebold (1019?) – 1030/31

  • Heinrich I. 1030/31 – (1044?)

  • Dieto I. (1044?) – (1050?)

  • Adilhalm (1050?) – 1073/77

  • Die(t)mar 1073/77 – (1080?)

  • Sigehard 1084–1099


  • Hartmann 1100–1103

  • Bernger 1103 – ca. 1107

  • Adalbero ca. 1107–1109


  • Egino 1109–1120

  • Gunther (Gegenabt) 1118–1122/23

  • Wollemar (Abtverweser) 1122/23 – 1124


  • Udalschalk (1124) – 1149/50

  • Hezilo 1149/50 – 1164/65


  • Ulrich I. von Biberbach 1164/65 – 1175


  • Heinrich II. von Maisach 1175–1178

  • Manegold 1178–1184

  • Heinrich III. 1184–1188

  • Erkenbold 1188–1200/1202 (?)

  • Ulrich II. 1200/1202 – 1211/1213

  • Heinrich IV. 1211/1213 – res. nach 1220

  • Dieto II. nach 1220–1225/1228

  • Liutfrid vor 1230 – res. 1230 (?)

  • Hiltibrand 1230–1243 (?)

  • Gebwin von Thürheim 1243 (?) – 1266

  • Dietrich von Roth 1266–1288

  • Siboto Stolzhirsch 1288 – res. 1293/1294

  • Heinrich V. von Hugenanch 1293 (?) – 1315

  • Marquard von Hageln 1315–1334

  • Konrad I. Winkler 1334–1355

  • Johannes I. von Fischach 1355–1366

  • Friedrich von Gomaringen 1366–1379

  • Heinrich VI. von Gabelbach 1379 – res. 1397

  • Johannes II. Lauginger 1397–1403

  • Johannes III. Kissinger 1403–1428

  • Heinrich VII. Heutter 1428–1439

  • Johannes IV. von Hohenstein 1439 – res. 1458

  • Melchior Stammheim 1458–1474

  • Heinrich VIII. Frieß 1474–1482

  • Johannes V. von Giltlingen 1482–1496


  • Konrad II. Mörlin 1496–1510

  • Johannes VI. Schrott 1510 – res. 1527

  • Johannes VII. Könlin 1527 – res. 1539

  • Simon Goll 1539–1548

  • Jacob Köplin 1548–1600

  • Johannes VIII. Merk 1600–1632

  • Bernhard Hertfelder 1632/1635 – 1664

  • Gregor I. Jos 1664–1674

  • Roman Daniel 1674–1694


  • Willibald Popp 1694–1735

  • Cölestin Mayr 1735–1753


  • Joseph Maria von Langenmantel zu Westheim 1753–1790

  • Wikterp Grundner 1790–1795

  • Gregor II. Scheffler 1795–1802/+1806



Literatur |



  • Michael Hartig: Das Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg (1012–1802), Augsburg 1923.

  • J. Hemmerle: Die Benediktinerklöster in Bayern (= Germania Benedictina, Bd. 2), Ottobeuren 1970, S. 45–50.

  • Norbert Hörberg: Libri sanctae Afrae. St. Ulrich und Afra im 11. und 12. Jahrhundert. Studien zur Geschichte des Augsburger Benediktinerklosters unter besonderer Berücksichtigung der bibliothekarischen Überlieferungen, Göttingen 1981.

  • Wilhelm Liebhart: Die Reichsabtei St. Ulrich und Afra zu Augsburg. Studien zu Besitz und Herrschaft (1006–1803), München 1982.

  • Wilhelm Liebhart: Die Reichsstifte – St. Ulrich und Afra in Augsburg in: Kraus, Andreas (Hrsg.): Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts; 3. Auflage, München 2001, S. 320–325, in: Spindler, Max (Begründer): Handbuch der bayerischen Geschichte, Band III, Teilband 2

  • Rolf Schmid: Reichenau und St. Gallen. Ihre literarische Überlieferung zur Zeit des Klosterhumanismus in St. Ulrich und Afra zu Augsburg um 1500 (= Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen, Sonderband 33 ISSN 0933-4467), Thorbecke, Sigmaringen 1985, ISBN 3-7995-6693-7 (Dissertation Universität Augsburg 1982, 211 Seiten Volltext online PDF, kostenfrei, 211 Seiten, 124 MB)


  • Manfred Weitlauff (Hrsg.): Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg (1012–2012). Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer ehemaligen Reichsabtei. Festschrift zum tausendjährigen Jubiläum. I. Textband (= Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte, Band 45), Augsburg 2011, DNB 1021065684.



Siehe auch |


  • St. Ulrich und Afra (Augsburg)


Weblinks |



 Commons: Kloster Sankt Ulrich und Afra (Augsburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Kloster St. Ulrich und Afra (Augsburg), Basisdaten und Geschichte:
    Christian Lankes:  St. Ulrich und Afra – Keimzelle des Christentums in Augsburg in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte


  • Katholische Stadtpfarrei St. Ulrich und Afra – (2. Georg Rendl Symposion "Priester-Mistbeete")


48.361410.9004Koordinaten: 48° 21′ 41″ N, 10° 54′ 1,4″ O



Einzelnachweise |




  1. Baugeschichte - Katholische Stadtpfarrei St. Ulrich und Afra, 86150 Augsburg. Abgerufen am 28. Dezember 2018. 


  2. Alois Knoller: Ein Kloster durch 1000 Jahre. Abgerufen am 27. Dezember 2018. 


  3. Augsburg, Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra | MRFH 165. Abgerufen am 27. Dezember 2018. 


  4. Pötzl, Walter (Hrsg.): Der Landkreis Augsburg, Band 3, Herrschaft und Politik. Vom Frühen Mittelalter bis zur Gebietsreform; Augsburg 2003, S. 195


  5. Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern. Abgerufen am 27. Dezember 2018. 


  6. Alle Lexikonartikel. Abgerufen am 28. Dezember 2018. 


  7. Wilhelm Liebhart: ¬Die¬ Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra zu Augsburg (= [Historischer Atlas von Bayern / Teil Schwaben / 2]). 1982, ISBN 978-3-7696-9931-9 (bib-bvb.de [abgerufen am 28. Dezember 2018]). 









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