Jura (Geologie)




















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vor 201,3–145 Millionen Jahren


Lage der Kontinentalplatten zur Zeit des Jura

Atmosphärischer O2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)


ca. 26 Vol.-%
(130 % des heutigen Niveaus)


Atmosphärischer CO2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)


ca. 1950 ppm
(5-faches heutiges Niveau)


Bodentemperatur (Durchschnitt über Periodendauer)

ca. 16,5 °C
(2 °C über heutigem Niveau)






































































System

Serie

Stufe
≈ Alter (mya)

höher

höher

höher

jünger

Jura

Oberjura

Tithonium
152,1–145

Kimmeridgium
157,3–152,1

Oxfordium
163,5–157,3

Mitteljura

Callovium
166,1–163,5

Bathonium
168,3–166,1

Bajocium
170,3–168,3

Aalenium
174,1–170,3

Unterjura

Toarcium
182,7–174,1

Pliensbachium
190,8–182,7

Sinemurium
199,3–190,8

Hettangium
201,3–199,3

tiefer

tiefer

tiefer

älter


Der Jura ist in der Erdgeschichte das mittlere chronostratigraphische System (bzw. Periode in der Geochronologie) des Mesozoikums. Der Jura begann vor etwa 201,3 Millionen Jahren und endete vor etwa 145 Millionen Jahren. Er dauerte somit rund 56,3 Millionen Jahre. Der Jura wird von der Trias unter- und von der Kreide überlagert.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte und Namensgebung


  • 2 Definition und GSSP


  • 3 Untergliederung des Jura


  • 4 Paläogeographie


  • 5 Klima


  • 6 Entwicklung der Fauna


  • 7 Entwicklung der Flora


  • 8 Die Jurazeit in Mitteleuropa


  • 9 Fossilfundstellen


  • 10 Anhang


    • 10.1 Belege


    • 10.2 Literatur




  • 11 Weblinks




Geschichte und Namensgebung


Der Name „Jura“ wurde 1795 von Alexander von Humboldt für Gesteinsschichten im Juragebirge in die wissenschaftliche Literatur eingeführt und 1829 von Alexandre Brongniart auf die heutige Systembezeichnung erweitert. Das Juragebirge besteht hauptsächlich aus den Ablagerungen (Sedimenten), die während des Systems des Jura am Rande des damaligen Tethysmeeres abgelagert worden sind.


Definition und GSSP


Der Beginn des Jura ist durch das Erstauftreten der Ammoniten-Art Psiloceras spelae definiert. Eine endgültige Festlegung des GSSP (entspricht etwa einem Typprofil und einer Typlokalität) erfolgte 2010 am Kuhjoch im Karwendel in Tirol nahe der Grenze zu Bayern.[1] Die Obergrenze des Jura bzw. die Untergrenze der Kreide (und damit die der Berriasium-Stufe) ist bisher nicht abschließend definiert worden. Sie wird voraussichtlich in die Nähe des Erstauftretens der Ammoniten-Art Berriasella jacobi gelegt werden.


Untergliederung des Jura




Eine Szene aus dem Oberjura Norddeutschlands. Die Sauropoden im Bildzentrum gehören zur Art Europasaurus holgeri. Im Vordergrund sind zwei Compsognathus zu erkennen, im Hintergrund zieht eine Herde von Iguanodontiern vorbei.


Das Jura-System wird – wie in der Infobox ersichtlich – in drei Serien und insgesamt elf Stufen unterteilt.


Die Begriffe Schwarzer Jura, Brauner Jura und Weißer Jura bzw. die Quenstedtsche Gliederung in Lias, Dogger und Malm sollten als Bezeichnungen für die chronostratigraphischen Serien des Jura nicht mehr verwendet werden. Sie finden jedoch Verwendung als lithostratigraphische Einheiten im Süddeutschen Jura (Schwarzer Jura, Brauner Jura und Weißer Jura) bzw. im Norddeutschen Jura (Lias, Dogger, Malm; provisorische Bezeichnungen). Die Grenzen dieser Einheiten sind rein lithostratigraphisch, d. h. nur durch Wechsel in den Gesteinsmerkmalen definiert. Sie entsprechen daher nur ungefähr den chronostratigraphischen Einheiten, da die lithostratigraphischen Grenzen nicht immer genau mit den System- und Serien-Grenzen übereinstimmen.


Wichtigste Leitfossilien im Jura sind die Ammoniten. Diese ausschließlich marin vorkommenden entfernten Verwandten der heutigen Tintenfische waren zum Ende der Trias fast ausgestorben. Bereits im Hettangium entwickelte sich wieder eine bedeutende Anzahl von neuen Gattungen, so dass sie zu den häufigsten Wirbellosen dieser Zeit zählen. Man findet sie z. B. in Süddeutschland im Posidonienschiefer und in Kalkbänken der Schwäbischen Alb, der Fränkischen Alb sowie in den Alpen zusammen mit den zu den Tintenfischen zu stellenden Belemniten.



Paläogeographie


Während des frühen Jura zerfiel der Superkontinent Pangäa weiter, dieser Prozess hatte sich bereits in der Obertrias mit der Bildung von Grabensystemen angedeutet. Pangäa zergliederte sich in Laurasia (Nordamerika, Europa) und den südlichen Großkontinent Gondwana. Der frühe Atlantik und das Tethysmeer waren noch schmal. Im späten Jura begann auch Gondwana zu zerbrechen.


Klima


Das Klima im Jura war warm, Spuren großer Inlandseisschilde wurden nicht gefunden. Wie schon in der Trias befand sich auch im Jura kein festes Land in der Nähe der geographischen Pole.


Entwicklung der Fauna




Einige Wirbellosenfossilien aus jurassischen Meeresablagerungen (Aus Meyers Konversations-Lexikon (1885–90))




Einige charakteristische Wirbeltierfossilien des Jura (Aus Meyers Konversations-Lexikon (1885–90))


Der Jura stellt die erste Blütezeit der Dinosaurier dar. In Mitteleuropa wurden Fußspuren (Barkhausen, Münchehagen) und Skelettreste von Dinosauriern aus der Jurazeit (Ohmdenosaurus, Compsognathus) entdeckt. Der nur katzengroße Compsognathus von Jachenhausen bei Riedenburg galt lange Zeit als der kleinste Dinosaurier.


Der „Urvogel“ Archaeopteryx wurde in Gesteinsschichten des Oberen Jura (Malm) gefunden, bislang ausschließlich auf der Fränkischen Alb, insbesondere bei Solnhofen und Eichstätt.


Aus dem Unterjura von China stammt auch der Fund eines Säugetier-Fossils, Hadrocodium wui, das als ältestes Säugetier im engeren Sinne gilt. Neuere Funde aus dem Mittleren Jura im nordostchinesischen Jiulongshan-Gebirge (Autonomes Gebiet Innere Mongolei, Kreis Ningcheng, Daohugou) haben die bisherigen Vorstellungen über die Säugetierwelt des Mesozoikums nachhaltig verändert. Die Gattung Castorocauda lutrasimilis (Docodonta), die vor 164 Millionen Jahren im mittleren Jura lebte, ähnelte einem Biber und zeigt bereits die Weiterentwicklung der Säugetiere.[2]


Berühmte „fossile Bauwerke“ aus dem Jura Deutschlands sind die Schwammstotzen-Riffe der Schwäbischen Alb. Riffbildungen in kleinerem Maßstab existierten aber auch in Norddeutschland.


Entwicklung der Flora


Die Flora wurde von den Gymnospermen dominiert (darunter die Nadelholzgewächse wie z. B. Mammutbäume und Kiefern, aber auch Ginkgobäume und Palmfarne). Der Jura wird auch als Zeitalter der Palmfarne (Cycadeen) bezeichnet, da diese sehr häufig waren. Den Unterwuchs der Wälder bildeten Farne und Schachtelhalme.


Die Jurazeit in Mitteleuropa


Zu Beginn des Jura transgredierte das Meer, von Norden kommend, zunächst in einem relativ schmalen Bereich Nord- und Westdeutschlands bis nach Süddeutschland. In Nordostdeutschland und Ostdeutschland wurden kontinentale Ablagerungen sedimentiert. Im Mitteljura dehnte sich das Meer dann weiter nach Osten aus. Fast die gesamte osteuropäische Plattform wurde überflutet. Weite Teile Skandinaviens und Teile Böhmens und die Rheinische Insel blieben jedoch Festland während des beinahe gesamten Jura. Böhmische Insel und Rheinische Masse wurden bereits während einer Regression im oberen Mitteljura zu einer Insel und trennten Norddeutschen und Süddeutschen Jura. Am Ende des Jura verlandete Süddeutschland weitgehend, während in Norddeutschland weiter marine oder brackische Ablagerungsbedingungen herrschten.


Fossilfundstellen


Eine bekannte Fundstätte für Fossilien des Unterjura aus der Posidonienschiefer-Formation (z. B. Ichthyosaurier, Plesiosaurier, Krokodile, Fische, Seelilien, Ammoniten) ist Holzmaden bei Kirchheim, am Fuß der Schwäbischen Alb. Das dort ansässige Urwelt-Museum Hauff hat Weltgeltung.


Der englische Name für den Jura - Jurassic - wurde durch den Film Jurassic Park und seine Nachfolger einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Allerdings stammen viele der im Film dargestellten Dinosaurier, so auch Tyrannosaurus rex und Velociraptor, aus der Kreidezeit.


Anhang


Belege




  1. GSSP Table - Mesozoic Era; abgerufen am 20. August 2011.


  2. Science (311.2006,1123-1127)


Literatur



  • Felix M. Gradstein, Jim Ogg, Jim & Alan Smith: A Geologic Time Scale. Cambridge University Press 2005, ISBN 9780521786737

  • Hans Murawski & Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 10., neu bearb. u. erw. Aufl., 278, Enke Verlag, Stuttgart 1998 ISBN 3-432-84100-0.


  • Friedrich August Quenstedt: Der Jura. Verlag Laupp, Tübingen 1856–57 (Online-Ausgabe). Atlas zum Jura, Verlag Laupp, Tübingen 1858 (Online-Ausgabe), Ergänzung zu Der Jura


Weblinks



 Commons: Jura – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • International Commission on Stratigraphy


  • International Chronostratigraphic Chart 2012 (PDF; 413 kB)


  • Karte der Erde im Unterjura bei www.scotese.com (engl.)

  • Mineralienatlas:Jura


  • Dossier: Der Jura, scinexx.de


  • Eine südliche Perspektive: Jurassische Wirbeltiere aus Patagonien Von Oliver Rauhut. Web-Site der Paläontologischen Gesellschaft - Forschungsprojekte in der Paläontologie

  • Beispiele für Jura-Fossilien









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