Kraftwerk Lippendorf







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Kraftwerk Lippendorf

Die beiden Dampferzeuger des Kraftwerks Lippendorf (2006)
Die beiden Dampferzeuger des Kraftwerks Lippendorf (2006)
Lage





Kraftwerk Lippendorf (Sachsen)


Kraftwerk Lippendorf



Sachsen, Deutschland



Koordinaten

51° 10′ 59″ N, 12° 22′ 22″ O51.18317912312.372909Koordinaten: 51° 10′ 59″ N, 12° 22′ 22″ O
Land

Deutschland
Daten
Typ

Thermisches Kraftwerk / Braunkohlekraftwerk

Primärenergie

Fossile Energie

Brennstoff

Braunkohle (Mitteldeutsches Braunkohlerevier)

Leistung
siehe Tabellen
Betreiber
Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG)
Projektbeginn
1974
Betriebsaufnahme
Oktober 1999

f2

Das Kraftwerk Lippendorf ist ein mit Braunkohle befeuertes Dampfkraftwerk am Nordwestrand des Ortes Lippendorf der Gemeinde Neukieritzsch im Landkreis Leipzig. Es liegt etwa 15 km südlich von Leipzig, das auch über eine Fernwärmeleitung vom Kraftwerk mit Wärme versorgt wird.


Das Kraftwerk wird von der LEAG betrieben, die auch Eigentümerin eines Blockes (Block R) ist. Der Block S gehört der EnBW. Das Kraftwerk wurde am 22. Juni 2000 mit einer Rede des damaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder eingeweiht. Die Investitionen für das Kraftwerk (ohne Tagebaubetrieb) betrugen 2,3 Mrd. Euro.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Technische Beschreibung


  • 3 Technische Daten (Auslegungsdaten, wenn nicht anders benannt)


    • 3.1 Gesamtübersicht


    • 3.2 Dampferzeuger


    • 3.3 Turbinen


    • 3.4 Kondensatoren


    • 3.5 Generatoren


    • 3.6 Maschinentransformatoren


    • 3.7 Kühltürme


    • 3.8 Abgasabführung


    • 3.9 Hilfsdampfversorgung


    • 3.10 Eigenbedarfsversorgung bei Netzausfall


    • 3.11 Netzanschluss


    • 3.12 Sonstiges




  • 4 Umwelt- und Gesundheitsschäden


  • 5 Siehe auch


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |




Altes Kraftwerk Lippendorf, 2005 rückgebaut



Der erste Kraftwerksbau am Standort Lippendorf, das Industriekraftwerk Böhlen, entstand 1926. Dieses Kraftwerk versorgte die Chemiefabrik Böhlen.


1965 wurde ein neues Kraftwerk neben dem IKW Böhlen errichtet. Es diente der Versorgung des Böhlener Chemiewerkes und der Grundlastversorgung der südlichen DDR. Dieses Kraftwerk bestand aus einem Kondensationskraftwerk mit vier Kraftwerksblöcken je 100 MWel Nennleistung und aus einem Industriekraftwerk, welches hauptsächlich Dampf zur Chemiefabrik Böhlen lieferte, mit vier Sammelschienenturbosätzen je 50 MWel.


Wegen der nach 1990 gültigen Umweltgesetze entschieden die Eigentümer, dass eine Nachrüstung mit moderner Umwelttechnik aus technischen wie wirtschaftlichen Gründen nicht realisierbar sei. Deshalb planten die Vereinigten Energiewerke AG (VEAG) und die Bayernwerk AG auf dem Gelände des früheren Industriekraftwerkes Böhlen die Errichtung einer optimierten braunkohlengefeuerten Doppelblockanlage. Die VEAG beauftragte hierzu die Arbeitsgemeinschaft VEBA Kraftwerke Ruhr AG (VKR) und die Energie- und Umwelttechnik GmbH Radebeul (EUT) mit der Planung. Die erste Fassung der Planung wurde im Juli 1992 ausgeliefert. Es folgten Untersuchungen zur Wirkungsgradsteigerung durch Anhebung der Temperaturen für Frischdampf und ZÜ-Dampf sowie zur Abwärmenutzung durch Rohgaskühlung. Diese Ergebnisse wurden am 16. November 1992 der VEAG vorgestellt. In der Planungsphase wurde vorerst ein Block-Nettowirkungsgrad von 39 % als Ziel gesetzt. Dieser konnte jedoch durch Optimierung nachträglich auf 42,55 % gesteigert werden. Der Grundstein wurde am 29. November 1995 vom damaligen Ministerpräsidenten Sachsens, Kurt Biedenkopf, gelegt. Die erste Netzschaltung des Kraftwerkblockes S erfolgte am 18. Juni 1999 um 15:42 Uhr. Der baugleiche Block R ging am 15. Dezember desselben Jahres in den ersten Testbetrieb. Am 22. Juni 2000 wurde das Kraftwerk schließlich durch den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder feierlich eingeweiht.


Mit der Inbetriebnahme der beiden Neubaublöcke erfolgte die schrittweise Stilllegung und der Rückbau des Altkraftwerkes Lippendorf. Der erste Kühlturm wurde am 6. Dezember 1997 gesprengt, der zweite wurde 2005 mittels hydraulischer Abbruchzange rückgebaut. Am 27. August 2005 wurde der Schornstein gesprengt, am 5. September 2005 folgte das Kesselhaus.


Die Erstbesetzung der Betriebsmannschaft wurde aus den im Umkreis bestehenden Kraftwerken Lippendorf und Thierbach gestellt.



Technische Beschreibung |




Die Kühltürme von der Haltestelle Böhlen Werke aus gesehen




Die Silhouette des Kraftwerks bestimmt das Bild im Süden von Leipzig


Das Kraftwerk besteht aus zwei Blöcken mit je 933,6 MWel Bruttonennleistung. Die beiden von Babcock errichteten Kessel mit je 2420 t/h Dampfleistung stellten zu ihrer Inbetriebnahme die modernste Großfeuerungstechnik für Braunkohle der Welt dar. Der Dampf jedes dieser Kessel treibt je einen Turbosatz, eine ABB-Turbinen-Generatoreinheit mit 1167 MVA, an. Zugleich verfügte das Kraftwerk bei Inbetriebsetzungszeitpunkt über die größten und effektivsten braunkohlebefeuerten Kraftwerksblöcke und die leistungsstärksten Einwellenturbinen.
Sie hatten einen (zur Zeit der Errichtung technisch machbaren höchsten) Wirkungsgrad von 42,55 %.
Die Nettoleistung der Kraftwerksblöcke beträgt jeweils 891 MWel. Aufgrund der Größe der Anlagen wurden diese für den Grundlastbetrieb ausgelegt. Durch die zusätzliche Auskopplung von Wärme zu Heizzwecken wird ein Brennstoffnutzungsgrad von insgesamt 46 Prozent erzielt. Die ausgekoppelte Fernwärmeleistung beträgt maximal 330 MWth. Sie wird der Stadt Leipzig sowie einigen Umlandkommunen zur Verfügung gestellt. Die für eine Wärmeübertragungsleistung von 330 Megawatt ausgelegte Fernwärmeleitung nach Leipzig hat eine Länge von 15 Kilometern.


Die für das Kraftwerk benötigte Braunkohlenmenge von durchschnittlich 10 Millionen Tonnen pro Jahr (2003: 11,7 Millionen Tonnen) wird aus dem Tagebau Vereinigtes Schleenhain der MIBRAG geliefert. Die Kohle gelangt über eine etwa 14 Kilometer lange Bandanlage zum Kraftwerk – vorher zunächst zu einem Kohlemisch- und Stapelplatz, wo sie auf 50 Millimeter Korngröße gebrochen und damit die unterschiedlichen Kohlequalitäten der Flöze durch Mischung ausgeglichen wird. Dort können bis zu 400.000 t Rohbraunkohle auf Vorrat gehalten werden, was etwa dem Verbrauch von 15 Tagen Kraftwerksbetrieb entspricht. Die vorgesehene Betriebsdauer des Tagebaus von 40 Jahren entspricht der technischen Lebenserwartung des Kraftwerks.


Durch die moderne Feuerungstechnik sowie umfangreiche Luftreinigungs- und Filteranlagen werden alle gesetzlichen Bestimmungen zur Luftreinhaltung erfüllt bzw. unterschritten. Da die zum Einsatz kommende Braunkohle einen relativ hohen Schwefelgehalt aufweist, kommt der Rauchgasentschwefelung eine besondere Bedeutung zu. Diese wird durch ein Nasswaschverfahren realisiert, welches als Endprodukt Gips liefert.
Dabei wird angelieferter Branntkalk (ca. 1000 t/d) in einer Kalklöschstation abgelöscht, d. h. aus Branntkalk (CaO) wird durch Zugabe von Wasser Kalziumhydroxid (Ca(OH)2. Diese Kalkmilchsuspension wird in großen Absorbern in den Rauchgasstrom eingesprüht und reagiert mit dem enthaltenen SO2 zu CaSO3, welches anschließend durch Oxidationsluftgebläse zu CaSO4 (Gips) aufoxidiert und durch Vakuumbandfilter entwässert und ausgeschleust wird. Der anfallende Gips (ca. 1 Mio. t/a) dient als Rohstoff für eine nebenliegende Gipsfabrik (Gipskartonplatten) und für eine Firma, welche zahntechnischen Gips herstellt. Der restliche Gips wird per Bahn in verschiedene Länder Europas exportiert oder in einem Tagebaurestloch zur späteren Verwendung zwischengelagert. Die Bahnlogistik der benötigten Zusatzstoffe und des anfallenden Gipses führt die Mitteldeutsche Eisenbahn durch.




Antransport des Klärschlamms per LKW.


Seit 2004 werden jährlich etwa zwischen 300.000 und 320.000 Tonnen Klärschlamm (ca. 2,5 % des Gesamtbrennstoffbedarfes) mitverbrannt. Durch die KSMV (Klärschlamm-Mitverbrennung) werden die Klärschlämme der Braunkohlenfeuerung zudosiert, verbrannt und durch die Filteranlagen des Kraftwerkes weitestgehend unschädlich gemacht. Mit dieser Mitverbrennung werden etwa 41.000 Tonnen Braunkohle pro Jahr eingespart. Durch diese Brennstoffzugabe wird kein zusätzliches CO2 in den natürlichen Kreislauf eingebracht, jedoch verringert sich der Nettowirkungsgrad um etwa 0,05 % auf 42,5 %. Dieser Nachteil steht aber im Bezug auf die Wirtschaftlichkeit (Einsparung der Braunkohlemenge und Entsorgungsvergütung) der Klärschlamm-Mitverbrennung im Hintergrund.



Technische Daten (Auslegungsdaten, wenn nicht anders benannt) |



Gesamtübersicht |



























































Bruttoleistung in MWel
1867,2
Kurzzeitbruttoleistung in MWel
1940
Scheinleistung in MVA
2334

Dampferzeuger
2 (baugleich)

Turbosätze
2 (baugleich)
Feuerungsart
primär Braunkohlestaub, sekundär Kläranlagenrückstände, Anfahrbetrieb Heizöl Extra Leicht
Einsatzart

Grundlast, bedingt durch EEG auch Mittellast
Rauchgasentstaubung

Elektrofilter (2 Filter mit je 16 Einzelfeldern je Dampferzeuger)
Rauchgasentschwefelung

Nasswaschverfahren (2 Rauchgasentschwefelungsanlagen je Dampferzeuger)

Rauchgasentstickung
nicht benötigt, da Grenzwerte durch NOx-arme Feuerung unterschritten werden

CO2-Verminderung1
durch Wirkungsgradsteigerung und teilweiser Primärbrennstoffsubstitution mit CO2-neutralem Sekundärbrennstoff 2

Fernwärmeauskopplung in MWth
330

Nettowirkungsgrad in %
42,5
Brennstoffausnutzungsgrad in %
46

1 nur bei Grundlastbetrieb
2Kläranlagenrückstände



Dampferzeuger |



















































Art

Zwangdurchlauf
Bauart
Turmbauweise 1
Höhe in m
163
Dampfleistung in t/h
2420
Brennkammerhöhe in m
90

FD Druck in bar
267,5
FD Temp. in °C
554

ZD Druck in bar
52
ZD Temp. in °C
583
Primärbrennstoffmenge in t/h
ca. 750
Sekundärbrennstoffmenge in t/h
ca. 22

Mühlen
8× NV 110 2

1 alle Heizflächen befinden sich in einem einzigen Zug angeordnet nach oben, Abgasabführung erfolgt in einem Leerzug nach unten
2 Nassventilatormühlen mit je 110 t/h maximalen Kohledurchsatz



Turbinen |











































Bauart
5-gehäusige einwellige Hochtemperatur-Kondensationsturbine
Länge in m
51,7

Frischdampfmenge in kg/s

Druck v. HD-Teil in bar
6,45
Temp. v. HD-Teil in °C
550

Zwischendampfmenge in kg/s
596,8
Druck v. MD-Teil in bar
50
Temp. v. MD-Teil in °C
582

Kondensatordruck in barabsolut
0,038
Drehzahl in min−1
3000


Kondensatoren |



































abzuführende Leistung in MWth1
890,76

Kondensatordruck in barabsolut
0,038
Kühlwassermenge in m³/s
20,9
Kühlwassereintrittstemperatur in °C
16,4
Kühlwassergeschwindigkeit in m/s
1,95
Wärmeaustauschfläche in m²
54.950
Außenabmessungen (B/H/T) in m
22/15/18
Nettogewicht in t
1140

1 zur Zeit technisch nicht nutzbare, aber für den Dampfturbinenprozess benötigte Abwärmeenergie



Generatoren |











































































Hersteller

ABB (Alstom)
Typ
50WT25E-158

Scheinleistung in MVA
1167
Wirkleistung in MWel
933,6
Schaltung
Stern

Spannung in kV
27

Strom in kA
24,954

Leistungsfaktor, übererregt
0,8
Leerlaufkurzschlussverhältnis
0,505

Erregereinrichtung

statisch
Erregerspannung in V
757
Erregerstrom in A
6001
H2-Überdruck in bar
5
Masse Stator in t
430,3
Masse Rotor in t
97

Frequenz in Hz
50

Drehzahl in min−1
3000

Kühlung
H2/H2O


Maschinentransformatoren |


























































Anzahl
2 1
2
Typ
TWSM (Siemens)
KDOR (ABB)

Scheinleistung in MVA
1100
1100
Übersetzung in kV
27/410
27/410

Stufen
27
27
Kühlart
ODWF 2
ODWF

Schaltung
YNd5
YNd5

uk in %
21–22
21–22
max. Kurzschlussdauer in s
8
8
Gesamtmasse in t
550
555
Ölmasse in t
92,5
102

1 Parallelschaltung eines Siemens- und eines ABB-Trafos je Block
2 O – Öl als inneres Kühlmittel, D – direkt gerichtete Strömung des inneren Kühlmittels (durch Ölpumpen und zielgerichtete Strömungsverteiler),
W – Wasser als äußeres Kühlmittel, F – forcierte Strömung (durch Kühlwasserpumpen)



Kühltürme |




Datei:Video - Kraftwerk Lippendorf Kühlturm.ogvMediendatei abspielen

Naturzug Nasskühlturm im Betrieb



















Anzahl
2
Bauart
Naturzug Nasskühlturm
Kühlwasserdurchsatz in t/h
86.400
Höhe in m
174,5


Abgasabführung |


Die durch Elektrofilter und Rauchgasentschwefelungsanlagen gereinigten Abgase werden unter Ausnutzung der Konvektion über die beiden 174,5 m hohen Kühltürme an die Umwelt abgegeben.



Hilfsdampfversorgung |


Durch eine Hilfsdampfschiene ist es möglich, dass ein Block den anderen versorgen kann. Für den Fall des Stillstands beider Dampferzeuger gibt es Hilfsdampferzeuger:
























Hilfsdampferzeuger
Anzahl
2
Art

Naturumlauf mit zwei Trommeln
Brennstoff

Heizöl EL
Dampfparameter
3,12 t/h, 500 °C, 30 bar


Eigenbedarfsversorgung bei Netzausfall |









Lastabwurf auf Eigenbedarf (Inselbetrieb)
12 Batterieanlagen 220 V−
10 Batterieanlagen 24 V−
16 unterbrechungsfreie Leistungsstromversorgungen
1 Notstromdiesel 2000 kVA, 0,4 kV

Das Kraftwerk ist nicht selbstschwarzstartfähig.



Netzanschluss |


Das Kraftwerk ist über eine 380-kV-Hochspannungsleitung mit dem Umspannwerk Pulgar des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission verbunden.[1]



Sonstiges |




Blick vom Dach


Die beiden 164 Meter hohen Kesselhäuser waren bis zur Fertigstellung der 172 Meter hohen Kesselhäuser des Kraftwerkes Niederaußem im Jahr 2002 die höchsten Industriegebäude in Deutschland. Auf dem Kesselhaus R befindet sich eine Aussichtsplattform mit einer Windrose, welche besondere Ortsmarken in der Umgebung aufzeigt.
Der höchste Punkt des Kraftwerkes ist der Schornstein der Hilfskesselanlage in einer Höhe von 180 m.



Umwelt- und Gesundheitsschäden |


Das Kraftwerk Lippendorf steht zeitweise in der Kritik, da es große Mengen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber und Feinstaub emmitiert, an Letzterem können Krebs erzeugende Substanzen (Blei, Cadmium, Nickel, PAK, Dioxine und Furane) haften. Insbesondere die Schwermetallemissionen liegen deutlich höher, als bei vergleichbaren deutschen Braunkohlekraftwerken.[2] Eine von Greenpeace bei der Universität Stuttgart in Auftrag gegebene Studie kommt 2013 zu dem Ergebnis, dass die 2010 vom Kraftwerk Lippendorf ausgestoßenen Feinstäube und die aus Schwefeldioxid-, Stickoxid- und NMVOC-Emissionen gebildeten sekundären Feinstäube statistisch zu 2.272 verlorenen Lebensjahren führen.[3] Auf der Liste der „gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands“ rangiert das Kraftwerk Lippendorf daher auf Platz 3.[4]


Außerdem stehen angesichts des Klimawandels die CO2-Emissionen des Kraftwerks in der Kritik. Auf der im Mai 2007 vom WWF herausgegebenen Liste der klimaschädlichsten Kraftwerke in der EU rangierte das Kraftwerk Lippendorf mit 12,4 Mio. Tonnen Kohlendioxid im Jahr 2006 auf Rang 16 in Europa und auf Rang 8 in Deutschland (950 g CO2-Ausstoß pro erzeugter Kilowattstunde Strom), nach den Kraftwerken Niederaußem, Jänschwalde, Frimmersdorf, Weisweiler, Neurath, Boxberg und Schwarze Pumpe.[5]


Das Kraftwerk Lippendorf meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister „PRTR“:




























































































































































Emissionen des Kraftwerks Lippendorf[6]
Luftschadstoff
2007
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Kohlendioxid (CO2)
11.700.000.000 kg
12.500.000.000 kg
10.900.000.000 kg
10.800.000.000 kg
11.800.000.000 kg
11.900.000.000 kg
10.300.000.000 kg
Schwefeloxide (als SOx/SO2)
14.000.000 kg
13.800.000 kg
11.800.000 kg
11.300.000 kg
12.100.000 kg
12.300.000 kg
9.950.000 kg
Stickstoffoxide (NOx/NO2)
8.240.000 kg
8.570.000 kg
7.330.000 kg
7.140.000 kg
7.910.000 kg
8.740.000 kg
8.010.000 kg
Kohlenmonoxid (CO)
845.000 kg
866.000 kg
keine Angabe
621.000 kg
755.000 kg
906.000 kg
1.140.000 kg
Distickstoffmonoxid (N2O)
136.000 kg
140.000 kg
131.000 kg
125.000 kg
138.000 kg
148.000 kg
132.000 kg
Feinstaub (PM10)
106.000 kg
108.000 kg
145.000 kg
138.000 kg
229.000 kg
173.000 kg
108.000 kg
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl)
63.200 kg
55.500 kg
226.000 kg
173.000 kg
228.000 kg
155.000 kg
43.600 kg
Nickel und Verbindungen (als Ni)
512 kg
1.960 kg
keine Angabe
571 kg
230 kg
169 kg
keine Angabe
Quecksilber und Verbindungen (als Hg)
325 kg
1.160 kg
647 kg
482 kg
410 kg
489 kg
490 kg
Blei und Verbindungen (als Pb)
591 kg
789 kg
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
Chrom und Verbindungen (als Cr)
417 kg
466 kg
652 kg
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
Kupfer und Verbindungen (als Cu)
266 kg
356 kg
385 kg
124 kg
455 kg
keine Angabe
keine Angabe
Cadmium und Verbindungen (als Cd)
keine Angaben
68 kg
116 kg
61 kg
614 kg
keine Angabe
keine Angabe
Arsen und Verbindungen (als As)
31 kg
21 kg
keine Angabe
keine Angabe
72 kg
40 kg
29 kg

Weitere typische Schadstoffemissionen wurden nicht berichtet, da sie im PRTR erst ab einer jährlichen Mindestmenge meldepflichtig sind, z. B. Dioxine und Furane ab 0,0001 kg, Cadmium ab 10 kg, Arsen ab 20 kg, Nickel ab 50 kg, Chrom ab 100 kg, Blei sowie Zink ab 200 kg, anorganische Fluorverbindungen ab 5.000 kg, Ammoniak ab 10.000 kg, Kohlenmonoxid sowie flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC) ab 100.000 kg.[7]


Die Europäische Umweltagentur hat die Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten mit den wissenschaftlichen Methoden der Europäischen Kommission abgeschätzt.[8] Danach liegt das Kraftwerk Lippendorf auf Rang 14 der Schadenskosten aller europäischen Industrieanlagen.[9]



























Umwelt- und Gesundheitsschäden[9]
Verursacher
Schadenskosten (in Mio. EUR)
Anteil
nach Methode Wert eines Menschenlebens (VSL)
* Anzahl Todesfälle infolge Luftverschmutzung
nach Methode Wert eines Lebensjahres (YOLL)
* Anzahl potentiell verlorener Lebensjahre
Kraftwerk Lippendorf
677
1.107
0,7–1,1 %
Summe 28.000 Anlagen
102.000
169.000
100 %


Siehe auch |



  • Mitteldeutsches Braunkohlerevier

  • Braunkohle

  • Kohlekraftwerk

  • Liste von Kraftwerken in Deutschland

  • Liste von fossilen Kraftwerken in der Europäischen Union mit der höchsten Kohlenstoffdioxidemission



Weblinks |



 Commons: Lippendorf Power Station – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • So funktioniert das Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig – Leipziger Volkszeitung, Onlineportal, abgerufen am 29. Juli 2018


Einzelnachweise |




  1. Netzbelastung in der Regelzone. 50Hertz Transmission GmbH, abgerufen am 29. Juni 2012. 


  2. Feinstaub-Quellen und verursachte Schäden, Umweltbundesamt (Dessau)


  3. Assessment of Health Impacts of Coal Fired Power Stations in Germany – by Applying EcoSenseWeb (Englisch, PDF 1,2 MB) Philipp Preis/Joachim Roos/Prof. Rainer Friedrich, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart, 28. März 2013


  4. Greenpeace: Die zehn gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands (PDF 129 kB)


  5. Dirty Thirty Ranking of the most polluting power stations in Europe. WWF, Mai 2007 (PDF 1,1 MB)


  6. PRTR – Europäisches Emissionsregister


  7. PRTR-Verordnung 166/2006/EG über die Schaffung eines Europäischen Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregisters und zur Änderung der Richtlinien 91/689/EWG und 96/61/EG des Rates


  8. Kosten-Nutzen-Analyse zur Luftreinhaltepolitik, Clean Air for Europe (CAFE) Programm, Europäische Kommission


  9. ab Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe (Offenlegung der Kosten der Luftverschmutzung aus Industrieanlagen in Europa), Europäische Umweltagentur, Kopenhagen, 2011




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