Scarborough Fair
Scarborough Fair ist ein traditionelles englisches Volkslied, dessen Autor unbekannt ist. Die heute wohl bekannteste Version ist die Bearbeitung von Simon & Garfunkel.[1] Oft wird das Lied im Duett mit einer Frauen- und einer Männerstimme gesungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Herkunft
2 Text
3 Erläuterungen
4 Melodie und Versionen
5 Weitere Rezeption
6 Weblinks
7 Einzelbelege
Herkunft |
Der Name lässt sich auf das Mittelalter zurückführen, als die nordenglische Küstenstadt Scarborough ein wichtiger Treffpunkt für Kaufleute aus ganz England war. Am 15. August jedes Jahres begann dort eine 45-tägige große Handelsmesse, genannt Scarborough Fair, die für damalige Verhältnisse sehr lang war.
Als diese Messe im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde, wurde der Name Scarborough Fair einem Musikfestival, das nun jedes Jahr im September in derselben Stadt stattfindet, gegeben.
Das Lied wurde vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert geschrieben. Es ist möglich, dass es aus der schottischen Folk-Ballade The Elfin Knight entstanden ist. Es wurde, nachdem es von Stadt zu Stadt überliefert wurde, mehrfach verändert. So kommt es, dass heute dutzende Strophen existieren. Jedoch werden meistens nur wenige davon gesungen.
Text |
Das Lied handelt von einem ehemaligen Liebespaar, das sich nun gegenseitig unlösbare Aufgaben stellt, um wieder zu einem Paar zu werden. Die letzte Strophe weist darauf hin, dass es nicht darauf ankomme, die Aufgaben zu erfüllen; es zähle der Versuch, sich diesen zu stellen.
Beide: | |
Are you going to Scarborough Fair? | Gehst du auf den Markt von Scarborough? |
Mann: | |
Tell her to make me a cambric shirt, | Bitte sie, mir ein Batisthemd zu machen, |
Beide: | |
Have you been to Scarborough Fair? | Bist du auf den Markt von Scarborough gegangen? |
Frau: | |
Ask him to find me an acre of land, | Bitte ihn, für mich einen Morgen Land zu finden, |
Beide: | |
If you say that you can’t, then I shall reply, | Wenn du sagst, dass du das nicht kannst, dann antworte ich: |
Erläuterungen |
Parsley (Petersilie), sage (Salbei), |
Der Refrain „Parsley, sage, rosemary and thyme“ ergibt für einen Hörer der heutigen Zeit zunächst keinen Sinn, hat jedoch symbolische Bedeutung:
Petersilie wurde früher als Verdauungsmittel gegessen und sollte gleichzeitig die Bitterkeit in der Nahrung entfernen. Mittelalterliche Ärzte benutzten diese Pflanze auch zu einem spirituellen Zweck.
Salbei galt schon lange als ein Symbol für Kraft.
Rosmarin stellt Treue, Liebe und Erinnerung dar. Heute gibt es in England bei vielen Frauen immer noch den Brauch, Rosmarinzweige in den Haaren zu tragen.
Thymian symbolisiert in erster Linie Mut. Zur Zeit, als das Lied geschrieben wurde, trugen Ritter oft Schilde mit einer aufgemalten Thymianpflanze, wenn sie in den Kampf gingen.
Das lyrische Ich im Lied wünschte sich mit der Nennung dieser vier Pflanzen Milde, um die Bitterkeit in der Beziehung zu lindern, seelische Kraft, für die Zeit, in der das ehemalige Paar voneinander getrennt ist, Treue, um zusammen zu bleiben, auch wenn beide gerade alleine sind; und auch Ermutigung, damit beide die „unmöglichen Dinge“ tun und wieder zusammenkommen können, sobald dies möglich ist.
Melodie und Versionen |
Das Lied steht in der Kirchentonart (Modus) Dorisch, was für das englische Liedgut der ausgehenden Renaissance recht typisch ist (vgl. Greensleeves), für die Ohren des 20. Jahrhunderts jedoch einen archaischen Charakter hatte, was der Wiederentdeckung und -verwendung zugutekam.
Eine erste Aufnahme des Liedes entstand durch die Verwendung der Melodie im Film Man Hunt von Fritz Lang (1941). 1955 veröffentlichten Gordon Heath and Lee Payant eine Einspielung auf ihrem Album Encores From The Abbaye, welcher eine gedruckte Notenausgabe des englischen Liedersammlers und Musikgelehrten Frank Kidson (1891) zugrunde lag.
Die heute bekannte Melodiefassung wurde durch Simon & Garfunkel geprägt; ihre Aufnahme Scarborough Fair/Canticle erschien 1966 auf dem Album Parsley, Sage, Rosemary and Thyme. Paul Simon lernte das Lied 1965 von Martin Carthy in London und fügte den Kontrapunkt von Canticle, einer Neuaufnahme des Songs The Side of a Hill, hinzu. 1968 wurde das Lied als Soundtrack zum Film Die Reifeprüfung als Single veröffentlicht. Das Copyright liegt ausschließlich bei Paul Simon, was Martin Carthy ein Dorn im Auge war, da er eigentlich die „traditionelle Quelle“ war. Eine Versöhnung zwischen den beiden gab es erst im Jahre 2000, als Paul Simon das Lied gemeinsam mit Carthy bei einem Konzert in London sang.
Es gibt zahlreiche weitere Versionen des Liedes, die sich meistens auf eine Auswahl der oben genannten Strophen beschränken; als bekannte Interpreten zu nennen sind:
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- 6-Zylinder
- Amy Nuttall
- Angelo Branduardi
Aoi Tada (im Soundtrack von Gunslinger Girl -Il Teatrino-)- Ataraxia
Aurora (als Titelsong der brasilianischen Telenovela 'Deus Salve o Rei' – Gott schütze den König)
Bill Cunliffe (instrumental, in A Paul Simon Songbook)
Bob Dylan (mit Auszügen aus dem Volkslied in seiner Adaption Girl from the North Country)- Brainbox
- Bryn Terfel
- Carly Simon
Celia Pavey (erstmals in The Voice (Australien))- Celtic Woman
- Deborah Sasson
Faun (unter dem Titel Thymian und Rosmarin vom Album Von Den Elben)
Frank Schöbel (Unter dem Titel Komm Mit Mir Ans Meer)- Gregorian
- Harry Belafonte
- Hayley Westenra
Helene Fischer (Unter dem Titel Meine Welt)- Herbie Hancock
- John Renbourn
Juliane Werding (mit Ulrike Sauerland) (Nadza)- Justin Hayward
Kristof Schreuf (mit dem Text von My Generation (The Who); 2010)- Lana Del Rey
Leaves’ Eyes (auf dem 2009 veröffentlichten Album Njord)- Loreena McKennitt
- Marianne Faithfull
Marshall & Alexander (auf dem 2006 veröffentlichten Album Try To Remember)- Martin Carthy
- Mediæval Bæbes
Michael Völkel Instrumental-Version für Akustik-Gitarre- Midori
- My Dying Bride
- Nana Mouskouri
- Nolwenn Leroy
Omnia (Unter dem Titel The Elven Lover)- Paddy Schmidt
Paola (Unter dem Titel Eine Insel am Ende der Welt)
Peggy March (Unter dem Titel Die Stadt im Meer)- Peter Herbolzheimer
Peter Hofmann und Deborah Sasson
- Quadriga Consort
- Queensrÿche
- Roger Whittaker
- Sandie Shaw
Santiano (Unter dem Titel Garten Eden auf dem Album Bis ans Ende der Welt)- Sarah Brightman
Scooter (Unter dem Titel Scarborough Affair)- Sérgio Mendes
Shirley Collins & Joan Baez
Tamaru Yamada (im Soundtrack von Shūmatsu Nani Shitemasu ka? Isogashii Desu ka? Sukutte Moratte Ii Desu ka?)- The Gothard Sisters
- The King’s Singers
The Stone Roses (Übernommene Melodie; unter dem Titel Elizabeth My Dear)- Tori Amos
- Urban Trad
Vicky Leandros (die eine französische, deutsche und griechische Version aufnahm)
Weitere Rezeption |
Der Titel der britischen Kriminal-Fernsehserie Rosemary & Thyme (2003–2007) ist an dieses Lied angelehnt und nutzt eine von Christopher Gunning komponierte Adaption als Titelmusik.[2]
Weblinks |
Wikibooks: Liederbuch/ Scarborough Fair – Lern- und Lehrmaterialien
The Modern Herbalist: Parsley, Sage, Rosemary and Thyme: A Love Story (englisch)
Informationen zum Lied bei BBC.co.uk mit Interviews von Martin Carthy und Paul Simon (englisch)
Liedgeschichte und abweichende Textvarianten (englisch)
Einzelbelege |
↑ “Scarborough Fair” – Traditional/Simon and Garfunkel, History of an American folk song Kim Ruehl, About.com Guide, abgerufen 11. Juli 2013.
↑ Film and TV Scores, auf: Webseite Christopher Gunning, abgerufen am 13. April 2016