Anne Hutchinson







Edwin Austin Abbey: Anne Hutchinson vor dem Tribunal


Anne Hutchinson geb. Marbury (* Juli 1591; † August 1643 in New Netherland) war eine englische Theologin und Autorin.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Religiöse Überzeugungen


  • 3 Feminismus


  • 4 Wirkung


  • 5 Bibliographie


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Leben |


Anne Marbury heiratete mit 21 Jahren William Hutchinson und folgte mit ihm 1634 dem religiösen Führer John Cotton in die britische Kolonie Massachusetts in Nordamerika. Dort begann sie gemischtgeschlechtliche wöchentliche Treffen abzuhalten, um die Predigt des vergangenen Sonntags zu besprechen, die mehr und mehr zu Kritiken der vorherrschenden religiösen Praxis der Puritaner wurden und sie mit den religiösen Führern der Siedlung in Konflikt brachten. Die Anhänger Hutchinsons versuchten außerdem wichtige Positionen in der Kirche mit ihnen genehmen Personen zu besetzen. So wurde versucht, den Pastor in Boston, John Wilson, durch Reverend John Wheelwright, einen Schwager und Anhänger Hutchinsons, zu ersetzen.




Statue von Anne Hutchinson vor dem Memorial State House in Massachusetts, zusammen mit ihrer Tochter


1637 wurde ihr der Prozess gemacht, der zu ihrem Ausschluss aus der Gemeinde und damit zur Verbannung führte.[1] Da der puritanische Klerus nicht in den Verdacht geraten wollte, religiös Andersgesinnte zu verfolgen, wurde die Anklage nicht auf Grundlage theologischer Differenzen formuliert. Stattdessen wurde sie angeklagt, die ihr als Frau angemessene häusliche Sphäre verlassen und eine unangemessene soziale Autorität über die Gruppe ihrer Anhänger ausgeübt zu haben. Außerdem wurde in ihrer Fehlgeburt ein Beweis für sexuelle Freizügigkeit gesehen.


Sie und ihr Mann siedelten nach ihrer Verurteilung nach Rhode Island um, wo Anne Hutchinson zusammen mit Roger Williams, der ebenfalls aus der puritanischen Gesellschaft der Massachusetts Bay Colony verbannt worden war, den Weg zur Gründung einer religiös liberalen Kolonie ebnete. Anne Hutchinson zog später in den heutigen Staat New York, wo sie und ihre gesamte Familie 1643 bei einem Indianerüberfall ums Leben kamen.[2]



Religiöse Überzeugungen |


Anne Hutchinson war antinomischer Überzeugung. Sie vertrat die Meinung, dass es keine äußeren Zeichen für göttliche Erwählung geben kann. Sie warf dem Klerus in Massachusetts Bay vor, „Legalisten“ zu sein, da sie bestimmte Verhaltensmuster wie gute Taten bzw. durch die Gemeinde autorisierte Erweckungserlebnisse als sicheres Zeichen göttlicher Erwählung sahen. Hutchinson lehnte dies ab, entzog also der Forderung nach gutem und den Regeln der Gemeinde entsprechenden Verhalten jegliche theologische Grundlage und stellte daher in den Augen des Klerus auch eine erhebliche Störung der öffentlichen Ordnung dar.


Ihre Überzeugung, dass die Erwählten sich nicht an weltlichen Zeichen, sondern nur gegenseitig erkennen könnten, führte dazu, dass sich die Gruppe ihrer Anhänger als Gegenpol zum etablierten Klerus mit eigener Autorität begriff. Die spirituelle Sicherheit der Erwählten machte die Rolle der Priester als Vermittler zwischen Gott und Mensch und als Ausleger von Gottes Wort überflüssig.


Eine Besonderheit dabei war, dass Hutchinson überzeugt war, dass die Erwählung mit einem vollständigen Ablegen jeder Individualität und Aufgehen in Gott verbunden sei. Diese Einheit mit Gott, die in den Augen Hutchinsons jegliche weltliche Autorität irrelevant machte, wurde von ihren Gegnern als Arroganz ausgelegt.



Feminismus |


Das Primat der Erwählung und das Ablegen der weltlichen Person waren auch die theologische Grundlage dafür, dass Hutchinson, eine Frau, in der Gruppe ihrer Anhänger als Autorität anerkannt werden konnte. Männer und Frauen wurden, hatten sie den Status des „Erwählten“, in der Gruppe als gleichberechtigt angesehen, verblieben aber in ihren historischen sozialen Rollen.


Gerade die Ablehnung aktiven Handelns und das Ideal passiven Abwartens in der religiösen Überzeugung, erwählt zu sein, jedoch näherte das Bild des idealen Christen sehr der damaligen sozialen Rolle der Frau an und führte so zu dessen Aufwertung. Hutchinsons theologische Überzeugungen gewannen dadurch eine erhebliche Anziehungskraft auf Frauen und werden auch als frühe Form des Feminismus gesehen.



Wirkung |


Die theologischen Ideen Hutchinsons werden als bedeutende Grundlage für den starken Individualismus gesehen, der sich ab dem 19. Jahrhundert in der US-Gesellschaft entwickelte. Auch die Vertreter des Transzendentalismus sahen sich in ihrer Tradition.


Heute wird sie durch eine Statue in Boston geehrt. Seit dem 20. Jahrhundert sehen viele in ihr eine frühe Vorläuferin des Feminismus und eine Kämpferin für Menschenrechte und Toleranz. Zudem war sie die einzige Frau, die einen der US-Staaten mit gründete. 1987 wurde Anne Hutchinson vom Gouverneur von Massachusetts, Michael Dukakis, begnadigt und die Verbannung, die sein Vorgänger John Winthrop 350 Jahre zuvor ausgesprochen hatte, aufgehoben.


Anne Hutchinson inspirierte Nathaniel Hawthorne bei der Schaffung des literarischen Charakters Hester Prynne im Roman Der scharlachrote Buchstabe.


Auch in die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts fand sie Eingang. Die feministische Künstlerin Judy Chicago widmete ihr in ihrer Arbeit The Dinner Party eines der 39 Gedecke am Tisch.[3]



Bibliographie |



  • William Dunlea: Anne Hutchinson and the Puritans. An Early American Tragedy. Dorrance Publishing, Pittsburgh PA 1993, ISBN 0-8059-3434-0.


  • Victor Grossman: Rebel Girls. 34 amerikanische Frauen im Porträt (= Neue kleine Bibliothek. Bd. 185). PapyRossa-Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-89438-501-9, S. 9–16.

  • Eve LaPlante: American Jezebel. The Uncommon Life of Anne Hutchinson, The Woman Who Defied the Puritans. Harper, San Francisco CA 2004, ISBN 0-06-056233-1, S. 19, 31.

  • Bianca Leonardo, Winifred K. Rugg: Anne Hutchinson. Unsung Heroine of History. New edition. Tree of Life Publications, Joshua Tree CA 1995, ISBN 0-930852-30-3.

  • Selma R. Williams: Divine Rebel. The Life of Anne Marbury Hutchinson. Holt, and Rinehart and Winston, New York NY 1981, ISBN 0-03-055846-8.

  • Michael P. Winship: The Times and Trials of Anne Hutchinson. Puritans Divided. University Press of Kansas, Lawrence KS 2005, ISBN 0-7006-1379-X.

  • Michael P. Winship: Making Heretics. Militant Protestantism and Free Grace in Massachusetts, 1636–1641. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2002, ISBN 0-691-08943-4.

  • Amy Schrager Lang: Prophetic Woman. Anne Hutchinson and the Problem of Dissent in the Literature of New England. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1987, ISBN 0-520-05598-5.



Weblinks |




  •  Commons: Anne Hutchinson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Biography (englisch)



Einzelnachweise |





  1. Gerichtsverhandlung 1637 (englisch)



  2. Gerd Raeithel: Geschichte der nordamerikanischen Kultur. Band 1: Vom Puritanismus bis zum Bürgerkrieg 1600–1860. 4. Auflage. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-88679-166-1, Seite 139


  3. Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk, abgerufen am 15. April 2014.
































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