Tusculum
Tusculum war im Altertum und Mittelalter eine Stadt in Latium, südöstlich von Rom in den Albaner Bergen, in deren Umgebung in der Antike reiche Römer wohnten.
Die Ausgrabungen der antiken Stadt befinden sich auf dem Monte Tuscolo oberhalb des heutigen Frascati, im Gemeindegebiet von Grottaferrata.
Der Begriff wird gelegentlich auch für heutige Gebiete mit wohlhabenden Bewohnern benutzt.
Inhaltsverzeichnis
1 Antike
2 Mittelalter
3 Grafen von Tusculum
4 Söhne und Töchter der Stadt
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Antike |
Der Name Tusculum leitet sich vermutlich aus der Zeit der Herrschaft der Etrusker (lat. Etrusci, Tusci) ab.[1] Nach der Niederlage der Tarquinier am Regillus lacus um 496 v. Chr. schloss sich Tusculum den Römern an und erhielt 379 v. Chr. römisches Bürgerrecht (als municipium sine suffragio).[2] Am Latinerkrieg (340–338) beteiligte sich Tusculum gegen Rom, wurde aber nach seiner Niederlage mild behandelt und erhielt das volle Bürgerrecht. In seiner Umgebung lagen seit der späten Republik die Villen vornehmer Römer, zum Beispiel des Lucullus, Caesar, Hortensius Hortalus, Cato, Marius und namentlich Ciceros berühmtes „Tusculanum“, auf das er sich in seiner Schrift Tusculanae disputationes („Gespräche in Tusculum“) bezieht.[2]
Mittelalter |
Im 10. bis 12. Jahrhundert bestand mit der Hauptstadt Tusculum die Grafschaft Tusculum, deren herrschende Familie aus dem römischen Patriziat stammte und nach ihrem Sitz Tuskulaner genannt wurden.
Diese erlangte nach langen Kämpfen mit den Crescentiern im 11. Jahrhundert die Macht in Rom, wo sie zwischen 1012 und 1045 drei Päpste stellte (Benedikt VIII., Johannes XIX. und Benedikt IX.).
1167 kam es bei Tusculum zur Schlacht von Tusculum, in der Christian I. von Buch und Rainald von Dassel mit ihren Rittern eine Überzahl römischer Truppen besiegten.
Nachdem im Jahr 1191 Papst Coelestin III. und der designierte Kaiser Heinrich VI. Frieden geschlossen hatten, wurde die Stadt Tusculum von den Römern zerstört. Ihre Trümmer (Amphitheater, Theater, Burg) liegen östlich oberhalb Frascati, das von den vertriebenen Einwohnern Tusculums gegründet wurde.
Grafen von Tusculum |
Theophylakt I., † 915/924, Graf von Tusculum- Johannes Crescentius, päpstlicher Kämmerer (Vestrararius), Graf von Tusculum als Ehemann der Theodora II.
- Gregor I., * um 935, † vor 2. Juni 1013, Graf von Tusculum, Consul und Dux
- Theophylakt II., * um 980, † 9. April 1024, dessen Sohn, Graf von Tusculum bis 1012, als Benedikt VIII. Papst von 1012–1024
- Romanus, † 6. November 1032, dessen Bruder, Graf von Tusculum, als Johannes XIX. Papst 1024–1032
Alberich III., * um 975, † 1032/1044, dessen Bruder, Graf von Tusculum, Consul und Dux
Gregor II., * um 1000, † 1054, dessen Sohn, Graf von Tusculum- Johannes, dessen Sohn, Graf von Tusculum
- Theophylakt III., † Ende 1055, Bruder Gregors II., Graf von Tusculum, als Benedikt IX. Papst von 1032–1048
- Guido, dessen Bruder, Graf von Tusculum
- Johannes, † nach 1073, dessen Sohn, Graf von Tusculum, Bischof von Velletri, als Benedikt X. Gegenpapst 1058–1059
- Petrus I. * um 1000, Bruder Guidos, Graf von Tusculum
- Oktavian, dessen Bruder, Graf von Tusculum
- Ptolemäus I. (Tolomeo I.), † 1126, Graf von Tusculum
- Ptolemäus II. (Tolomeo II.), † 1153, dessen Sohn, Graf von Tusculum, ⚭ 1117 Bertha, eine uneheliche Tochter des Kaisers Heinrich V. (Salier)
- Gionata, dessen Sohn, Graf von Tusculum
Söhne und Töchter der Stadt |
Marcus Porcius Cato Censorius (* 234 v. Chr.; † 149 v. Chr.), genannt Cato der Ältere, römischer Feldherr, Historiker, Schriftsteller und Staatsmann.[1]
Petrus von Tusculum († 1049), Kardinalbischof von Silva Candida
Literatur |
- Luigi Canina: Descrizione dell antico Tusculo. Rom 1841
- Tommaso di Carpegna Falconieri: Tusculum, Grafen von, in: Lexikon des Mittelalters, Band 8, 1997, S. 1122–1124
Weblinks |
Commons: Tusculum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise |
↑ ab Der Name Tusculum und seine Bedeutung Webseite des Studentenwerkes Dresden zum „Studentenhauses Tusculum“
↑ ab Tusculum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 949.
41.79824612.710716Koordinaten: 41° 48′ N, 12° 43′ O