Organist
Ein Organist bzw. eine Organistin sind Musiker, die die Orgel spielen. Die Orgel als Pfeifenorgel oder (selten) als digitale Sakralorgel findet ihre Verwendung vornehmlich in Kirchen und Gottesdiensten. Organisten und Organistinnen gibt es auch im Konzertbereich. In der Unterhaltungsmusik, z. B. im Jazz bezeichnet der Begriff Organist bzw. Organistin meist den/die Spieler(in) einer elektronischen Orgel.
Inhaltsverzeichnis
1 Tätigkeit
2 Organisten als Kirchenmusiker
3 Konzertorganisten
4 Ausbildung
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Tätigkeit |
Der Organist muss zu dem vom Klavier her bekannten Manualspiel (oft auf mehreren Manualen) auch das Pedalspiel beherrschen.
Einerseits erfordert das Orgelspiel die Interpretation des Notentextes, andererseits eine möglichst werkgemäße Auswahl der vorhandenen Klangfarben („Registrieren“). Durch diese gezielte Auswahl von Registern erhält ein auf der Orgel gespieltes Musikstück erst seinen stil- und werkgerechten Klangcharakter.
Zum Organistendienst in der Rolle eines Kirchenmusikers gehören neben dem Literaturspiel und der Improvisation auch Grundkenntnisse im Orgelbau, z. B. das Nachstimmen einzelner Pfeifen, insbesondere von Zungenregistern. Organisten müssen weiterhin über Kenntnisse unter anderem in den Bereichen der Orgelmusik, der Musiktheorie, der Liturgik, der Hymnologie und der Kirchenmusikgeschichte verfügen.[1]
Organisten als Kirchenmusiker |
Im Gottesdienst vieler christlicher Kirchen hat das liturgische Orgelspiel seinen festen Platz. Es umfasst das Intonieren und Begleiten des Gemeindegesangs, das Vor- und das Nachspiel entsprechend dem Charakter des jeweiligen Gottesdienstes und das solistisches Orgelliteraturspiel während des weiteren Verlaufs der gottesdienstlichen Feier. Mit der Rolle des Organisten ist in einem Gottesdienst zumindest in Deutschland häufig die des Kantors verbunden.
Stellen für reine Organisten im Hauptberuf sind im deutschsprachigen Raum selten und nur an großen und künstlerisch überregional bedeutenden Kirchen (zum Beispiel Thomaskirche (Leipzig), Kölner Dom, Paderborner Dom, Frauenkirche Dresden, Marienkirche (Lübeck)) anzutreffen. „Domorganisten“ sind zusammen mit dem Domkapellmeister für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste an der Kathedrale verantwortlich. Organisten geben oft neben dem Spiel in Gottesdiensten auch Konzerte.
Hauptberufliche Organisten im Bereich der christlichen Kirchen finden sich gelegentlich auch auf regionalen Stellen oder im Dienst an mehreren benachbarten Kirchen.
Der Orgeldienst wird oft in Verbindung mit anderen Aufgaben versehen (z. B. Chorleitung, Christenlehre oder Küsterdienst), um ein auskömmliches Einkommen zu erzielen. In kleineren Kirchengemeinden wird der Organistendienst im Nebenamt oder auch ehrenamtlich ausgeübt.
In Frankreich und Österreich ist die Verbindung von Chorleitung und Orgeldienst an größeren Kirchen nicht üblich. Hier gibt es für jede der beiden Aufgaben einen eigens dafür angestellten Musiker.
Auch bei Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen wirkt häufig ein Organist mit solistischem Orgelspiel, Begleitung von anderen Musikern sowie der singenden Gemeinde, bei der Trauerfeier in der Friedhofskapelle mit, häufig auf einem elektronischen Instrument oder einem Harmonium.
Konzertorganisten |
Die Unterscheidung zwischen kirchlichen Organisten und Konzertorganisten ist nicht immer eindeutig zu treffen. Meist handelt es sich um dieselben Personen, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Eine zusätzliche spezielle Ausbildung zum Konzertorganisten ist nicht zwingend notwendig. Der Anspruch an die dargebotene Spielqualität kann aber deutlich höher liegen als bei einem Organisten, der beispielsweise an einer Nebenkirche tätig ist. Daher findet man in diesem Bereich tendenziell Musiker, die einen höheren kirchenmusikalischen Ausbildungsstand haben, oder das Instrument Orgel sogar rein als Konzertfach studiert haben. Oft findet man zudem Organisten, ohne nennenswerte Examina, die zwar nebenberuflich und hobbymäßig aktiv sind, aber vom Spielniveau her gesehen gut an professionelle Konzertorganisten heranreichen und so auch im weltlichen Bereich tätig sein können.
Bereits in der Barockzeit wurden im protestantischen Norden in Kirchen Orgelkonzerte veranstaltet, die primär Repräsentationszwecken, weniger geistlichen dienten. Hinzu kommt, dass sich das Repertoire der einzelnen Tasteninstrumente in vielen Bereichen nicht wesentlich voneinander unterschied. Im privaten häuslichen Raum gab es neben den anderen Tasteninstrumenten viele kleinere Orgeln aber auch besaitete Tasteninstrumente mit Pedal. Cembalisten (und auch Cembalistinnen) waren oft gleichzeitig virtuose Organisten. Neben den typischen „weltlichen“ Gattungen für Tasteninstrumente (Toccaten, Sonaten, kontrapunktischen Formen) waren es auch religiöse Werke (etwa Choralvariationen), die außerhalb der Kirche gespielt wurden. Große Bedeutung hatte daneben immer die Improvisation.
Eine wichtige Rolle kommt der Orgel auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten zu. Seit dem Aufkommen des Generalbasses ist die Orgel eines der möglichen Instrumente zur Ausführung desselben, auch beispielsweise in der frühen Oper.
Im 19. Jahrhundert fand die Orgel – und damit die Organisten – Einzug in die Konzertsäle. Es entstanden nun Kompositionen, in denen die Orgel eigenständiges Mitglied des Orchesters wird oder aber diesem solistisch entgegengestellt wird. Viele große Konzertsäle verfügen nun über Orgeln, die in Solokonzerten oder im Zusammenspiel mit Orchestern erklingen.
Damit treten heute Organisten sowohl im Bereich der „Alten Musik“ wie in den großen Konzertsälen auf. Die Literatur ist somit äußerst vielfältig.
Im Jazzbereich übernimmt der Hammond-Organist oft auch die Funktion des Bassisten mit Hilfe des Pedals.
Ausbildung |
Der Begriff oder der Titel des Organisten ist in Deutschland nicht geschützt, so dass sich jeder, der Orgel spielt, grundsätzlich Organist nennen darf. Für eine auch arbeitsrechtlich abgesicherte Anstellung als Organist wird heute jedoch in der Regel eine zwei- bis dreijährige berufsbegleitende Ausbildung für Organisten im Nebenamt sowie ein mindestens vierjähriges Studium an einer Musikhochschule für die Organisten im Hauptberuf vorausgesetzt[2]. Die entsprechende Ausbildung wird meistens kostenlos bzw. gegen geringe Gebührensätze von den Kirchen angeboten, da zumindest an nebenamtlichen Organisten ein großer Bedarf besteht. Bei der nebenamtlichen kirchlichen Ausbildung sind die D- und die C-Prüfung als Abschlüsse zu erreichen, wobei die C-Prüfung höhere Anforderungen an den Kandidaten stellt.
Neben den kirchlichen Ausbildungsgängen gibt es auch Angebote an Musikhochschulen und Fachhochschulen[3], darüber hinaus Orgelkurse (mit oder ohne Zertifikat). Letztlich entscheidend ist aber gerade beim nebenamtlichen Dienst nicht die formale Anforderung einer Prüfungsordnung, sondern die Bewährung im alltäglichen Dienst.
Die Hochschulausbildung endet mit dem Bachelor of Music / Master of Music oder dem Bachelor Kirchenmusik B / Master Kirchenmusik A (früher: B-Examen oder A-Examen; letzteres entspricht auch hier einem höheren Niveau).[4]
Im Jazzbereich ist ein entsprechender Studiengang die Ausnahme. Meist wird die Hammondorgel ähnlich wie andere Keyboard-Instrumente von ausgebildeten Pianisten gespielt, manchmal wird daher die Pedalklaviatur nicht benutzt.
Siehe auch |
- Liste von Organisten
Literatur |
Arnfried Edler: Der nordelbische Organist. Studien zu Sozialstatus, Funktion und kompositorischer Produktion eines Musikerberufes von der Reformation bis zum 20. Jahrhundert (= Kieler Schriften zur Musikwissenschaft. Bd. 23). Bärenreiter, Kassel u. a. 1982, ISBN 3-7618-0636-1 (Zugleich: Kiel, Univ., Habil.-Schr., 1978).
Weblinks |
Commons: Organist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Organist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise |
↑ Stichwort Orgelspiel. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 10. Bärenreiter, Kassel, 1997, S. 385 ff.
↑ http://www.kirchenmusikhochschule.de/index.php?option=com_content&task=view&id=17&Itemid=34 Beispiel einer Ausbildungsordnung
↑ https://www.berufskunde.com/de/ausbildungsberufe-a-bis-z/kirchenmusiker – Berufsbild des Kirchenmusikers
↑ https://www.hmdk-stuttgart.de/studium/studiengaenge-musik/bachelor-kirchenmusik-b/