Steinbruch











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Kalksteinbruch in Oberbayern





Rhyolith-Steinbruch in Löbejün in Sachsen-Anhalt




Kalksteinbruch in Brilon-Rösenbeck in Sauerland




Basaltsteinbruch 1914


Ein Steinbruch dient der Gewinnung von Festgesteinen aus einer Gesteins-Lagerstätte. Bei Lockergestein spricht man hingegen von Sand- oder Schottergrube.


Der Gesteinsabbau kann in die Tiefe und Breite oder an einem Berg in horizontaler Richtung betrieben werden. Die Mehrzahl sind Übertage-Steinbrüche, auch als offene Steinbrüche bezeichnet. In besonderen Fällen wird das Gestein in unterirdischen Steinbrüchen abgebaut.[1][2][3][4][5]


Die meisten Steinbrüche dienen dem Abbau von Schüttgut und von Massenrohstoffen für die Industrie. Mengenmäßig erst weit danach kommen Steinbrüche für Werksteine (Wegebeläge, Innendekoration, Fassaden, Grabsteine, Gartengestaltung usw.).




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Prozessbeschreibung


  • 3 Gesteinskriterien


  • 4 Transport


  • 5 Emissionen


  • 6 Branchenzahlen in Deutschland


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Geschichte |




Steinbruch des Heilbronner Sandsteins um 1835


Die Ägypter brachen vor allem Weichgestein, wie Kalkstein und Sandstein in Steinbrüchen, die sich in unmittelbarer Nähe der Bauwerke befanden. Kalkstein wurde für alle großen Pyramiden des alten Reiches, wie die Cheops-Pyramide, die Chephren-Pyramide und die Mykerinos-Pyramide in Gizeh verwendet. Steinbrüche für Hartgestein waren am Mons Claudianus und Mons Porphyrites in Ägypten. Ein überaus bemerkenswertes Beispiel für einen altägyptischen Steinbruchbetrieb bildet der Unvollendete Obelisk von Assuan. Der große Felsentempel von Ramses II. in Abu Simbel wurde in Sandstein eingeschlagen.


Die Griechen brachen in der Antike vor allem Marmore und selten Sand- oder Kalkstein ab. Beispielsweise bauten sie die Akropolis mit Pentelinischem Marmor auf, dessen Steinbruch sich unweit von Athen befand. Sie transportierten aber auch große Einzelstücke wie die Kouroi auf Schiffen.


Die Römer brachen vor allem Weichgestein, wie den Römischen Travertin aus Tivoli und vulkanische Tuffe aus dem Raum Orvieto; bis ins 2. Jahrhundert bezogen sie vor allem Marmor von der griechischen Insel Paros und verwendeten erst später für wertvollere Arbeiten Carrara-Marmor. Sie begannen aber auch, Marmor und Kalkstein zum Zwecke der Kalkherstellung (Kalkbrennen) abzubauen.


Steinbrüche im deutschen Gebiet wurden in größerem Maßstab erst seit der Römerzeit betrieben. Wichtige römische Steinbrüche waren etwa das Felsenmeer im Odenwald, der Kriemhildenstuhl in der Pfalz. Erst mit der Zeit der Romanik begann in Deutschland ein Steinbruchbetrieb zur Erstellung der kirchlichen Bauten aus Sand- und Kalkstein in größerem Umfang.


In Österreich zählt der Römersteinbruch St. Margarethen zu den ältesten Steinbrüchen, der bereits beim Bau von Carnuntum in Betrieb war.



Prozessbeschreibung |





Gittermastkran in einem Carrara-Marmorsteinbruch




Plattenkalk-Bruch bei Solnhofen




Steinbruch von Naxos-Marmor bei Kinidaros in Griechenland




Unterirdischer Marmorbruch (Provinz Verona)


Bei einer zum Abbau genehmigten Lagerstätte besteht die Prozesskette zunächst aus der Beseitigung eventuell vorhandenen Abraums, danach erfolgt die Gewinnung, meist durch Sprengung. Anschließend wird das verwertbare Gestein zur Aufbereitungsanlage transportiert, in der das Aufgabegut mittels Brecher oder Mühlen zerkleinert und über Siebe oder ggf. Sichter klassiert wird. Ein moderner Steinbruch ist ein kapitalintensiver und weitgehend automatisierter Betrieb. Die Endprodukte sind von Ausnahmen abgesehen Baustoffe, die nach ihrer Korngröße unterteilt werden: Brechsand, Splitt, Schotter, Gleisschotter und Wasserbausteine. Als Edelsplitt werden mehrfach gebrochene Splitte bezeichnet, die insbesondere im qualifizierten Asphalt-Straßenbau, aber auch in der Betonproduktion Verwendung finden.


Eine besondere Form des Steinbruchs sind Betriebe zur Gewinnung von marktgerecht geformten Natursteinen wie z. B. Platten oder Pflastersteinen. Bei dieser Art des Steinbruchs sind die bekanntesten Gesteine Marmor, Kalkstein, Granit, Basalt und Schiefer. Idealerweise handelt es sich dabei um Lagerstätten, deren Gesteinsschichten bereits entsprechend der gewünschten Form strukturiert sind. Andernfalls müssen die gewünschten Formen durch Sägen oder Spalten hergestellt werden.


In Deutschland verwendete Naturwerksteine kommen zunehmend nicht mehr aus lokal oder regional nahen Steinbrüchen, auch weil hiesige Gewinnungskosten weit über denen z. B. in Asien liegen. Der Betrieb eines Steinbruchs unterliegt sehr umfassenden behördlichen Genehmigungsverfahren und weitreichenden Auflagen. Auch die Rekultivierung nach Beendigung des Gesteinsabbaus ist detailliert geregelt. In indischen und chinesischen Steinbrüchen beispielsweise werden die Kosten durch andere Arbeitsbedingungen, Sicherheitsvorkehrungen, allgemein menschenunwürdige Unterbringungsformen und auch Kinderarbeit niedrig gehalten.[6]



Gesteinskriterien |


Die Art der abgebauten Gesteine ist sehr vielfältig. Man unterscheidet sie in erster Linie nach ihrem geologischen Ursprung. Beispiele sind Kalkstein, Dolomit, Granit, Basalt oder Grauwacke. Qualitätsbestimmend ist vor allem die Festigkeit und das Verschleißverhalten. Beim zu vermarktenden Endprodukt sind diese Kriterien auch wesentlich. Hinzu kommen Kriterien, die sich aus der Verfahrenstechnik der Aufbereitung ergeben, dies sind vor allem die Sortenreinheit der klassierten Fraktionen und die Kubizität der Kornform.



Transport |


Die in einem Steinbruch hergestellten verkaufsfähigen Stoffe sind überwiegend Schüttgüter mit einem relativ niedrigen Tonnagewert. Bei der Vermarktung sind daher die Transportkosten oft sehr wettbewerbsbestimmend; sie definieren weitgehend die regionalen Vermarktungsgrenzen zum Wettbewerb.


Vorherrschend ist LKW-Transport, vor allem in der Schweiz ist auch der Bahntransport verbreitet. Sofern am Steinbruch ein Gleisanschluss besteht, kann der Radius des Vermarktungsgebiets beim Bahntransport erweitert werden da die Kosten für den Weg niedriger sind. Allerdings fallen beim Schienentransport oft Kosten für den Umschlag auf LKWs kurz vor der Baustelle, an der das Schottergut Verwendung findet, an. Ausnahme bildet der Gleisbau, da der Schotter ohne Umschlag direkt bis an die Baustelle auf der Schiene transportiert werden kann. Laut einer ARD-Dokumentation werden in Deutschland z. Zt. (Stand: Mai 2016) Gleisanschlüsse bei Steinbrüchen durch die Deutsche Bahn stark abgebaut.[7][8]


Deutlich größere Lieferradien lassen sich bei entsprechenden Voraussetzungen nur über Schiffstransporte wirtschaftlich realisieren.



Emissionen |


Aus Steinbrüchen wird insbesondere während des Betriebs Staub diffus emittiert.[9][10] Auch durch das Befahren unbefestigter Fahrwege auf dem Steinbruch-Gelände wird Staub aufgewirbelt.[10][11] Maßgeblich für die Emissionssituation sind aber die Abwürfe von den Förderbändern.[10] Staubmindernde Maßnahmen sind unter anderem der Einsatz von Staubbindemaschinen, automatische Anpassungen von Abwurfhöhen der Förderbänder und Kapselung ausgewählter Aggregate.[12]



Branchenzahlen in Deutschland |


In Deutschland wurden im Jahr 2004 144 Mio. t Naturstein abgebaut. Der Höchststand war 1994 mit 189 Mio. t (Quelle: Stat. Bundesamt). Die Zahl der Steinbrüche in Deutschland liegt nach Verbandsangaben bei rund 2000, in denen ca. 25.000 Personen beschäftigt sind. Insbesondere Steinbrüche, in denen sich Gesteine für die Verwertung als Naturwerkstein gewinnen lassen, melden seit Jahren rückläufige Betriebszahlen, da vor allem Gesteine aus Indien und China als Massenware und Billigprodukte importiert werden.[13]



Weblinks |



 Commons: Steinbrüche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Steinbruch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Wikisource: Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Steinbrüchen und Steinhauereien (Steinmetzbetrieben) (Deutschland, 1902) – Quellen und Volltexte


Einzelnachweise |




  1. Günther Mehling: Naturstein-Lexikon. München (Callwey) 1993, S. 609 Schlagwort: Unterirdischer Steinbruch ISBN 3-7667-1054-0


  2. Raymond Perrier: Les roches ornementales. Ternay (Edition Pro Roc) 2004, S. 443–447 ISBN 2-9508992-6-9


  3. Laurent Poupard/Annick Richard: Marbres en Franche-Comté. Besançon (DRAC) 2003, S. 177–179 ISBN 2-9507436-4-1


  4. Frederick Bradley: Guida alle Cave di Marmo di Carrara. Lucca (S. Marco Litotipo) 1991, S. 52


  5. G. Richard Lepsius: Griechische Marmorstudien. 1890, S. 44


  6. Kinderarbeit in Indien: Mit fünf Jahren in den Steinbruch. Tagesschau 12. Juni 2009


  7. Deutsche Bahn - Falsches Signal - Wie die Bahn beim Gütertransport versagt www.stuttgarter-zeitung.de, 18. Mai 2016


  8. Aus für jeden vierten Güterbahnhof - "Es geht abwärts mit dem Güterverkehr" www.swr.de


  9. Ingo Düring, Antje Moldenhauer, Ulrich Vogt, Günter Baumbach, Dieter Straub, Peter Fleischer: Ermittlung von PM10-Emissionen aus einem Steinbruch. In: Zeitschrift für Immissionsschutz. 16, Nr. 4, 2011, ISSN 1430-9262, S. 178–183.


  10. abc Antje Moldenhauer, Ingo Düring, Ulrich Vogt, Günter Baumbach, Dieter Straub, Peter Fleischer: PM10-Emissionen aus einem Steinbruch. In: Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft. 74, Nr. 1/2, 2014, ISSN 0949-8036, S. 49–55.


  11. VDI 3790 Blatt 4:2018-09 Umweltmeteorologie; Emissionen von Gasen, Gerüchen und Stäuben aus diffusen Quellen; Staubemissionen durch Fahrzeugbewegungen auf gewerblichem/industriellem Betriebsgelände (Environmental meteorology; Emission of gases, odours and dusts from diffusive sources; Dust emissions due to vehicle movements on roads not open to the public). Beuth Verlag, Berlin, S. 9.


  12. VDI 2584:1997-10 Emissionsminderung; Naturstein-Aufbereitungsanlagen in Steinbrüchen (Emission control; Rock processing in quarries). Beuth Verlag, Berlin, S. 11.


  13. Michelangelo fehlt: Steinbruchsterben im Deutschland. Umweltauflagen und Billigimporte machen den Felsbrechern das Leben schwer. Spiegel 36/1998









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