Antiesen
Antiesen | ||
Mündung der Antiesen in den Inn | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | AT: 2-008-303 | |
Lage | Innviertel, Oberösterreich | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Inn → Donau → Schwarzes Meer | |
Quelle | zwischen Eberschwang und Frankenburg im Hausruck 48° 7′ 12″ N, 13° 32′ 14″ O48.12011111111113.537277777778655 | |
Quellhöhe | um 655 m | |
Mündung | bei St. Marienkirchen bei Schärding und Antiesenhofen48.37055555555613.408055555556320Koordinaten: 48° 22′ 14″ N, 13° 24′ 29″ O 48° 22′ 14″ N, 13° 24′ 29″ O48.37055555555613.408055555556320 | |
Mündungshöhe | um 320 m | |
Höhenunterschied | 335 m | |
Sohlgefälle | 7,5 ‰ | |
Länge | 44,7 km[1] | |
Einzugsgebiet | 285,8 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Haging[3] AEo: 164,9 km² Lage: 17,2 km oberhalb der Mündung | NNQ (30.06.1979) MNQ 1951–2010 MQ 1951–2010 Mq 1951–2010 MHQ 1951–2010 HHQ (12.08.2002) | 210 l/s 820 l/s 2,67 m³/s 16,2 l/(s km²) 64,5 m³/s 207 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Rieder Bach, Kretschbach, Senftenbach | |
Rechte Nebenflüsse | Albrechtshamer Bach, St. Marienkirchner Bach, Eselsbach, Osternach | |
Kleinstädte | Ried im Innkreis | |
Gemeinden | Eberschwang, Frankenburg,[4]St. Marienkirchen a.H., Hohenzell, Ried i.I., Tumeltsham, Aurolzmünster, Utzenaich, St. Martin i.I., Ort i.I., Antiesenhofen, St. Marienkirchen b.S. | |
abiotische Typisierung von österreichischen Fließgewässern:[5]* Bioregion: Mittelgebirge – bayerisch-österreichisches Alpenvorland* Geologie: Molasse* Fließgewässer-Naturraum: Inn- und Hausruckviertler Hügelland* Abflussregime pluvial |
Die Antiesen ist ein Fluss im oberösterreichischen Bezirk Ried im Innkreis mit einer Länge von etwa 42 Kilometer.
Inhaltsverzeichnis
1 Lauf und Landschaft
2 Benachbarte Flussgebiete
3 Nebenflüsse
4 Geschichte
4.1 Name
4.2 Veränderung der Mündung
4.3 Besiedelung
5 Natur und Fischbestand
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Lauf und Landschaft |
Die Antiesen entspringt im südlichen Gemeindegebiet von Eberschwang an der Grenze zu Frankenburg am Hausruck,[4] nördlich von Ampflwang im Hausruckwald, an der Nordabdachung des Hausrucks auf etwa 650 m Seehöhe oberhalb der Ortschaft Illing. Sie fließt durchwegs nördlicher bis nordwestlicher Richtung, durch das Inn- und Hausruckviertler Hügelland.
Nach etwa 15 km umfließt sie die Stadt Ried im Innkreis nördlich, und erreicht das untere Inntal bei St. Martin im Innkreis, ab Ort im Innkreis folgt ihrem Verlauf die Innkreis Autobahn.
Sie mündet auf etwa 320 m Seehöhe an der Gemeindegrenze (Antiesenhofen/St. Marienkirchen bei Schärding, auch Grenze der Bezirke Schärding und Ried) in den Inn, und zwar zwischen den Ortschaften Mitterding und Bodenhofen in den Rückstau des Inn-Kraftwerks Schärding.
Die Antiesen hat ein Einzugsgebiet von 285,8 Quadratkilometer,[2] und ist damit einer der größten Flüsse des Innviertels.
Benachbarte Flussgebiete |
Das Quellgebiet südlich anschließend entwässert der Redlbach zur Vöckla nach Süden, links grenzen Ach/Waldzeller Ache, Gurtenbach und Hartbach an, rechts Pram – mit etlichen Nebenflüssen – und Todtenmannbach im Mündungsbereich (→ siehe unten).
Nebenflüsse |
In Ort i.I. mündet links die Osternach (von Peterskirchen und Andrichsfurt), in Ried rechts die – als der nur 2,5 km lange Rieder Bach – zusammengeflossenen Oberach (von Pramet über Neuhofen im Innkreis) und Breitsach (von Eberschwang).
Nebenflüsse sind noch der Kretschbach (links bei Aurolzmünster-Forchtenau)[6] und der Senftenbach (links im Areal Schloss Arco-Zinneberg bei St. Martin, der aber auch über einen Mühlbach in den Hartbach/Reichersberger Bach zum Inn umgeleitet wird, zur Antiesen nur Restwasser)[7] Weitere Bäche sind Albrechtshamer Bach (7,6 km²) bei Eberschwang, St. Marienkirchner Bach (5,5 km²) und Eselbach (auch Gem. St. Marienkirchen, 4 km²), von den Nordostausläufern des Hausrucks am Turmberg (750 m) bei Haag am Hausruck.
Die restlichen zahlreichen Nebenbäche bleiben in ihren Einzugsgebieten weit unter 10 km², und strukturieren die typische sanftwellige Hügellandschaft des zentralen Innviertels mit um die 100 bis 200 Höhenmeter Profil.
Geschichte |
Name |
Der Name der Antiesen ist wohl vorrömisch, und wird – wie die nahen Mattig, Oichten oder Ibm – auf keltische Wurzeln zurückgeführt.[8][9][10]
Veränderung der Mündung |
Die Mündung der Antiesen befand sich ursprünglich etwa zwei Kilometer nordöstlich der heutigen Mündung, und zwar auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde St. Marienkirchen bei Schärding im Bereich zwischen den Ortschaften Gstötten und Andiesen. Die heutige Antiesenmündung entstand im Jahre 1612, als der Fluss innaufwärts einen Mergel-Riegel durchbrach und so seinen Lauf verkürzte. Den früheren Verlauf des Flussbettes markiert heute ab einem Fischteich in der Ortschaft Dietrichshofen der Todtenmannbach. Dieser mündet, nach Regulierung im Zuge eines Kraftwerksbaus in den späten 1950er Jahren, heute zwischen Gstötten und Andiesen gemeinsam mit dem Holzleitenbach in den Inn (!548.3863895513.4205565⊙48.38638888888913.420555555556313).[11] Das Areal, auf dem sich bis zum Kraftwerksbau die alte Antiesenmündung befand, steht – als in den späten 1950er Jahren adaptierter Zufluss dieser Bäche in den Inn – noch heute unter Wasser und wird von einer Brücke der Innkreis Autobahn überspannt. Mit der Geschichte der Antiesenmündung und der vorchristlichen Besiedelung in der Gegend befasst sich ein Aufsatz von Theodor Ebner (1876–1946), der 2003 neu veröffentlicht wurde.[12]
Besiedelung |
Im Antiesenraum finden sich Relikte der Hallstattkultur,[13] dazu im ehemaligen Mündungsbereich zahlreiche römische Siedlungsreste.[14] Im Mittelalter war der Raum der unteren Antiesen weiterhin besiedelt.[15]
Natur und Fischbestand |
Die Antiesen ist nach der Quelle der Forellenregion zuzuordnen. Ab Ried finden sich auch Fische der Äschenregion, später der Barbenregion. Der Mündungsbereich gehört zur Brachsenregion.
Typische Fische sind Bach- und Regenbogenforelle, Aitel, Barbe, Nase und weitere Weißfische.
Der Mündungsbereich ist als Unterer Inn eines der wichtigsten Naturschutzgebiete Österreichs (Naturschutz- und Europaschutzgebiet, Europareservat, Ramsarschutzgebiet und Important Bird Area), die Antiesen bildet seine Nordgrenze.
Literatur |
- Anton Adlmannseder: Faunistisch-ökologische Untersuchungen im Flußgebiete der Antiesen unter besonderer Berücksichtigung der Trichopteren. Ein Beitrag zur Limnologie der Fließgewässer des Alpenvorlandes. In: Gesellschaft für Landeskunde (Hrsg.): Jahrbuch des OÖ. Musealvereines. Band 110/111 (1965/1966), S. 386–421/469–498 (I. Teil/II. Teil).
Bewertung des fischökologischen Zustandes der Antiesen und Grundlagen zur Erstellung einer Entscheidungsmatrix für Sanierungsmaßnahmen. In: Amt der Oö. Landesregierung (Hrsg.): Gewässerschutz-Bericht. Band 39, 2009, Rieder Bach, S. 50 f. (land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
- Theodor Ebner: Die Antiesenmündung. In: Gesellschaft für Landeskunde (Hrsg.): Jahrbuch des OÖ. Musealvereines. Band 148/I, 2003, S. 257–284 (landesmuseum.at [PDF]).
- Clemens Gumpinger, Simonetta Siligato: Wehrkataster der Antiesen und ihrer Zubringer. In: Maria Hofbauer, Amt der Oö. Landesregierung (Hrsg.): Gewässerschutz-Bericht. Band 37, November 2007 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF; 3,8 MB] >Themen >Umwelt >Wasser >Oberflächengewässer).
Weblinks |
Fischereirevier Antiesen-Gurtenbach. (Memento vom 15. Januar 2013 im Webarchiv archive.is)
Einzelnachweise |
↑ DORIS → Gewässer; Luftlinie etwa 29½ km
↑ ab Anderwald et al. 1994. Zit. n. Lit. Gumpinger, Siligato: Wehrkataster. 2007, Untersuchungsgebiet. Allgemeines, S. 12.
↑ Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2010. 118. Band. Wien 2012, S. OG 151, PDF (12,6 MB) auf bmnt.gv.at (Jahrbuch 2010)
↑ ab Der Bach bildet einige hundert Meter die Gemeinde- und Bezirksgrenze zum Bezirk Vöcklabruck
↑
nach Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz und Wasserwirtschaft (Hrsg.): EU Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG – Österreichischer Bericht über die IST. Bestandsaufnahme. Wien 2000.
Daten in: Amt d.OÖ Ldreg. (Hrsg.): Wehrkataster. 2009, Charakterisierung des Untersuchungsgebietes Tab. 4: Zusammenfassung der abiotischen Typisierung des Antiesen-Einzugsgebietes nach Vorgaben der WRRL, S. 25. und Max H. Fink, Otto Moog, Reinhard Wimmer: Fließgewässer-Naturräume Österreichs. In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Monographien. (M-128). Band 128. Wien 2000, ISBN 3-85457-558-0, 4.2.2 Innviertler- und Hausruckviertler Hügelland, S. 67 (umweltbundesamt.at [PDF; 471 kB]).
↑ Gumpinger, Siligato: Wehrkataster. 2007, Kretschbach, S. 56 f.
↑ Gumpinger, Siligato: Wehrkataster. 2007, Senftenbach, S. 54 f.
↑ Peter Wiesinger: Die Dialektgeographie Oberösterreichs und ihre Geschichte. In: Stephan Gaisbauer, Hermann Scheuringer (Hrsg.): Linzerschnitten. Beiträge zur 8. Bayerisch-österreichischen Dialektologentagung = 3. Arbeitstagung zu Sprache und Dialekt in Oberösterreich in Linz, September 2001 (= Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich. Nr. 8). Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Linz 2004, ISBN 3-900424-39-X, S. 15–61.
↑ Peter Wiesinger: Die Ortsnamen in Österreich. In: Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta (Hrsg.): An International Handbook of Onomastics/Manuel international d’onomastique/Ein internationales Handbuch zur Onomastik. Nr. 167. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 978-3-11-014879-4, 2. Die Ortsnamen antik-romanischer Herkunft, S. 1081–1090.
↑ Isolde Hausner, Elisabeth Schuster: A- – B-/P-[Baumgarten, Ober-, Unter-]. In: Kommission für Mundart- und Namenforschung (Hrsg.): Altdeutsches Namenbuch. 1. Lieferung, ISBN 978-3-7001-1617-2, S. 1–66 (Online Edition 1.–15. Lieferung, Beiheft 1, ISBN 978-3-7001-3238-7).
↑ Gemeindechronik von Antiesenhofen. Zit. nach Gumpinger, Siligato: Wehrkataster. 2007, S. 37.
↑ Theodor Ebner: Die Antiesenmündung. (PDF; 2,2 MB) In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins (JbOÖMV), Linz 2003
↑ So das Schwert von der Antiesenmündung von 1960. Josef Kneidinger: Ein Schalenknaufschwert aus dem Inn. In: Oberösterreichischer Musealverein – Gesellschaft für Landeskunde (Hrsg.): Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins (JbOÖMV). Band 107, 1962, S. 103–106 (landesmuseum.at [PDF; 433 kB]).
↑ Marianne Pollak, Wilhelm Rager: „In villa Antesna“ – Zur frühgeschichtlichen Siedlungsentwicklung im nördlichen Innviertel. Fundberichte aus Österreich 39, 2000, 357 ff.
↑ Herbert W. Wurster: Antiesenhofen im frühen und hohen Mittelalter. In: Herbert Bitter (Hrsg.): 900 Jahre Antiesenhofen. Ein Heimatbuch. Antiesenhofen 1997, S. 10–17.