Alexander-von-Humboldt-Stiftung


























Alexander-von-Humboldt-Stiftung

(AvH)


Zweck:
Wissenschaftlicher Austausch
Vorsitz:

Hans-Christian Pape[1]
Bestehen:
seit 1953
Sitz:

Bonn-Bad Godesberg
Website:

www.humboldt-foundation.de

kein Stifter angegeben


Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung (AvH, in eigener Schreibung Alexander von Humboldt-Stiftung) ist eine gemeinnützige Stiftung der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Forschung. Sie fördert Wissenschaftskooperationen zwischen ausländischen und deutschen Forschern und unterstützt die sich daraus ergebenden wissenschaftlichen und kulturellen Verbindungen. Im Jahr 2015 umfasste der Haushalt Ausgaben von über 100 Millionen Euro.[2]




Hauptgeschäftsstelle der Stiftung (Luftaufnahme 2014)




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Leitbild


  • 3 Sitz


  • 4 Vergebene Preise


  • 5 Willkommenskultur


  • 6 Präsidenten seit 1953


  • 7 Generalsekretäre


  • 8 Bekannte Preisträger und Stipendiaten der Stiftung


  • 9 Internationaler Beirat


  • 10 Zeitschrift


  • 11 Weblinks


  • 12 Einzelnachweise





Geschichte |


Die erste nach Alexander von Humboldt benannte Stiftung, die Alexander von Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen, wurde bald nach dem Tod des Naturforschers 1860 in Berlin gegründet.
Die Initiative ging von Gustav Magnus aus, der auch die Finanzierung sicherstellte.[3] Als Schatzmeister wirkte Alexander Mendelssohn. Die Stiftung unterstützte Forschungsreisen deutscher Wissenschaftler ins Ausland, verlor jedoch in der Inflation ihr Kapital.


1925 wurde die Stiftung auf Betreiben des Auswärtigen Amtes neu gegründet und unterstützte fortan ausländische Wissenschaftler und Doktoranden während ihres Studiums in Deutschland. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches musste sie ihre Tätigkeit 1945 erneut einstellen.


Auch auf Anregung ehemaliger Humboldt-Gastwissenschaftler wurde die heutige Alexander-von-Humboldt-Stiftung am 10. Dezember 1953 von der Bundesrepublik Deutschland errichtet.[4] Seitdem hat die Stiftung über 28.000 Wissenschaftler aus rund 140 Ländern gefördert, darunter 55 Nobelpreisträger.[5] Sie betreut die ausländischen, zumeist jungen Gastwissenschaftler aller Fachgebiete während ihrer Forschungsaufenthalte in Deutschland und wird dabei vom Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie von weiteren nationalen und internationalen Partnern gefördert.[6] Besonderes Augenmerk wird auf die Förderung von Kontakten zwischen ehemaligen Stipendiaten und den deutschen Wissenschaftlern gelegt. Durch die Arbeit der Stiftung entsteht ein aktives Netzwerk von Wissenschaftlern in der ganzen Welt.


Die Stiftung ist Mitglied in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, einem formlosen Zusammenschluss von deutschen Wissenschaftsorganisationen. Das Berliner Büro befindet sich im WissenschaftsForum Berlin.



Leitbild |


Die Stiftung verfügt über ein Leitbild, das jeweils im Jahresbericht der Stiftung veröffentlicht wird. Das Leitbild betont etwa, dass Personen und keine Projekte gefördert werden, es keine Quoten gibt, und die Stipendiaten und Preisträger ihre Forschungsthemen und Kooperationspartner frei wählen können. Es lautet in Auszügen:





„Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Spitzenleistungen in der Forschung: Wichtigstes Auswahlkriterium ist der Nachweis hoher individueller Qualifikation. [...]


Die Humboldt-Stiftung fördert Personen: Fortschritte in der Wissenschaft hängen auch heute von der Qualifikation und vor allem dem Pioniergeist einzelner Persönlichkeiten ab. Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert deshalb Personen und keine Projekte. [...]


Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Kreativität durch Eigenständigkeit und Freizügigkeit: Die von der Humboldt-Stiftung Geförderten sind in der Wahl ihrer Forschungsthemen, ihrer wissenschaftlichen Gastgeber sowie ihrer wissenschaftlichen Vorgehensweise frei.


Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert ein (wissenschaftliches) Leben lang: Mit vielfältigen Förderinstrumenten ermöglicht sie es den Humboldtianern, nach der Rückkehr in ihr Heimatland den Kontakt zu Deutschland und die Zusammenarbeit mit ihren Fachkollegen aufrecht zu erhalten.


Die Alexander von Humboldt-Stiftung ist neutral: Die Auswahl der Geförderten erfolgt unabhängig von Religion, ethnischer und sozialer Herkunft, nationaler Zugehörigkeit oder Geschlecht. Die Stiftung ist frei von weltanschaulichen oder kommerziell definierten Vorgaben. [...]“[7]






Sitz |


Sitz der Stiftung ist Bonn-Bad Godesberg. Die Hauptgeschäftsstelle umfasst einen Gebäudekomplex aus einer denkmalgeschützten Villa von 1905 (Jean-Paul-Straße 12) und einem 1975–76 als Erweiterungsbau für die Stiftung errichteten Bürogebäude mit Büros, Repräsentationsraum und Wohnungen (Mirbachstraße 3–5). In Bad Godesberg ließ die Stiftung 1965/66 nach einem Entwurf von Erich Schneider-Wessling auch ein Gästehaus (Herderstraße 57) erbauen, das heute unter Denkmalschutz steht.[8][9][10]





„Gleich an doppelter Stelle hat sich die Alexander-von-Humboldt-Stiftung in der Godesberger Villengegend durch Bauwerke höchsten künstlerischen Ranges ein bleibendes Verdienst erworben. (…) Neben dem Gebäude der Geschäftsstelle ragt das allseits mit Lob bedachte Gästehaus der Stiftung hervor. (…) Das Gebäude wirkt leicht und schwerelos; Durchlässigkeit und Transparenz, Offenheit und Vermittlung – das sind die leitenden Formeln und Gesetze, denen die architektonische Gestalt des Gästehauses verpflichtet ist.“




Frank-Lothar Kroll (1989)[11]



Vergebene Preise |


Die Humboldt-Stiftung vergibt den Humboldt-Forschungspreis an verdiente ausländische Wissenschaftler. Seit 2002 wird der Sofja Kovalevskaja-Preis vergeben. Die Stiftung verleiht weiterhin seit 2008 die Alexander-von-Humboldt-Professur, mit 3,5 bzw. 5 Mio. Euro den höchstdotierten Preis für Forschung in Deutschland. Weitere Preise sind etwa der Anneliese Maier-Forschungspreis für Geistes- und Sozialwissenschaftler aus dem Ausland, sowie der Georg Forster-Forschungspreis für Wissenschaftler aller Fachrichtungen aus Schwellen- und Entwicklungsländern[12]. Zudem vergibt die Humboldt-Stiftung seit 1982 gemeinsam mit dem französischen Hochschul- und Forschungsministerium jährlich den Gay-Lussac-Humboldt-Preis an französische Wissenschaftler und vergab bis 2016 zusammen mit der der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) den Max-Planck-Forschungspreis. Dieser wird [veraltet] von 2018 an durch den gemeinsam mit der MPG jährlich an eine Forscherin oder einen Forscher aus dem Ausland verliehenen Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis ersetzt.[13]



Willkommenskultur |


Mit dem „Preis für die freundlichste Ausländerbehörde“ begann 2003 das Engagement der Stiftung für eine Willkommenskultur: Ausländische Wissenschaftler sollen sich in Deutschland gut aufgenommen fühlen. Weitere Initiativen zur Stärkung des Forschungsstandorts machten in den Folgejahren in Deutschland Schule, darunter der 2006 erstmals ausgelobte Wettbewerb „Welcome Centres für international mobile Forscher“, ein Ideenwettbewerb für weltoffene Universitäten. Bundesweit entstanden mit den Welcome Centres hervorragende Serviceangebote für international mobile Gastwissenschaftler.


Im Jahr 2015 startete die Philipp Schwartz-Initiative. Mit dem Programm für gefährdete Forscher unterstützt die Stiftung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Schutz in Deutschland suchen, weil ihnen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen. Namensgeber des Programms ist Philipp Schwartz, der 1933 die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gründete.



Präsidenten seit 1953 |




  • Werner Heisenberg (1953–1975)


  • Feodor Lynen (1975–1979)


  • Wolfgang Paul (1979–1989)


  • Reimar Lüst (1989–1999)


  • Wolfgang Frühwald (1999–2007)


  • Helmut Schwarz (2008–2017)


  • Hans-Christian Pape (seit 2018)



Generalsekretäre |




  • Ruth Ziervogel-Tamm 1954–56[14]


  • Heinrich Pfeiffer 1956–1994[15]


  • Manfred Osten 1995–2004


  • Georg Schütte 2004–2010


  • Enno Aufderheide seit 2010



Bekannte Preisträger und Stipendiaten der Stiftung |




  • Rudi van Eldik, Chemiker


  • László Sólyom, Ungarischer Staatspräsident 2005–2010


  • Steven Chu, Energieminister der USA, Nobelpreis für Physik 1997


  • Subra Suresh, Direktor der National Science Foundation


  • Alice P. Gast, Präsidentin der Lehigh University und Science Envoy der US-Regierung


  • Chi-Huey Wong, Präsident der Academia Sinica, Taiwan

  • Álvaro Rojas Marín, ehemaliger chilenischer Botschafter in Deutschland


  • Lado Tschanturia, ehemaliger Justizminister von Georgien und ehemaliger Präsident des Obersten Gerichts von Georgien


  • Claudio Magris, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2009


  • Giulio Angioni, Schriftsteller und Ethnologe


  • Ahmed Zewail, Nobelpreis für Chemie 1999, Science Envoy der US-Regierung


  • Wolfgang Ketterle, Nobelpreis für Physik 2001


  • Theodor Hänsch, Nobelpreis für Physik 2005


  • Elinor Ostrom, Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften 2009[16]


  • Kazimira Danutė Prunskienė, litauische Politikerin, ehemalige Premierministerin von Litauen


  • Oliver Williamson, Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften 2009[16]


  • Ei-ichi Negishi, Nobelpreis für Chemie 2010


  • Theresia Degener, eine Aktivistin der bundesdeutschen Behindertenbewegung und 1981 maßgeblich an der Durchführung des Krüppeltribunals beteiligt.



Internationaler Beirat |


Die Humboldt-Stiftung verfügt über einen internationalen Beirat ("International Advisory Board", kurz IAB). Vorsitzende des Beirates ist Katharina Boele-Woelki, Juristin und designierte Präsidentin der Bucerius Law School, Hamburg. Mitglieder sind (Stand November 2017): Yitzhak Apeloig, früherer Präsident des Technion, Haifa, Joseph S. Francisco, Chemiker an der Universität von Nebraska, Ulrike Hahn, Psychologin an der University of London, Joachim Herz, Alzheimer-Forscher an der University of Texas (Southwestern Medical Center), Guinevere Kauffmann, Direktorin am Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching, Liqiu Meng, Kartografin und zeitweise Vizepräsidentin der TU München, Helmut Schwarz, Chemiker TU Berlin, Präsident der Humboldt-Stiftung, Helen F. Siu, Anthropologin an der Yale University, Ljubiša Stanković, Professor an der Elektrotechnischen Fakultät der Universität von Montenegro, Sarah Stroumsa, emeritierte Professorin für arabische Sprache und Literatur, Hebrew University Jerusalem, Verica Trstenjak, Juristin, Professorin an der Universität Wien, früher Generalanwältin der EU und Raimo Väyrynen, emeritierter Politologe an der Universität von Notre Dame, USA.[17]



Zeitschrift |


Seit 2001 gibt die Stiftung die Zeitschrift Humboldt-Kosmos : Forschung, Diplomatie, Internationalität heraus.[18] Vorgänger dieser Zeitschrift waren die Mitteilungen der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die seit 1966 erschienen sind.[19]



Weblinks |



 Commons: Alexander von Humboldt-Stiftung – Sammlung von Bildern


  • Offizielle Website

  • Forschungspreise, Stipendien und Förderprogramme der Alexander-von-Humboldt-Stiftung

  • Youtube-Kanal der Alexander-von-Humboldt-Stiftung

  • Seite des BMBF über die Stiftung mit Erwähnung von Preisen



Einzelnachweise |




  1. Alexander von Humboldt-Stiftung - Präsident. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 19. März 2010.


  2. N. N.: Jahresbericht 2015 (PDF). 2016, abgerufen am 28. Juni 2018. 


  3. August Wilhelm von Hofmann: Heinrich Gustav Magnus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 77–90


  4. eschichte. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 19. März 2010.


  5. Humboldt-Netzwerk. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017. 


  6. Partner, Förderer und Finanzen. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017. 


  7. siehe Jahresbericht 2016 der Humboldt-Stiftung, PDF, Download, Zugriff am 15. November 2017


  8. Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945. Verlag Ludwig Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 94, 114.


  9. Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 123.


  10. Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 83–85. 


  11. Frank-Lothar Kroll: Bundeshauptstadt Bonn. Ein Danaergeschenk? In: Bundesministerium für Bauwesen, Raumordnung und Städtebau (Hrsg.): Vierzig Jahre Bundeshauptstadt Bonn 1949–1989. C. F. Müller, Karlsruhe 1989, ISBN 3-7880-9780-9, S. 92–115 (hier: S. 112).


  12. Alle Programme von A-Z. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017. 


  13. Neuer gemeinsamer Preis von Max-Planck-Gesellschaft und Humboldt-Stiftung ab 2018. In: Pressemitteilung Nr. 18/2017. Alexander-von-Humboldt-Stiftung, 31. Juli 2017, abgerufen am 26. Februar 2018. 


  14. Nachruf Ruth Ziervogel-Tamm. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 3. August 2015. https://www.humboldt-foundation.de/web/pressemitteilung-2009-13.html


  15. Heinrich Pfeiffer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar), http://www.munzinger.de/search/go/document.jsp?id=00000017556


  16. ab Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an zwei Humboldtianer. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 19. März 2010.


  17. Alexander von Humboldt Foundation - Members IAB. In: Website der Alexander von Humboldt Foundation. Abgerufen am 15. November 2017. 


  18. siehe Normdaten der Zeitschrift in der Deutschen Nationalbibliothek unter http://d-nb.info/022117326


  19. siehe Normdaten unter http://d-nb.info/01261842X




50.68767.1655Koordinaten: 50° 41′ 15,4″ N, 7° 9′ 55,8″ O







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