Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Tagebau Vereinigtes Schleenhain | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
Abbautechnik | Tagebau | ||
Abraum | 30–38 Mio. t | ||
Förderung/Jahr | Bis 11 Mio. t | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betreibende Gesellschaft | MIBRAG | ||
Betriebsbeginn | 1949 | ||
Betriebsende | 2040 | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Braunkohle/Braunkohle/Braunkohle/Braunkohle | ||
Braunkohle | |||
Flözname | Böhlener Oberflöz | ||
Braunkohle | |||
Abbau von | Braunkohle | ||
Flözname | Thüringer Hauptflöz | ||
Braunkohle | |||
Abbau von | Braunkohle | ||
Flözname | Sächsisch-Thüringisches Unterflöz | ||
Braunkohle | |||
Abbau von | Braunkohle | ||
Flözname | Bornaer Hauptflöz | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 51° 8′ 16,8″ N, 12° 22′ 43,2″ O51.13800148806312.378673553467 | ||
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Standort | Pödelwitz | ||
Gemeinde | Regis-Breitingen, Neukieritzsch, Zwenkau, Groitzsch | ||
Landkreis (NUTS3) | Landkreis Leipzig | ||
Land | Freistaat Sachsen | ||
Staat | Deutschland | ||
Revier | Mitteldeutsches Braunkohlerevier |
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Der Tagebau Vereinigtes Schleenhain ist ein Tagebau der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (MIBRAG). Er besteht aus den Abbaufeldern Schleenhain, Peres und Groitzscher Dreieck, die vor der Fusion zum Großtagebau als eigenständige Tagebaue betrieben wurden.
Inhaltsverzeichnis
1 Geografie
2 Geschichte
2.1 Tagebau Schleenhain (1949–1994)
2.2 Tagebau Vereinigtes Schleenhain (seit 1995)
3 Technik
3.1 Großgeräte im Tagebau[2]
4 Devastierte Orte
4.1 Tagebau Schleenhain (1949–1994)
4.2 Tagebau Peres (1963–1991)
4.3 Tagebau Groitzscher Dreieck (1974–1991)
4.4 Tagebau Vereinigtes Schleenhain
4.5 Geplante Devastierungen
5 Daten des Tagebaus
6 Siehe auch
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geografie |
Der im zentralen Teil des Weiße-Elster-Beckens etwa 20 km südlich von Leipzig befindliche Tagebau besteht aus den drei Abbaufeldern Peres, Schleenhain und Groitzscher Dreieck, welche bis 1990 als eigenständige Tagebaue fungierten. Im Bereich des Tagebaus, der zu den großen Lagerstätten im Süden der Leipziger Tieflandsbucht gehört, sind vier Flöze qualitativ hochwertiger Kohle (Heizwerte 9,7 bis 11,1 MJ/kg) mit Mächtigkeiten von 2 bis 30 m ausgebildet. Er ist somit der einzige, in dem alle vier abbauwürdigen Flöze des Weiße-Elster-Beckens gewonnen werden.
Der Tagebau befindet sich auf dem Areal der Städte Groitzsch im Westen, Neukieritzsch im Osten und Regis-Breitingen im Südosten. Er liegt im sächsischen Landkreis Leipzig.
Geschichte |
Tagebau Schleenhain (1949–1994) |
Im Jahr 1949 erfolgte nördlich von Ramsdorf der Aufschluss des Tagebaus Schleenhain im Zugbetrieb mit 900 mm Spurweite. Die erste Kohle des Tagebaus Schleenhain wurde im Jahr 1953 gefördert. Sie wurde zunächst mit Zügen zu einem Grabenbunker transportiert und dort zwischengelagert. Von dort brachte man die Kohle mit einer über 1.600 Meter langen Schrägbandanlage zur erneuten Zugverladung an die Oberfläche. Der folgende Transport zu den Verbrauchern erfolgte mittels einer Kohlenfernbahn. Die Rohkohle und der Mittelabraum wurden in vier bis fünf Schnitten abgetragen. Dies erfolgte aufgrund der unregelmäßigen Struktur der Kohlenflöze mit den gleichen Grubenbaggern. Seit 1956 wurde der Abraum des Tagebaus im bereits ausgekohlten Teil im Südosten des Areals verkippt. Zur Leistungssteigerung bei der Oberabraumgewinnung erfolgte im Jahr 1982 die Einführung der gebrochenen Förderung. Dabei wurde der Abraum über zwei Grabenbunker vom Abraumzug auf eine Bandanlage umgeschlagen und zu einem Bandabsetzer vom Typ A2Rs-B-8800 transportiert. Für die spätere Gestaltung und Rekultivierung der Kippenoberfläche und des Restloches des benachbarten stillgelegten Tagebaus Haselbach (1955–1977) wurde der kulturfähige Boden im Zugbetrieb zu den Absetzern vom Typ As 1120 befördert. Den auf der Kippe arbeitenden Absetzern As 1600 oder 1120 führte man auch den Mittelabraum zu.
Der Tagebau Schleenhain schwenkte zunächst um die nördlich von Ramsdorf gelegenen Drehpunkte 1 und 2 im Uhrzeigersinn. Dabei wurde im Jahr 1957/58 die zu Hagenest gehörige „Löschützmühle“ devastiert.[1] 20 Personen wurden dabei umgesiedelt. Teile von Kleinhermsdorf/Nehmitz mit insgesamt 70 Einwohnern wurden 1960/61 abgebaggert. Im Jahr 1967/68 erreichte der Tagebau Schleenhain den namensgebenden Ort Schleenhain, wodurch dessen 270 Einwohner umgesiedelt wurden. Auch ein Teilbereich der Schnauder musste durch den Tagebau verlegt werden. 1974 erfolgte eine Verlagerung des Drehpunkts. Während dieser sich bisher im Südwesten von Heuersdorf südlich der Tagesanlagen des Tagebaus Schleenhain befand, wurde nun vom Drehpunkt 3 aus der Bereich nördlich von Heuersdorf im Uhrzeigersinn abgebaggert. Dabei erreichte man im Jahr 1982/83 den im Norden des Abbaugebiets gelegenen Ort Droßdorf (300 Einwohner). Der letzte Ort, der dem Tagebau Schleenhain weichen musste, war Breunsdorf, das zwischen 1987 und 1994 devastiert wurde. 450 Menschen wurden dabei umgesiedelt. Beim Abbruch des Ortes ergrub das sächsische Landesamt für Archäologie, Dresden mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft die gesamte Fläche des Dorfes.
Zwischen 1949 und 1994 wurden im Tagebau Schleenhain auf einem Areal von 2240 Hektar eine Menge von 325 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Dafür wurden 1,072 Milliarden Kubikmeter Abraum abtransportiert. Somit beträgt das Verhältnis von Abraum zu Kohle im Abbaufeld Schleenhain im Durchschnitt ca. 3:1.
Tagebau Vereinigtes Schleenhain (seit 1995) |
Im Gegensatz zu den meisten anderen Tagebauen des Mitteldeutschen und Lausitzer Braunkohlereviers blieb der Tagebau Schleenhain von der Stilllegung verschont. Wurden bis 1991 vor allem die Veredlungsstandorte Deutzen und Regis-Breitingen beliefert, konnte durch intensive Bemühungen von Politik und Wirtschaft im Jahr 1993 die weitere Abnahme der Braunkohle aus Schleenhain gesichert werden. Mit einem Vertrag über die Belieferung des Neubaukraftwerkes Lippendorf bis zum Ende der Laufzeit des Tagebaus wurde die Kohleförderung bis zum Jahr 2040 gesichert. Dazu wurden 1995 im Ergebnis der Privatisierung der Tagebaue des Mitteldeutschen Reviers der Tagebau Schleenhain und die 1991 gestundeten Tagebaue Groitzscher Dreieck und Peres durch die MIBRAG mbH zum Großtagebau Vereinigtes Schleenhain mit den drei gleichnamigen Abbaufeldern vereinigt. Dieser dient nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten seit 1999 ausschließlich der Kohlenversorgung des Neubaukraftwerks Lippendorf. Nach den derzeitigen planungsrechtlichen Genehmigungen soll der Abbau noch bis 2040 fortgesetzt werden.
Bis November 2005 hat die MIBRAG um die Genehmigung für die Abbaggerung des Ortes Heuersdorf mit seinem Ortsteil Großhermsdorf im Süden von Leipzig gerungen, um dadurch den Tagebau Vereinigtes Schleenhain weiter betreiben zu können. Dagegen kämpften die Einwohner von Heuersdorf letztendlich vergeblich. Im Zuge der Devastierung des Ortes wurde die Emmauskirche nach Borna umgesetzt.
Bei Neukieritzsch gab es einen Aussichtspunkt in den Tagebau, der im Jahr 2012 nach Deutzen verlegt wurde.
Technik |
Die Kohleförderung im Tagebau Vereinigtes Schleenhain erfolgt im Bandbetrieb. Hierzu sind im Tagebau 2 Eimerkettenbagger, 6 Schaufelradbagger und 2 Absetzer tätig.
Großgeräte im Tagebau[2] |
Eimerkettenbagger 353 ERs 710
Bandwagen 811 BRs 1400- Bandwagen 817 BRs 1400
- Bandwagen 825 BRs 1400
- Bandwagen 832 BRs 1600
- Bandwagen 833 BRs 1400
Absetzer 1119 A2Rs-B 10000.110- Absetzer 1124 A2Rs-B 10000.110
Schaufelradbagger 1517 SRs 1300- Schaufelradbagger 1528 SRs 2000
- Schaufelradbagger 1548 SRs 320
- Schaufelradbagger 1552 SRs 2000
- Schaufelradbagger 1554 SRs 702
- Schaufelradbagger 1566 SRs 703
- Eimerkettenbagger 1701 ERs 1120
Devastierte Orte |
Tagebau Schleenhain (1949–1994) |
Umsiedlungsort | Einwohner | Abbaujahr |
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Hagenest, OT Löschützmühle | 20 | 1957/58 |
Kleinhermsdorf / Nehmitz (beide teilweise) | 70 | 1960/61 |
Schleenhain | 270 | 1967/68 |
Droßdorf | 300 | 1982/83 |
Breunsdorf | 450 | 1987–1994 geräumt und nach der umfassenden archäologischen Aufnahme 1999 abgerissen |
Tagebau Peres (1963–1991) |
Umsiedlungsort | Einwohner | Abbaujahr |
---|---|---|
Leipen | 82 | 1965–1966 |
Piegel | 67 | 1976–1978 |
Peres | 146 | 1982–1983 |
Wüstung Zöllsdorf | 0 | 1990 |
Tagebau Groitzscher Dreieck (1974–1991) |
Umsiedlungsort | Einwohner | Abbaujahr |
---|---|---|
Berndorf (teilweise) | 1976 | |
Zschagast | 35 | 1981 |
Käferhain | 124 | 1984 (teilweise abgebaggert, durch Stundung erst weiter ab 2030) |
Die geplante Umsiedlung des Orts Langenhain wurde 1990 gestoppt.[3]
Tagebau Vereinigtes Schleenhain |
Umsiedlungsort | Einwohner | Abbaujahr |
---|---|---|
Heuersdorf mit Großhermsdorf | 330 | 2006–2010 |
Geplante Devastierungen |
Pödelwitz, Ortsteil von Groitzsch, einige Bewohner bereits freiwillig nach Groitzsch umgesiedelt – Abbaufeld Peres
Obertitz, Ortsteil von Groitzsch – Abbaufeld Groitzscher Dreieck[4]
Kieritzsch, Ortsteil von Neukieritzsch – Devastierung im Zuge des Aufschlusses eines „Abbaufeldes Kieritzsch“ im Jahr 2011 im Gespräch gewesen[5]
Daten des Tagebaus |
- jährliche Förderleistung (Kohle): 9–11 Mio. t
- jährliche Förderleistung (Abraum): 25–30 Mio. t
- jährliche Wasserhebung: 35–40 Mio. m³
- Heizwert der Förderkohle (Durchschnitt): 10,5 MJ/kg
- Schwefelgehalt der Förderkohle (Durchschnitt): 1,7 %
Siehe auch |
- Liste deutscher Braunkohletagebaue
- Liste der aktiven Bergwerke in Deutschland, Abschnitt Braunkohle-Tagebaue
Weblinks |
Commons: Tagebau Schleenhain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Infobroschüre der MIBRAG zum Tagebau Vereinigtes Schleenhain (PDF, 2,1 MB)- Der Tagebau Vereinigtes Schleenhain auf der Webseite der MIBRAG
- Tagebau Vereinigtes Schleenhain auf Ostkohle.de
- Beschreibung des Tagebaus Schleenhain in einem Dokument der LMBV
- Beschreibung des Tagebaus Peres in einem Dokument der LMBV
- Der Tagebau Peres auf www.devastiert.de
- Der Tagebau Groitzscher Dreieck auf www.devastiert.de
Einzelnachweise |
↑ Die Löschützmühle im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
↑ http://ostkohle.de/html/die_gerate_schleenhain.html
↑ Langenhain auf der Webseite der Stadt Groitzsch
↑ Abbaupläne von Obertitz und Pödelwitz in der „Leipziger Volkszeitung“ vom 25. Februar 2016, abgerufen am 18. Juli 2016
↑ Artikel zum „Abbaufeld Kieritzsch“ in der „Leipziger Volkszeitung“ vom 10. März 2011, abgerufen am 18. Juli 2016
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