Rufzeichen








Ein Rufzeichen (auch Stationskennung) dient nach den Regelungen der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) zur Identifikation einer Funkstelle. In den Funkdiensten, in denen ein Rufzeichen verwendet wird, muss im internationalen Funkverkehr die Rufzeichennennung gemäß der Vollzugsordnung für den Funkdienst nach der dort in Anhang 14 angegebenen Internationalen Buchstabiertafel erfolgen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Allgemeines


    • 1.1 Historische Entwicklung der Präfixe




  • 2 Rufzeichen im Amateurfunkdienst


  • 3 Funkrufzeichen in der Luftfahrt


    • 3.1 Rufzeichen von Bodenfunkstellen


    • 3.2 Rufzeichen von Luftfunkstellen


    • 3.3 Beispiele




  • 4 Funkrufzeichen in der Seefahrt


    • 4.1 Rufzeichen von Küstenfunkstellen


    • 4.2 Rufzeichen von Seefunkstellen




  • 5 Rufzeichen im Rundfunk


  • 6 Siehe auch


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Allgemeines |


Ein Rufzeichen besteht aus einer Folge von Buchstaben und Ziffern, die nach bestimmten Schemata gebildet werden. Die ersten Zeichen, das ITU-Präfix, dient zur Kennzeichnung der Nationalität der Funkstelle. Diese Präfixe werden von der ITU festgelegt und in einem oder mehreren Blöcken den Staaten zugeteilt. Sie bestehen üblicherweise aus zwei Zeichen, von denen mindestens eines ein Buchstabe ist. Von einigen größeren Ländern werden Präfixe aus nur einem Zeichen benutzt, und in Ausnahmefällen werden drei Zeichen verwendet.


Zur besseren Unterscheidung und leichteren Handhabung bei der Vergabe werden den Funkstellen der verschiedenen Funkdienste Rufzeichen nach bestimmten Schemata zugeteilt:































Rufzeichenbildung für verschiedene Funkdienste (Auswahl)
Funkdienst
Mögliche Rufzeichen

Fester Funkdienst
NNA, NNA9, NNA99, NNA999
Mobiler Seefunkdienst
NNAA, NNAA9, NNAA99, NNA999, NNA9999
Mobiler Flugfunkdienst
NNAAA, NAAAA, N9999 (weitere Rufzeichen möglich)

Mobiler Landfunkdienst
NA9999, NNA9999, NNAA9999

Amateurfunkdienst
NN9A, NN9NA, NN9NNA, NN9NNNA, A9A, A9NA, A9NNA, A9NNNA
(N = Buchstabe oder Ziffer, A = Buchstabe, 9 = Ziffer). Von den ersten beiden Zeichen ist wenigstens eines ein Buchstabe; in den meisten Fällen dürfen die Ziffern 0 und 1 nicht einem Buchstaben folgen


Historische Entwicklung der Präfixe |


Die historische Entwicklung der Präfixe für die deutschsprachigen Staaten ist in folgender Tabelle dargestellt:









































ITU-Präfixe in deutschen Staaten, Österreich und der Schweiz
Land
Präfixe
Bemerkungen

Deutsches Reich
D
1935 bis 1945

Saarland
9S
1949 bis 1957

Deutsche Demokratische Republik
DM–DT, Y2–Y9
DM-DT 1949 bis 1979, Y von 1980 bis 1990

Bundesrepublik Deutschland
DA–DR, Y2–Y9
Bis 1979 nur DA-DL. Die ITU wies der Bundesrepublik Deutschland 1979 den von der DDR abgegebenen Rufzeichenblock DM-DR zu. Die Y-Präfixe wurden nach dem Beitritt für eine Übergangszeit bis zum 31.12.1992 in der Bundesrepublik weiter verwendet, werden aber nicht mehr vergeben.

Österreich
OE
Erste Amateurfunklizenzen nach dem Zweiten Weltkrieg ab Juni 1954

Schweiz
HB, HE
Die Präfixe HB0 und HE0 werden von Liechtenstein verwendet. HB2 wird Conteststationen, HB3 für die Einsteigerlizenz und HB4 für Amateurfunkstationen der Armee und armeenaher Organisationen vergeben.

Die Rufzeichen werden von den nationalen Verwaltungsbehörden unter Berücksichtigung der vorgegebenen Präfixe entsprechend vergeben. Dabei werden nicht alle Möglichkeiten zur Rufzeichenbildung wahrgenommen. In Deutschland erfolgt die Rufzeichenvergabe durch die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA).


In den Vereinigten Staaten melden sich Fernsehsender und Radiosender traditionellerweise mit ihrem Funkrufzeichen anstatt des Sendernamens.



Rufzeichen im Amateurfunkdienst |




In den USA verwenden Funkamateure ihr Rufzeichen auch für ihr Nummernschild



Rufzeichen werden im Amateurfunkdienst im Allgemeinen regelmäßig übermittelt. Die Zuteilung der Rufzeichen zu den einzelnen Funkstationen beziehungsweise Lizenzinhabern erfolgt nach bestimmten Schemata, die beispielsweise die Lizenzklassen, die geographische Lage oder die Verwendung der Funkstation (beispielsweise als Klubstation oder Relaisfunkstelle) berücksichtigen.



Funkrufzeichen in der Luftfahrt |


In der Luftfahrt wird zwischen Bodenfunkstellen und Luftfunkstellen unterschieden.



Rufzeichen von Bodenfunkstellen |


Das Rufzeichen einer Bodenfunkstelle setzt sich zusammen aus einer Ortsbezeichnung oder dem Namen einer Bodenfunkstelle und einer der nachfolgend aufgeführten Funktionsbezeichnungen.[1]






























































Funkverkehr in englischer Sprache
CONTROL Bezirkskontrolle ohne Radar
RADAR Flugverkehrskontrolle mit Radar
APPROACH An- und Abflugkontrolle ohne Radar
ARRIVAL Anflugkontrolle mit Radar
DEPARTURE Abflugkontrolle mit Radar
TOWER Flugplatzkontrolle
GROUND Flugverkehrskontrolle auf dem Rollfeld
DELIVERY Übermittlung von Streckenfreigaben
PRECISION Endanflugkontrolle mit Präzisionsradar
HOMER Peilstation
INFORMATION Fluginformationsdienst (in Deutschland der DFS)
APRON Bewegungslenkung auf dem Vorfeld
DISPATCH Übermittlung von Flugbetriebsmeldungen einer Luftverkehrsgesellschaft
RADIO übrige Flugfunkstation













































Funkverkehr in deutscher Sprache (teilweise deutschlandspezifisch)
TURM Flugplatzkontrolle
ROLLKONTROLLE Flugverkehrskontrolle auf dem Rollfeld
INFORMATION Fluginformationsdienst
START oder SCHULE Ausbildung von Luftfahrern
INFO Flugplatzinformationsdienst durch Luftaufsichtspersonal oder Flugleiter
VORFELD Bewegungslenkung auf dem Vorfeld
SEGELFLUG
Segelflugbetrieb
RÜCKHOLER Segelflugbegleit- und Rückholbetrieb
VERFOLGER Freiballonbegleit- und Rückholbetrieb
WETTBEWERB Wettbewerbsveranstaltungen


Rufzeichen von Luftfunkstellen |




Cessna 172 mit klar sichtbaren Rufzeichen N61848 'N' steht in diesem Fall für die USA und '61848' ist das Eintragungszeichen




Rettungshubschrauber Christoph 13 mit Rufzeichen D-HZSG am Heck, 'D' steht für Deutschland,'H' für Hubschrauber und 'ZSG' die individuelle Kennung des Hubschraubers, das Rufzeichen 'Christoph 13' wird im BOS- als auch im Flugfunk nur verwendet, wenn der Hubschrauber im Luftrettungsdienst ist.


Rufzeichen von Luftfunkstellen müssen einem der folgenden Typen entsprechen:



Typ a)



  1. Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges

  2. Name des Luftfahrzeugherstellers, Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges

  3. Name des Luftfahrzeugmusters, Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges





Typ b) 

Die im Sprechfunk verwendete Bezeichnung des Luftfahrtunternehmens, gefolgt von den vier Zeichen des Eintragungszeichens

Typ c) 

Die im Sprechfunk verwendete Bezeichnung des Luftfahrtunternehmens, gefolgt von der Flugnummer

Typ d) 

Ein maximal siebenstelliges Rufzeichen für militärische Luftfahrzeuge und für Luftfahrzeuge, die zu besonderen öffentlichen Zwecken eingesetzt sind.


Die Rufzeichen von Luftfunkstellen dürfen während des Fluges nicht geändert werden, es sei denn, die Bodenfunkstelle hat zur Vermeidung einer Verwechslung ausdrücklich ein anderes Rufzeichen zugewiesen. Unter bestimmten Bedingungen ist die Verwendung von verkürzten Rufzeichen erlaubt.



Die im Sprechfunk verwendete Bezeichnung ist meist direkt vom Namen der Fluglinie abgeleitet (z. B. "Delta" oder "Lufthansa"), manchmal aber auch ein ganz anderes Wort (z. B. "Cactus" bei America West bzw. heute US Airways). Diese Bezeichnungen sind in den Artikeln zu den Fluglinien in der jeweiligen Info-Box unter "Rufzeichen" sowie zusammenfassend in der Liste von Fluggesellschaften angegeben.


Beispiele |



  • Der Tower in München (Bodenfunkstelle) wird nach dem oben genannten Schema (Ortsbezeichnungsfunktion) auf Englisch als München Tower bzw. auf deutsch München Turm gerufen.

  • Ein österreichischer Motorsegler mit dem Luftfahrzeugkennzeichen OE-9315 wird Oscar-Echo-Neun-Drei-Eins-Fünf gerufen (Typ a)1.). Verkürztes Rufzeichen: Oscar-Eins-Fünf oder Oscar-Drei-Eins-Fünf

  • Eine Lufthansa-Boeing mit dem Kennzeichen D-ABCD, die mit der Flugnummer LH-7810 fliegt, könnte Delta-Alpha-Bravo-Charlie-Delta (verkürzt Delta-Charlie-Delta) gerufen werden. Üblich ist aber bei Linien- und Charterflügen Typ c), also Lufthansa-Seven-Eight-One-Zero.

  • Besondere Rufzeichen Typ d) sind z. B.


    • Christoph-Eins-Neun: Deutsche Rettungshubschrauber werden mit dem Präfix Christoph gefolgt von einer Nummer oder dem Standort (z. B. Christoph Regensburg) gerufen.


    • Air Force One: Rufzeichen eines Luftfahrzeuges der US Air Force, das den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten an Bord hat. Als Richard Nixon 1974 zurücktrat, startete das Fahrzeug mit dem Rufzeichen Air Force One von der Andrews Air Force Base. In dem Moment, als Gerald Ford seinen Amtseid ablegte und damit Nixon nicht mehr Präsident war, wurde das Rufzeichen dieses Flugzeugs in SAM 26000 geändert (SAM bedeutet Special Air Mission).





Funkrufzeichen in der Seefahrt |




Seefunk-Station Cap San Diego, Rufzeichen DNAI ist auf dem Gerät angebracht


Im mobilen Seefunkdienst wird zwischen Küstenfunkstellen und Seefunkstellen unterschieden.



Rufzeichen von Küstenfunkstellen |


Für Verwendung von Morsetelegrafie wird bzw. wurde einer Küstenfunkstelle ein Rufzeichen zugeordnet, z. B. DAN für Norddeich Radio oder DHS für Rügen Radio (bis Ende 1979, ab 1980 Y5M).
Bei Verwendung von Sprechfunk werden Küstenfunkstellen nicht mit einem Rufzeichen, sondern mit ihrem Namen gerufen. Der Name setzt sich zusammen aus der Ortsbezeichnung und dem nachgestellten Wort „Radio“ oder z. B. „Schleuse“.
Ebenso wird im weltweiten Seenot- und Sicherheitssystem (GMDSS) eine Küstenfunkstelle auch durch ihre Rufnummer des mobilen Seefunkdienstes (MMSI) eindeutig identifiziert.



Rufzeichen von Seefunkstellen |


Jede Seefunkstelle hat ein eindeutiges Rufzeichen, das sich aus mehreren Buchstaben oder einer Kombination von Buchstaben und Zahlen zusammensetzt. Ein Rufzeichen identifiziert eine Seefunkstelle eindeutig, d. h. jedes Rufzeichen ist nur einmal vergeben.


Bei im Schiffsregister eingetragenen Schiffen ist das Unterscheidungssignal gleichzeitig Rufzeichen, z. B. DRAX für die Gorch Fock.


Seefunkstellen können darüber hinaus auch mit dem Namen des Fahrzeugs, auf dem sie sich befinden, gerufen werden. Ebenso wird im weltweiten Seenot- und Sicherheitsfunksystem (GMDSS) eine Seefunkstelle auch durch ihre Rufnummer des mobilen Seefunkdienstes (MMSI) eindeutig identifiziert.



Rufzeichen im Rundfunk |




"NewsTalkRadio 77" in New York. Das Rufzeichen WABC ist Teil des Logos. 77 steht für 770 kHz, also Mittelwelle




CBS Radio 1070 kHz Los Angeles. Anzeige Rufzeichen KNX im Autoradio


In Nordamerika und einzelnen Staaten Süd- und Mittelamerikas werden Radio- und Fernsehstationen mit ihrem Rufzeichen bezeichnet. In den meisten Ländern Europas sind die anfänglich noch genannten Rufzeichen bei den Rundfunksendern früh verschwunden; in Deutschland wurden sie nie genutzt.


In den USA geht die verpflichtende Nutzung von Rufzeichen auf die Rundfunkgeschichte des Landes zurück und ab 1930 mit der Lizenzierung durch die Federal Communication Commission.[2] Anfang des 20. Jahrhunderts ordnete die damalige International Telegraph Union (ITU) in mehreren Schritten die Länder-Kennungen "W", "K", "N" und "AA" – "AL" den Vereinigten Staaten zu. Während "A" und "N" für militärische Funkdienste und den Amateurfunkdienst gebraucht werden, bekommen US-Rundfunksender bei der Lizenzierung durch die FCC Rufzeichen mit "K" oder "W" beginnend. Sender mit Standort westlich des Mississippi erhalten Rufzeichen mit dem Anfangsbuchstaben "K"; Sender östlich des Mississippi mit "W". Diese Regelung wurde im Januar 1923 eingeführt und gilt bis heute. Sehr früh lizenzierte Sender erhielten nur drei Buchstaben und fielen nicht unter die "Mississippi-Regelung". Einige existieren bis heute (zum Beispiel KSAN in San Francisco).


In den 1940er Jahren kamen zu den ursprünglichen US-Mittel- und Kurzwellenstationen, auch erste UKW-Stationen (mit Frequenzmodulation) hinzu. So wurde an das Rufzeichen der Zusatz "-FM" gehängt, Fernsehsender ab den 1970er Jahren werden mit dem Zusatz "-TV" versehen. Der Präfix ist fester Bestandteil des Rufzeichens. Das Rufzeichen ist auch immer auf eine spezifische Frequenz lizenziert. Deshalb gibt es z. B. die Stationen "KCBS" (San Francisco, Mittelwelle)[3], "KCBS-FM" (Los Angeles)[4] auf UKW und "KCBS-TV" (Los Angeles)[5], bei denen es sich jeweils um selbständige Sender handelt.[6]


Rundfunkstationen in den USA werden in ihrem Charakter noch stärker als "Funkstellen" mit festem Standort wahrgenommen, als dies z. B. in Europa üblich ist. Verpflichtend müssen alle Sender in den USA zur vollen Stunde ihr Rufzeichen und ihren Standort, die „legal ID“, nennen.



Siehe auch |



  • Funkrufnamen von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS)


Weblinks |



  • Tabelle der Zuordnung der Rufzeichenblöcke zu den Staaten bei der ITU

  • MARS-Dienst der ITU: Suche nach Rufzeichen, MMSI oder Schiffsname von registrierten Seefunkstellen



Einzelnachweise |




  1. ICAO Doc 9432, Manual of Radiotelephony


  2. FEDERAL COMMUNICATIONS COMMISSION - U.S. Regulatory Commission, gesichtet am 16. Januar 2016 [1]


  3. FCC Abfrage am 16. Januar 2016[2]


  4. FCC Abfrage am 16. Januar 2016[3]


  5. FCC Abfrage am 16. Januar 2016[4]


  6. Infos von "Wie die Sender in den USA zu ihren "seltsamen" Namen kommen" von www.mycberradio, gesichtet am 16. Januar 2016 [5]









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