Landkreis Calau
Der Landkreis Calau, bis 1939 Kreis Calau, bis ins 19. Jahrhundert auch Kalauer Kreis genannt, von 1950 bis 1952 Landkreis Senftenberg, war ein Landkreis in Brandenburg. Er bestand bis 1950 in Preußen, in der SBZ und in der DDR. Der Kreis umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Calau, Drebkau, Lübbenau, Senftenberg und Vetschau sowie 127 weitere Gemeinden.
Heute gehört das ehemalige Landkreisgebiet größtenteils zum Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Der Raum Drebkau gehört heute zum Landkreis Spree-Neiße und das Gebiet um Lauta zum Landkreis Bautzen in Sachsen.
Inhaltsverzeichnis
1 Verwaltungsgeschichte
1.1 Königreich Preußen
1.2 Deutsches Reich
1.3 Deutsche Demokratische Republik
2 Einwohnerentwicklung
3 Kommunalverfassung bis 1945
4 Landräte
5 Städte und Gemeinden
5.1 Stand 1945
5.2 Vor 1939 aufgelöste Gemeinden
5.3 Namensänderungen
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Verwaltungsgeschichte |
Königreich Preußen |
Als eines der Ergebnisse des Wiener Kongresses musste das Königreich Sachsen 1815 die Niederlausitz an Preußen abtreten. Einer der fünf historischen Kreise der Niederlausitz war der Kalauer Kreis bzw. der Kreis Kalau.[1][2]
Die Niederlausitz wurde Teil des neuen Regierungsbezirks Frankfurt, in dem 1816 eine umfassende Kreisreform durchgeführt wurde. Der Kreis Kalau wurde dabei durch die Eingliederung des Amtes Senftenberg deutlich vergrößert. Gleichzeitig wurde mit den Nachbarkreisen eine Reihe von Enklaven und Exklaven ausgetauscht.[3]
Deutsches Reich |
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 21. Juli 1875 wurden die Landgemeinde Lichtenau und der Gutsbezirk Lichtenau aus dem Landkreis Luckau in den Kreis Calau umgegliedert.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Calau wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Mit der Entdeckung und Förderung der Braunkohle im Süden der Niederlausitz, entwickelte sich die Stadt Senftenberg zum industriellen Zentrum des Kreises. Neben der Braunkohleindustrie sorgten aber auch Ziegelein, Glashütten, Sägewerke, das Lautawerk und die Brabag (das spätere Synthesewerk Schwarzheide) dafür, dass 75 Prozent der Bevölkerung im Südteil des Kreises lebten. Calau mit den Kreis- und Kommunalbehörden hingegen lag im landwirtschaftlich geprägten Nordteil des Landkreises. Bereits 1931/1932 kamen Forderungen auf, den Kreissitz nach Senftenberg zu verlegen. Mit der Absetzung des Landrates Carl Freter wurden diese Planungen aber aufgegeben. Von 1939 bis 1945 war Fritz Haas Oberlandrat des Kreises.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.
Deutsche Demokratische Republik |
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Landkreis Calau zum Land Brandenburg, das in der Sowjetischen Besatzungszone aus dem westlich der Oder-Neiße-Linie gelegenen Teil der Provinz Brandenburg gebildet worden war.
Am 15. September 1946 fanden die ersten Kommunalwahlen und am 20. Oktober 1946 die ersten Kreis- und Landtagswahlen nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Der neugewählte Kreistag tagte am 18. Dezember 1946 in der Stadthalle Calau. Der Kreistag wählte Gerhard Tzschieter zum Vorsitzenden und Carl Freter zum Landrat.
Mit Wirkung vom 1. April 1947 wurden die Büroräume der Kreisverwaltung nach Senftenberg verlegt. In Calau verblieben die Abteilungen Landwirtschaft und Forsten sowie Erfassung pflanzlicher und tierischer Produkte. In Senftenberg wurde die Kreisverwaltung im gesamten Stadtgebiet verteilt untergebracht. Im Hotel Kronprinz in der Ernst-Thälmann-Straße hatten der Landrat sowie das Finanzamt seinen Sitz. Im Senftenberger Schloss waren unter anderem die Hauptverwaltung und das Kreisbauamt untergebracht. In der POS I Artur Wölk kamen die Kreispolizei, das Sozialamt und das Kreisjugendamt unter. Weitere Teile wurden im Bergbauhaus des Niederlausitzer Bergbauvereins untergebracht.
Seit dem 7. Oktober 1949 war das Land Brandenburg und damit auch der Landkreis Calau Teil der DDR. Am 27. Juni 1950 stimmte der Kreistag des Landkreises Calau der Umbenennung des Landkreises in Landkreis Senftenberg zu. Gleichzeitig kam es zu mehreren Gebietsänderungen.
In den Landkreis Calau wechselten die Gemeinden
Illmersdorf aus dem Landkreis Cottbus
Pademack aus dem Landkreis Luckau.
Aus dem Landkreis Calau wechselten die Gemeinden
Bischdorf, Boblitz, Dubrau, Eisdorf, Fleißdorf, Göritz b. Vetschau, Groß Beuchow, Groß Klessow, Groß Lübbenau, Hindenberg, Kahnsdorf, Kittlitz, Klein Beuchow, Krimnitz, Kückebusch, Lehde, Leipe, Lübbenau, Märkischheide, Naundorf b. Vetschau, Raddusch, Ragow, Schönfeld, Stradow, Suschow, Terpt, Tornow, Vetschau, Vorberg und Zerkwitz in den Landkreis Lübben (Spreewald)
Craupe, Groß Mehßow, Klein Mehßow, Radensdorf, Stöbritz und Willmersdorf in den Landkreis Luckau
Rehnsdorf in den Landkreis Spremberg (Lausitz).
Im Zuge der großen Gebietsreform von 1952 wurde der Raum Calau/Senftenberg vollkommen neu gegliedert:
- Aus dem Nordteil des Landkreises wurde unter Hinzufügung von Gemeinden der Landkreise Lübben (Spreewald) und Luckau ein neuer Kreis Calau gebildet.
- Aus dem Südteil des Landkreises wurde unter Hinzufügung von Gemeinden der Landkreise Hoyerswerda und Liebenwerda ein neuer Kreis Senftenberg gebildet.
- Die Kreise Calau und Senftenberg wurden dem neugebildeten Bezirk Cottbus zugeschlagen.
- Die Stadt Drebkau sowie die Gemeinden Brodtkowitz, Casel, Domsdorf, Golschow, Greifenhain, Koschendorf, Laubst, Löschen, Raakow, Radensdorf b. Drebkau, Siewisch und Steinitz wechselten aus dem Landkreis Senftenberg in den Kreis Cottbus-Land im Bezirk Cottbus.
- Die Gemeinden Lauta und Scado wechselten aus dem Landkreis Senftenberg in den Kreis Hoyerswerda im Bezirk Dresden.
- Die Gemeinde Kausche wechselte aus dem Landkreis Senftenberg in den Kreis Spremberg im Bezirk Cottbus.
Einwohnerentwicklung |
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 29.425 | [4] |
1840 | 39.360 | [5] |
1871 | 49.393 | [6] |
1890 | 58.634 | [7] |
1900 | 78.804 | [7] |
1910 | 94.243 | [7] |
1925 | 109.133 | [7] |
1933 | 109.514 | [7] |
1939 | 111.047 | [7] |
Kommunalverfassung bis 1945 |
Der Landkreis Calau gliederte sich zunächst in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Landräte |
- 1816–1818 Gustav von Thermo (1762–1835)
- 1818–1849 Anton von Stutterheim
- 1849–1866 Anton Maerker (um 1820–1866)
- 1866–1900 Kurt von Patow
- 1900–1919 Alphons von Pourtalès
- 1919–1932 Carl Freter (1878; † nach 1947)
- 1932–1933 Erich Krause
- 1933–1935 Wilhelm Ermert
- 1935–1939 Gerhard Rühle (1905–1949)
- 1939–1940 F. Haas
- 1940–9999 Georg Jacobi (vertretungsweise)
- 1940–9999 Löbbecke (vertretungsweise)
- 1940–1943 Werner Oberst (vertretungsweise)
- 1943–1945 Herbert Suesmann (1885; † nach 1945)
Städte und Gemeinden |
Stand 1945 |
Dem Landkreis Calau gehörten 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:
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Vor 1939 aufgelöste Gemeinden |
Naundorf bei Ruhland und Zschornegosda wurden am 1. Oktober 1936 zur Gemeinde Schwarzheide zusammengeschlossen.
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Namensänderungen |
In den 1930er Jahren gab es einige Änderungen der Schreibweise wie
- Costebrau → Kostebrau
- Kosswigk → Koßwig
- Lugk → Lug
- Weissagk b. Calau → Weißag
- Zschipkau → Schipkau.
Durch die Nationalsozialisten wurden 1937 mehrere Ortsnamen sorbischen Ursprungs mit neuen deutschen Namen versehen (Übersetzung oder freie Erfindung). Anders als z. B. in Sachsen wurden diese Namensänderungen hier nach 1945 nicht rückgängig gemacht:
- Dlugy → Fleißdorf
- Dobristroh → Freienhufen
- Särchen → Annahütte
- Weißagk b. Vetschau → Märkischheide
Literatur |
Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 15–36.
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 639–664.
- Schriftenreihe für Heimatforschung Kreis Senftenberg, Heft 1
Weblinks |
Commons: Landkreis Calau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Landkreis Calau Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 15. Juli 2013.
Einzelnachweise |
↑ Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Adolph Müller, Brandenburg 1854, Kap. 3 VI., S. 44 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
↑ Carl Heinrich Ludwig Pölitz: Geschichte und Statistik des Königreiches Sachsen. Hinrichs, Leipzig 1809, Kap. Staatsverfassung, S. 257 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
↑ Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 108 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
↑ Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
↑ abcdef Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Landkreis Calau. Abgerufen im September 2018 (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006).
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