Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)








































DeutschlandDeutschland

Bundesverwaltungsgericht
— BVerwG —p1


Bundesadler der deutschen Bundesorgane

Staatliche Ebene
Bund
Stellung

Oberster Gerichtshof des Bundes
Aufsichts­organ(e)

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
Bestehen
seit 1952 (BGBl. I S. 625, 635)
Hauptsitz

Leipzig, Sachsen
Leitung

Klaus Rennert, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts
Website

www.bundesverwaltungsgericht.de



Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes im Reichsgerichtsgebäude in Leipzig (Blickrichtung Westen)




Luftbild von Leipzig (2010)




Haupteingang




Blick vom Aufgang zum Gericht über den vorgelagerten Simsonplatz




Sammlung der Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts




Bundesverwaltungsgericht Leipzig Innenraum




Sitzungssaal des Bundesverwaltungsgerichts


Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nicht verfassungsrechtlicher Art und neben dem Bundesarbeitsgericht, Bundesgerichtshof, Bundesfinanzhof und Bundessozialgericht einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes. Es hat seinen Sitz im ehemaligen Reichsgerichtsgebäude in Leipzig.


Als Behörde ist das Bundesverwaltungsgericht wie der Bundesfinanzhof und der Bundesgerichtshof dem Portefeuille des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) unterstellt und unterliegt dessen allgemeiner Dienstaufsicht. In seiner Tätigkeit als Gericht ist es jedoch unabhängig.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Gerichtsorganisation und Spruchkörper


  • 3 Verfahren


  • 4 Präsidenten und Vizepräsidenten


  • 5 Amtstracht


  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Geschichte |


Das Bundesverwaltungsgericht wurde aufgrund von Art. 95 Abs. 1 GG durch Gesetz vom 23. September 1952 (BGBl. I S. 625) errichtet. Der Sitz des Bundesverwaltungsgerichts war zunächst Berlin. Seit dem 8. Juni 1953 war das Bundesverwaltungsgericht in den früheren Räumen des Preußischen Oberverwaltungsgerichts untergebracht. Die Entscheidung für Berlin als Dienstsitz war unter den Besatzungsmächten umstritten; insbesondere die Sowjetunion stand dem ablehnend gegenüber. Dies hatte zur Folge, dass mit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik die Wehrdienstsenate des Bundesverwaltungsgerichts nach München umziehen mussten. Seit dem Umzug des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig in das Reichsgerichtsgebäude residieren auch sie in Leipzig.


Leipzig wurde durch Gesetz vom 21. November 1997 als neuer Sitz des Bundesverwaltungsgerichts bestimmt. § 2 der Verwaltungsgerichtsordnung wurde entsprechend geändert. Der offizielle Tag des Sitzwechsels wurde durch die Bundesministerin der Justiz durch Rechtsverordnung vom 24. Juni 2002 auf den 26. August 2002 festgelegt. Das jüngste Kapitel in der Geschichte des Bundesverwaltungsgerichts ist somit mit der Nutzung des einstigen Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig verbunden – es begann offiziell mit der feierlichen Einweihung des Gebäudes als Bundesverwaltungsgericht am 12. September 2002.[1]



Gerichtsorganisation und Spruchkörper |




Gerichtsorganisation des Bundesverwaltungsgerichts (vor Abschaffung des Disziplinarsenats 2015)


Beim Bundesverwaltungsgericht sind derzeit 13 Senate eingerichtet: Zehn Revisionssenate, zwei Wehrdienstsenate und ein Fachsenat (zu letzterem: § 189 i. V. m. § 99 Abs. 2 VwGO). Früher existierten zudem drei Disziplinarsenate, die 1971, 2004 und 2015 aufgelöst wurden. Bei den Revisionssenaten sind fünf bis sieben Berufsrichter eingesetzt; Entscheidungen ergehen in der Besetzung von fünf Richtern, bei Beschlüssen außerhalb der mündlichen Verhandlung in der Besetzung von drei Richtern (§ 10 Abs. 3 VwGO). Bei den Wehrdienstsenaten sind drei Berufsrichter eingesetzt; sie entscheiden im Falle mündlicher Verhandlung unter Hinzuziehung zweier ehrenamtlicher Richter aus dem Kreis der Bundeswehr. Beim Fachsenat sind, parallel zu ihrer Zugehörigkeit zu einem der anderen Senate, vier Berufsrichter eingesetzt; er entscheidet in der Besetzung mit drei Richtern. Am Bundesverwaltungsgericht sind insgesamt 56 Berufsrichter planmäßig tätig. Der Frauenanteil beträgt derzeit (2017) mit 14 von 56 Personen 25 %.[2]
Wie bei allen obersten Bundesgerichten ist zur Vereinheitlichung der Rechtsprechung zwischen den einzelnen Senaten des BVerwG ein Großer Senat eingerichtet (§ 11 VwGO).


Die Geschäftsverteilung und Besetzung der 13 Senate bestimmt sich nach dem gültigen Geschäftsverteilungsplan. Derzeit (Stand 2017)[3] bestehen im Groben folgende Zuständigkeiten:


1. Revisionssenat: Ausländer- und Asylrecht, Vereinsrecht, Datenschutzrecht, Innominatzuständigkeit
2. Revisionssenat: Recht des öffentlichen Dienstes, einschließlich Verfahren nach dem Bundesdisziplinargesetz
3. Revisionssenat: Ausgleichs- und Entschädigungsansprüche aus verschiedenen Gesetzen, Landwirtschafts-, Jagd-, Tier- und Lebensmittelrecht, Außenhandelsrecht, Verkehrsrecht
4. Revisionssenat: Bau-, Boden- und Raumordnungsrecht, Naturschutzrecht, Denkmalschutzrecht
5. Revisionssenat: Recht der öffentlichen Fürsorge, Ausbildungsrecht, Jugendschutzrecht, Entschädigungsansprüche aus verschiedenen Gesetzen
6. Revisionssenat: Wehrpflicht- und Zivildienstrecht, Schul- und Hochschulrecht, Namensrecht, Medienrecht, Recht der Gefahrenabwehr, Wahlrecht, Staatskirchenrecht
7. Revisionssenat: Umweltrecht, Atomrecht, Wasser- und Wasserverkehrsrecht, Bergrecht, Informationsfreiheitsrecht
8. Revisionssenat: Vermögensrecht, Wirtschaftsverwaltungsrecht, Währungsrecht
9. Revisionssenat: Straßen- und Wegerecht, Erschließungsrecht, Abgabenrecht
10. Revisionssenat: Kommunalrecht, Vergaberecht, Recht der Förderung der gewerblichen Wirtschaft, Kammerrecht
1. Wehrdienstsenat: Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung
2. Wehrdienstsenat: Verfahren nach der Wehrdisziplinarordnung
Fachsenat nach § 189 VwGO: Entscheidungen nach § 99 Abs. 2 VwGO



Verfahren |


Das Bundesverwaltungsgericht wird hauptsächlich als Revisionsinstanz in verwaltungsrechtlichen Angelegenheiten gegen Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte (OVG), die in manchen Bundesländern „Verwaltungsgerichtshof“ heißen, tätig (§ 49 VwGO). Zu den Voraussetzungen – insbesondere die notwendige Zulassung der Revision durch das OVG oder das BVerwG – siehe §§ 132 ff. VwGO. In Ausnahmefällen wird auch eine Sprungrevision gegen das Urteil eines Verwaltungsgerichts direkt zum BVerwG zugelassen (§ 134 VwGO). Die erfolgreiche Revision setzt das Geltendmachen und Vorliegen eines (oder mehrerer) der in § 137 und § 138 VwGO genannten Revisionsgründe voraus.


Ausnahmsweise wird das Bundesverwaltungsgericht auch in der ersten, dann aber auch letzten Instanz tätig (§ 50 VwGO). Erste Instanz ist das Bundesverwaltungsgericht bei



  • öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nichtverfassungsrechtlicher Art zwischen dem Bund und den Ländern, sowie zwischen verschiedenen Ländern;

  • Klagen gegen die vom Bundesminister des Inneren (Bundesministerium des Innern – BMI) über die nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 VereinsG ausgesprochenen Vereinsverbote und nach § 8 Abs. 2 S. 1 VereinsG erlassenen Verfügungen;

  • Streitigkeiten gegen Abschiebungsanordnungen nach § 58a Aufenthaltsgesetz und ihre Vollziehung;

  • Klagen, denen Vorgänge im Geschäftsbereich des Bundesnachrichtendienstes (BND) zugrunde liegen;

  • Klagen gegen Maßnahmen und Entscheidungen nach § 44a Abgeordnetengesetz, nach den Verhaltensregeln für Mitglieder des Deutschen Bundestages, nach § 6b BMinG und nach § 7 ParlStG in Verbindung mit § 6b BMinG;

  • Streitigkeiten, die Planfeststellungsverfahren und Plangenehmigungsverfahren für bestimmte wichtige Verkehrsinfrastrukturvorhaben betreffen, die in dem Allgemeinen Eisenbahngesetz, dem Bundesfernstraßengesetz, dem Bundeswasserstraßengesetz oder dem Magnetschwebebahnplanungsgesetz (MBPlG) bezeichnet sind;

  • öffentlich-rechtlichen Streitigkeiten nichtverfassungsrechtlicher Art nach dem Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz (§ 16 FMStFG).


Durch seine Wehrdienstsenate wird das Bundesverwaltungsgericht zudem als Berufungsgericht gegen Entscheidungen der Truppendienstgerichte tätig.


Vor dem Bundesverwaltungsgericht herrscht Vertretungszwang (§ 67 VwGO), meist auch verkürzt als Anwaltszwang bezeichnet, was bedeutet, dass sich die Beteiligten durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer deutschen Hochschule (mit Befähigung zum Richteramt) vertreten lassen müssen.



Präsidenten und Vizepräsidenten |








































































Präsidenten des Bundesverwaltungsgerichts
Nr.
Name
Beginn der Amtszeit
Ende der Amtszeit
1

Ludwig Frege (1884–1964)
28. März 1953
31. Dezember 1954
2

Hans Egidi (1890–1970)
29. April 1955
30. Juni 1958
3

Fritz Werner (1906–1969)
18. Juli 1958
26. Dezember 1969
4

Wolfgang Zeidler (1924–1987)
15. Juni 1970
7. November 1975
5

Walther Fürst (1912–2009)
19. August 1976
29. Februar 1980
6

Horst Sendler (1925–2006)
1. März 1980
30. Juni 1991
7

Everhardt Franßen (* 1937)
1. Juli 1991
30. September 2002
8

Eckart Hien (* 1942)
1. Oktober 2002
31. Mai 2007
9

Marion Eckertz-Höfer (* 1948)
1. Juni 2007
31. Januar 2014
10

Klaus Rennert (* 1955)
1. Juli 2014




















































































Vizepräsidenten des Bundesverwaltungsgerichts
Nr.
Name
Beginn der Amtszeit
Ende der Amtszeit
1

Helmut R. Külz (1903–1985)
23. Dezember 1970
31. Juli 1971
2

Walther Fürst (1912–2009)
16. November 1971
18. August 1976
3

Horst Sendler (1925–2006)
19. August 1976
29. Februar 1980
4

Johannes Oppenheimer (1918–2007)
1. März 1980
31. Juli 1986
5

Günter Zehner (1923–2002)
1. August 1986
31. August 1990
6

Otto Schlichter (1930–2011)
1. September 1990
30. September 1993
7

Ingeborg Franke (* 1935)
1. Oktober 1993
31. Mai 2000
8

Eckart Hien (* 1942)
22. Juni 2000
30. September 2002
9

Marion Eckertz-Höfer (* 1948)
1. Oktober 2002
31. Mai 2007
10

Michael Hund (* 1946)
1. Juni 2007
31. Oktober 2011
11

Klaus Rennert (* 1955)
21. November 2012
30. Juni 2014
12

Josef Christ (* 1956)
1. Juli 2014
30. November 2017


Amtstracht |




Amtstracht


Die Amtstracht für die Richter, den Vertreter des Bundesinteresses und die Urkundsbeamten am Bundesverwaltungsgericht wurde mit der Anordnung des Bundespräsidenten über die Amtstracht bei dem Bundesverwaltungsgericht[4] festgelegt.


Die Amtstracht besteht aus einer Amtsrobe und einem Barett. Zur karmesinroten Robe wird eine breite weiße Halsbinde mit herabhängenden Enden getragen. Die Urkundsbeamten tragen eine einfache weiße Halsbinde. Der Besatz an der Amtsrobe und am Barett ist abhängig von der Funktion. Bei den Richtern ist der Besatz aus Samt, beim Vertreter des Bundesinteresses und den für ihn auftretenden Beamten ist der Besatz aus Seide und das Urkundspersonal trägt Roben mit Besatz aus Wollstoff. Am Barett trägt der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts drei Schnüre in Gold, der Vorsitzende Richter am Bundesverwaltungsgericht zwei Schnüre in Gold und der Richter am Bundesverwaltungsgericht zwei karmesinrote Schnüre in Seide. Der Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht trägt am Barett drei Schnüre in Gold, die für ihn auftretenden Beamten eine karmesinrote Schnur in Seide.



Siehe auch |



  • Kategorie:Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (Deutschland)

  • Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht

  • Liste deutscher Gerichte

  • Liste der Richter am deutschen Bundesverwaltungsgericht



Literatur |




  • Eberhard Schmidt-Aßmann, Dieter Sellner, Günter Hirsch, Gerd-Heinrich Kemper, Hinrich Lehmann-Grube (Hrsg.): Festgabe 50 Jahre Bundesverwaltungsgericht. 2003, ISBN 3-452-24052-5.


  • Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Restaurierung und Umbau des ehemaligen Reichsgerichtsgebäudes. Leipzig 2002, ohne ISBN, 94 Seiten, Format >A4. Herausgegeben aus Anlass der feierlichen Einweihung des Gebäudes am 12. September 2002.

  • Thomas G. Dorsch: Der Reichsgerichtsbau in Leipzig. Anspruch und Wirklichkeit einer Staatsarchitektur. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-35060-0 (Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1998).



Weblinks |



 Commons: Bundesverwaltungsgericht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Offizielle Website des Bundesverwaltungsgerichts

  • BVerfGE 8, 174 – Zuständigkeit des BVerwG


  • Das deutsche Bundesverwaltungsgericht als 3D-Modell im 3D Warehouse von SketchUp


  • Das Bundesverwaltungsgericht als lineares Panorama bei panoramastreetline.de


  • Panorama-Nachtaufnahme des Bundesverwaltungsgerichts bei gigapan.com



Einzelnachweise |




  1. Vermerk im Impressum in: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Restaurierung und Umbau des ehemaligen Reichsgerichtsgebäudes. Leipzig 2002, ohne ISBN, 94 Seiten, Format >A4.


  2. Bundesverwaltungsgericht – Geschäftsverteilung Stand Mai 2017 (abgerufen am 11. Dezember 2017; PDF).


  3. Geschäftsverteilungsplan des Bundesverwaltungsgerichts Stand 1. Mai 2017 (PDF, 167 kB; abgerufen am 29. November 2017).


  4. Text der Anordnung über die Amtstracht beim Bundesverwaltungsgericht (PDF-Datei; 21 kB).


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Rechtshinweis
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51.3330112.36981Koordinaten: 51° 19′ 59″ N, 12° 22′ 11″ O









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