Josef Ertl






Josef Ertl, 1978


Josef Ertl (* 7. März 1925 in Oberschleißheim; † 16. November 2000 in Murnau am Staffelsee) war ein deutscher Politiker (FDP). Er war von 1969 bis 1983 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Ehrungen


  • 3 Kabinette


  • 4 Einzelnachweise


  • 5 Weblinks





Leben |


Ertl wurde als Sohn eines Landwirts geboren. Er wuchs in Oberschleißheim bei München auf. Nach dem Abitur 1943 nahm Ertl zunächst als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. 1943 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 9.559.336).[1]


Nach Kriegsende absolvierte er dann eine landwirtschaftliche Lehre und anschließend ein Studium der Landwirtschaft in Weihenstephan, das er 1950 als Diplomlandwirt beendete. Er war zeitlebens Mitglied der Studentenverbindung A.V. Agraria München Weihenstephan. Er trat danach in den bayerischen Staatsdienst ein und war von 1952 bis 1959 im Bayerischen Landwirtschaftsministerium tätig. Von 1959 bis 1961 war er als Oberlandwirtschaftsrat Leiter des Landwirtschaftsamtes Miesbach.


Josef Ertl war seit 1953 mit Paula Niklas, der Tochter seines Vorgängers im Amt des Bundeslandwirtschaftsministers, Wilhelm Niklas, verheiratet. Ertl lebte in Bad Wiessee und während seiner Amtszeit als Bundeslandwirtschaftsminister auch im Wachtberger Stadtteil Pech im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Am Ostermontag 1993 wurde er auf dem familieneigenen Bauernhof von einem Stier angefallen, konnte aber trotz lebensgefährlicher Verletzungen – darunter eine Brustkorbquetschung mit Lungenverletzung und mehrere Rippenbrüche – gerettet werden. Seither war er auf den Rollstuhl angewiesen. Sieben Jahre später wurde er am 10. November 2000 auf dem Hof seines Sohnes Christoph in Rott am Lech erneut Opfer eines Unfalls, bei dem er sich schwere Brandverletzungen zuzog, indem er mit seiner Kleidung mit offenem Feuer in Berührung kam. Eine Behandlung im Krankenhaus in Murnau am Staffelsee konnte Ertl nicht retten. Er erlag dort seinen Verletzungen und wurde auf dem Bergfriedhof von Bad Wiessee beigesetzt.


1952 wurde Ertl Mitglied der FDP. 1971 löste er Dietrich Bahner als Vorsitzenden der FDP Bayern ab und übte dieses Amt bis 1983 aus. Sein Nachfolger wurde Manfred Brunner.


Unterlagen über seine Tätigkeit als Bundesminister und als Landesvorsitzender der bayerischen FDP aus den Jahren 1970 bis 1983 werden im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach aufbewahrt.


Von 1961 bis 1987 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1968 bis 1969 Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.


Nach der Bundestagswahl 1969 wurde er am 22. Oktober 1969 als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in die von Bundeskanzler Willy Brandt geführte Bundesregierung berufen. Dieses Amt bekleidete er auch unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition trat er am 17. September 1982 gemeinsam mit den anderen FDP-Bundesministern zurück. Nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler übernahm Ertl am 4. Oktober 1982 erneut die Leitung des Landwirtschaftsministeriums. Da die FDP bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 erhebliche Stimmeinbußen hinnehmen musste, konnte sie in den Koalitionsverhandlungen nur noch drei FDP-Bundesminister durchsetzen. Das Landwirtschaftsministerium wurde von der CSU beansprucht, so dass Ertl am 29. März 1983 aus der Bundesregierung ausschied.


Ertl war unverlässlich im Umgang mit Geldern, die ihm für politische Gefallen angedient wurden.[2] Ertls „Politik der offenen Hand“ führte sogar dazu, dass der seinerzeitige Bundespräsident Karl Carstens 1980 Bedenken hatte, den Freidemokraten erneut zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu ernennen.[3]


Der Katholik Josef Ertl wurde 1975 bei der Gründung des Katholisch-Liberalen Arbeitskreises (KLA, seit 1997: KLAK) dessen erster Vorsitzender.[4] Von 1984 bis 1990 war er Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und danach deren Ehrenpräsident.[5] Außerdem war er von 1978 bis 1991 Präsident des Deutschen Skiverbandes.



Ehrungen |



  • 1971: Bayerischer Verdienstorden

  • 1971: Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst (zusammen mit Franz Xaver Unertl)

  • 1971: Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[6]

  • 1973: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland[7], 1975 um Stern und Schulterband ergänzt

  • 1975: Karl-Abetz-Preis für seine Verdienste um die wirtschaftliche Förderung der deutschen Forstwirtschaft

  • 1979: Ernst-Reuter-Plakette der Stadt Berlin

  • 1979: Andreas-Hermes-Medaille des Deutschen Bauernverbandes

  • 1979: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik

  • 1987: Preis der italienischen Agrarjournalisten

  • 1992: Thomas-Dehler-Preis

  • 1995: Ehrenmedaille in Gold des Bayerischen Bauernverbandes

  • Am 30. November 2000 wurde Ertl mit einem Trauerstaatsakt in Berlin geehrt.


Weiter war Ertl auch Ökonomierat der Republik Österreich und Ehrendoktor der Universität Tokio.


Zur Erinnerung an Ertl verleiht die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) seit 2001 die Josef-Ertl-Medaille.



Kabinette |




  • Kabinett Brandt I – Kabinett Brandt II


  • Kabinett Schmidt I – Kabinett Schmidt II – Kabinett Schmidt III

  • Kabinett Kohl I



Einzelnachweise |




  1. Helmut Gewalt: Angehörige des Bundestags / I. - X. Legislaturperiode ehemaliger NSDAP- & / oder Gliederungsmitgliedschaften (Memento des Originals vom 18. Januar 2012 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.niqel.de (pdf-Datei, abgerufen am 24. November 2011; 61 kB).


  2. So wie Du bist. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1980, S. 22 (online). 


  3. In großen Scheinen. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1980, S. 28 (online). 


  4. Josef Ertl und der Katholisch-Liberale Arbeitskreis (KLAK) http://www.liberale-christen.de/files/Veroe/JahreKLAK.pdf


  5. Josef Ertl Präsident der DLG; Sonderband 100 Jahre DLG, Seite 199


  6. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB)


  7. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973.



Weblinks |



 Commons: Josef Ertl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Literatur von und über Josef Ertl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

.mw-parser-output div.BoxenVerschmelzen{border:1px solid #AAAAAA;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;padding-top:2px}.mw-parser-output div.BoxenVerschmelzen div.NavFrame{border:none;font-size:100%;margin:0;padding-top:0}

.mw-parser-output div.NavFrame{border:1px solid #A2A9B1;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;min-height:0;padding:2px;text-align:center}.mw-parser-output div.NavPic{float:left;padding:2px}.mw-parser-output div.NavHead{background-color:#EAECF0;font-weight:bold}.mw-parser-output div.NavFrame:after{clear:both;content:"";display:block}.mw-parser-output div.NavFrame+div.NavFrame,.mw-parser-output div.NavFrame+link+div.NavFrame{margin-top:-1px}.mw-parser-output .NavToggle{float:right;font-size:x-small}














































Popular posts from this blog

Wiesbaden

Marschland

Dieringhausen