Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1994 |
Sitz | Zeitz, Deutschland Deutschland |
Leitung | Armin Eichholz, Kai Steinbach, Heinz Junge[1] |
Mitarbeiterzahl | 1.900 (2017) |
Umsatz | 426,5 Mio. Euro (2014) |
Branche | Bergbau |
Website | www.mibrag.de |
Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) ist ein Unternehmen, das sich mit der Förderung und anteiligen Verarbeitung von Braunkohle befasst.
Dafür betreibt die MIBRAG im Süden von Leipzig die Großtagebaue Vereinigtes Schleenhain und Profen im Mitteldeutschen Braunkohlerevier sowie die Veredlungsstandorte Deuben (Industriekraftwerk, Brennstaub), Mumsdorf (Industriekraftwerk bis 2013) und Wählitz (Industriekraftwerk). Sie liefert die Braunkohle für mehrere Großkraftwerke wie der Braunkohlekraftwerke Lippendorf, Schkopau im mitteldeutschen Raum. Der Hauptsitz der Firma befindet sich im Zeitzer Stadtteil Theißen in Sachsen-Anhalt. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Armin Eichholz, Kaufmännischer Geschäftsführer ist Kai Steinbach, Geschäftsführer Personal/Arbeitsdirektor ist Heinz Junge.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Zukunft der MIBRAG
3 Rückgang der Rückstellungen
4 Zahlen
5 Beteiligungen
6 Kraftwerke
7 Siehe auch
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Geschichte |
1990 entstand zunächst durch Privatisierung des früheren VEB Braunkohlenkombinat Bitterfeld die Vereinigte Mitteldeutsche Braunkohlenwerke AG und befand sich im Besitz der Treuhandanstalt. Im Jahr 1994 wurden große Teile dieser Firma durch das britisch-amerikanische Firmenkonsortium PowerGen, NRG Energy, Morrison-Knudsen (seit 2000 Teil der Washington Group International) aufgekauft und es entstand die MIBRAG mbH.
Die Tochtergesellschaft der Treuhandanstalt LMBV übernahm die Sanierung der stillgelegten ostdeutschen Braunkohletagebaue (siehe Liste deutscher Braunkohletagebaue).
Bis zum Verkauf an die ČEZ und J&T Investment Advisors (J&T) im Jahre 2009 gehörte die Gesellschaft zu gleichen Teilen der Washington Group International und NRG Energy.[2] Bei der Bildung der Energetický a Průmyslový Holding (EPH) brachte J&T ihren Anteil in das Unternehmen ein. Am 28. Juli 2011 gab EPH bekannt, dass sie über ihre Tochtergesellschaft EP Energy a.s. die Beteiligung von ČEZ übernehmen wird.[3]
Zukunft der MIBRAG |
Die energiepolitische Festlegung Deutschlands zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der CO2-Reduktion hat einen entscheidenden Einfluss auf das Geschäftsmodell der MIBRAG. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz formuliert das Ziel, bis 2050 80 % des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Welche Rolle die Kohle – insbesondere die Braunkohle – dann noch spielen kann, ist umstritten. Die Bundesregierung plante für 2015 eine Reform des Strommarkts, wozu auch die Einführung eines Nationalen Klimaschutzbeitrags gehören sollte. Der Klimabeitrag wurde nach kontroverser politischer Diskussion und durch Druck der Gewerkschaften IG BCE und Verdi jedoch nicht eingeführt, stattdessen werden nun einige Braunkohlekraftwerke stillgelegt und in eine Sicherheitsbereitschaft überführt. Die Konzerne RWE, Vattenfall und Mibrag erhalten eine Vergütung von insgesamt 1,6 Milliarden Euro.[4][5] Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Sicherheitsbereitschaft europäisches Wettbewerbsrecht verletzt und eine illegale Beihilfe darstellt.[6][7] Im April 2015 verabschiedete sich die MIBRAG von Plänen ein neues Braunkohlekraftwerk bei Profen zu bauen.[8]
Rückgang der Rückstellungen |
Laut einer Stellungnahme von Greenpeace Deutschland, habe es nach der Übernahme durch EPH einen „Einbruch der Rückstellungen“ im Jahr 2010 gegeben. Demnach hätten sich die Rückstellungen nur ein Jahr nach dem Verkauf um 55 % vermindert. Die Rückstellungen für die Rekultivierung wurden aufgrund einer Rechtspflicht resultierend aus dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes, BilMoG, von 2009 neu bewertet.[9] Die Rückstellungen sollen sicherstellen, dass nach dem Ende des Bergbaus, die ökologischen Folgeschäden und damit verbundene Kosten beglichen werden können. Auch im Jahr 2014 betrugen die Rücklagen trotz leichter Zunahme mit 129.492.000 Euro immer noch wesentlich weniger als ihre ursprünglichen Höhe von 226.753.000 Euro vor dem Verkauf.[9] Durch den starken Kapitalabfluss hat EPH den Kaufpreis schon nach kurzer Zeit amortisiert.[10] Umsatzrenditen von 19 %, wie EPH sie mit der Mibrag zu erzielen vorgibt, sind für den Bergbau „ungewöhnlich hoch“.[10]
Zahlen |
Jahr | Umsatz in Mio. € | Betriebsergebnis in Mio. € | Jahresüberschuss oder abgeführte Gewinne in Mio. € | Mitarbeiter[Anm 1] | Braunkohleförderung in Mio. t | Elektroenergie in GWh | Eigenverbrauch in GWh |
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2001 | 306,4 | 30 | 1.927 | 18,7 | |||
2002 | 298,1 | 47,3 | 39,7 | 1.992 | 19,5 | ||
2003 | 303,0 | 42,9 | 33,1 | 2.148 | 21,5 | ||
2004 | 293,6 | 35,3 | 32,6 | 2.083 | 19,7 | ||
2005 | 291,1 | 43,5 | 33,7 | 2.165 | 18,6 | ||
2006 | 321,0 | 36,8 | 2.196 | 19,9 | 1.284[11] | ||
2007 | 328,3 | 50,8 | 39,8 | 2.152 | 18,6 | 1.449 | |
2008 | 328,3 | 32 | 2.129 | 19,0 | 1.403 | ||
2009 | 384,6 | 57,5 | 56,2 | 1.996 | 19,7 | 1.130 | 408,3 |
2010 | 387,1 | 68 | 70,2 | 2.000 | 19,6 | 1.135,5 | 408,2 |
2011 | 395,4 | 73,6 | 67,3 | 2.008 | 19,0 | 1.320 | |
2012 | 436,8 | 94,3 | 83,2 | 1.991 | 18,7 | 1.355 | |
2013 | 421,1 | 90,2 | 82,1 | 1.978 | 19,1 | 944 | |
2014 | 426,5 | 78,3 | 70,2 | 2.018 | 20,9 | 735 | |
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Die Zahlen wurden den laufenden Geschäftsberichten entnommen und im Bundesanzeiger recherchiert.[12][13][14][15] Bei der Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2013 überzog die Mibrag die zulässige Frist deutlich.[16]
Der Eigenverbrauch wird zur Förderung und zum Transport der Braunkohle verwendet. MIBRAG zahlt daher – anders als die meisten Stromabnehmer – keine EEG-Umlage auf den verbrauchten Strom.[17]
Beteiligungen |
Zur MIBRAG gehören folgende Tochterunternehmen bzw. Beteiligungen:
- MUEG Mitteldeutsche Umwelt- und Entsorgung GmbH, Braunsbedra
- Ingenieurbüro für Grundwasser GmbH, Leipzig
Fernwärme GmbH Hohenmölsen-Webau
- MIBRAG Consulting International GmbH
GALA-MIBRAG Service GmbH- Bohr und Brunnenbau Stedten GmbH
- MIBRAG Neue Energie GmbH
Helmstedter Revier GmbH[18]
Kraftwerke |
- Industriekraftwerk Deuben
- Industriekraftwerk Wählitz (Hohenmölsen)
Kraftwerk Buschhaus (2013 von E.ON gekauft)
Siehe auch |
- Liste deutscher Braunkohletagebaue
Weblinks |
- Homepage der MIBRAG
- Mitteldeutsches Braunkohlenrevier 1990–2014
Einzelnachweise |
↑ Geschäftsführung | MIBRAG mbH In: mibrag.de, abgerufen am 16. August 2017.
↑ E.ON bekommt neuen Partner. In: Wirtschaftswoche. 17. Juli 2012 (HTML [abgerufen am 24. September 2013]).
↑ EPH’s statement on the acquisition of a 50 % stake in MIBRAG from ČEZ. Press releases. Energetický a Průmyslový Holding, 28. Juli 2011, abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
↑ Die Süddeutsche Zeitung, Ärger an der Tagebaukante, 4. November 2015.
↑ FAZ, Beim Strom setzt Gabriel jetzt auf den Markt, 9. September 2015.
↑ FAZ, Teilausstieg aus der Braunkohle besiegelt, 24. Oktober 2015.
↑ Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Verständigung zwischen der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland und MIBRAG (PDF), Vertrag zur Überführung von Braunkohlekraftwerksblöcken in die Sicherheitsbereitschaft vom 2. November 2015.
↑ MDR, Bedenken wegen Klimaschutzabgabe: Neues Mibrag-Kohlekraftwerk Profen liegt auf Eis, 24. April 2015.
↑ ab Braunkohle: Vattenfall-Käufer reduziert Rückstellungen. Schmelzende Reserven. In: greenpeace.de, 20. Mai 2016.
↑ ab Stefan Schröter: Mibrags später Geschäftsbericht belegt starken Kapitalabfluss. In: stefanschroeter.com, 23. Juli 2015
↑ Erfahrungen beim Aufbau und der Verwaltung eines 4D – GIS in der MIBRAG mbH (PDF) S. 5.
↑ Zahlen & Fakten
↑ Jahresabschluss 2012 (Memento vom 9. Januar 2014 im Internet Archive)
↑ Geschäftsbericht 2009 (Memento vom 9. Januar 2014 im Internet Archive)
↑ Zahlen und Fakten 2012 (Memento vom 9. Januar 2014 im Internet Archive)
↑ Mibrag verschleppt Bilanz-Veröffentlichung., 27. Juli 2015.
↑ Energy Brainpool: Wirkung einer EEG – Umlage auf den Kraftwerkseigenverbrauch. (PDF) S. 9 ff, 11. April 2014.
↑ Marc Chmielewski: Helmstedter Revier verkauft. Buschhaus bleibt am Netz. In: Braunschweiger Zeitung. 18. September 2013, abgerufen am 9. Oktober 2013.