Pécs
Pécs | |||||
| |||||
Basisdaten | |||||
---|---|---|---|---|---|
Staat: | Ungarn | ||||
Region: | Südtransdanubien | ||||
Komitat: | Baranya | ||||
Kleingebiet bis 31.12.2012: | Pécs | ||||
Kreis ab 1.1.2013: | Pécs | ||||
Koordinaten: | 46° 5′ N, 18° 14′ O46.076518.2281 | ||||
Fläche: | 162,61 km² | ||||
Einwohner: | 157.721 (1. Jan. 2011) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 970 Einwohner je km² | ||||
Telefonvorwahl: | (+36) 72 | ||||
Postleitzahl: | 7601–7693 | ||||
KSH kódja: | 19415 | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2014) | |||||
Gemeindeart: | Stadt | ||||
Bürgermeister: | Zsolt Páva (Fidesz-KDNP) | ||||
Postanschrift: | Széchenyi tér 1 7621 Pécs | ||||
Website: | |||||
(Quelle: A Magyar Köztársaság helységnévkönyve 2011. január 1. bei Központi statisztikai hivatal) |
Pécs [.mw-parser-output .IPA a{text-decoration:none}ˈpeːʧ] (deutsch Fünfkirchen, lateinisch Quinque Ecclesiae, kroatisch Pečuh, serbisch Pečuj) ist mit 145.985 Einwohnern (Stand 2015) die fünftgrößte Stadt Ungarns und Sitz des Komitats Baranya. Sie liegt nahe der kroatischen Grenze.
Die Stadt ist Bischofssitz und Sitz einer Universität sowie Zentrum der Donauschwaben und Heimat von neun ethnischen Minderheiten mit eigenen Selbstverwaltungen.
Pécs liegt am Fuße des Mecsek-Gebirges und die zahlreichen Baudenkmäler verleihen dem Ort eine mediterrane Atmosphäre. Am 19. Oktober 2005 gewann die Stadt die nationale Vorausscheidung für den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ und richtete das Jahr unter dem Motto Pécs2010 Kulturhauptstadt Europas aus.
Die Universität Pécs bietet das Studium der Humanmedizin und der Zahnmedizin in deutscher und englischer Sprache an. Ein englischsprachiges Studium wird zusätzlich an der Faculty of musical and visual arts angeboten.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Sehenswürdigkeiten
3 Wirtschaft und Verkehr
4 Einwohner
4.1 Einwohner-Entwicklung
4.2 Minderheiten
5 Sport
6 Kultur
6.1 Veranstaltungen
7 Söhne und Töchter der Stadt
8 Städtepartnerschaften
9 Klimatabelle
10 Literatur
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Geschichte |
Pécs ist eine der ältesten Städte Ungarns und war bereits zu vorgeschichtlicher Zeit ein Siedlungsort. Zur Zeit der römischen Herrschaft war die Stadt unter dem Namen Sopianae seit dem dritten Jahrhundert eine bedeutende Stadt der Provinz Pannonien. Später hieß sie (lat.) Quinque Ecclesiae („fünf Kirchen“), woraus sich ihr späterer deutscher Name Fünfkirchen herleitet. Der heutige Name der Stadt ist erstmals 1235 in einer Urkunde als Pechut („Pécser Weg“) aufgetaucht. 1290 wurde die Stadt in einer Urkunde Peech genannt. Die Bedeutung des Namens ist nicht klar, es gibt dazu mehrere Theorien. Eine davon deutet Pécs als eine Ableitung der slawischen Wurzel für „fünf“ (tschechisch pět, slowakisch päť, serbisch/kroatisch pet).
Im Jahr 1367 gründete König Ludwig der Große die erste ungarische Universität, zur damaligen Zeit eine der frühesten Universitäten Mitteleuropas. Von 1543 bis 1686 stand Pécs unter osmanischer Herrschaft. Aus dieser Zeit sind viele Baudenkmäler gut erhalten geblieben und inzwischen renoviert.
Im 16. und 17. Jahrhundert war Pécs ein Zentrum des ungarischen Unitarismus. Die Allerheiligenkirche wurde damals gemeinsam von Katholiken, Reformierten und Unitariern benutzt. Im Jahr 1588 war die Kirche Schauplatz der Fünkirchner Disputation zwischen Reformierten und Unitariern [1][2].
Sehenswürdigkeiten |
Kathedrale (11. Jahrhundert, umgebaut im 19. Jahrhundert mit Ausmalungen des deutschen Malers Karl Christian Andreae)- Bischofspalast
- Bischöfliche Bibliothek, im 18. Jahrhundert eingerichtet durch Bischof György Klimo
- Barbakán (Festungsturm)
- Nationaltheater (Nemzeti Színház) von Adolf Lang und Antal Steinhardt (eröffnet 1895)
- Moschee Gazi Khassim, zur christlichen Kirche umgebaut
Zsolnay-Brunnen auf dem Hauptplatz (Széchenyi-tér), ein Prachtstück des Jugendstils mit der typischen Eosin-Glasur lokaler Majoliken
Moschee des Paschas Jakowali Hassan, das am besten erhaltene islamische Bauwerk in Ungarn. Der Gebetsraum dient als Museum und zeigt türkische Geschichts- und Kunstgegenstände. Daneben steht ein 23 Meter hohes Minarett.- Grabkapelle von Baba Idris
- Bad von Pascha Memi (Törökfürdő; türkisches Bad)
- Frühchristlicher Friedhof aus spätrömischer Zeit mit ausgemalten Grabkammern (Weltkulturerbe der UNESCO)[3]
- Bedeutende Museen wie das Csontváry-Museum, das Vasarely-Museum, das Zsolnay-Museum, der Modern Hungarian Gallery und das römische Lapidarium
- Zahlreiche Denkmäler, malerische Plätze, südlich anmutende Innenhöfe und Straßencafés mit südlichem Flair
- Botanischer Garten der Universität Pécs (PTE)
- Postpalast
- Forschungsinstitut für Weinbau und Önologie (FVM Szőlészeti és Borászati Kutatóintézete Pécs) mit einer der größten Sammlungen der Welt an Wein- und Tafeltrauben (knapp 1.200 Sorten)
Fernsehturm auf dem Berg Misina
- Kirche auf dem Berg Havihegy (Schneeberg)
- Ruinen auf dem Tettye
Synagoge, erbaut 1869- Tiergarten
- Die Pécs Árkád ist das größte Einkaufszentrum in Pécs. Das von ECE Projektmanagement errichtete Center wurde im März 2004 eröffnet und beherbergt auf 35.000 Quadratmetern Verkaufsfläche 130 internationale und regionale Geschäfte.
- Das Magasház (ungar. „Hochhaus“) war ein 84 Meter hohes Hochhaus mit 25 Stockwerken in Pécs. Es wurde 1974 errichtet und war seit 1989 wegen mangelhafter Baustatik (Korrosion des Spannbetons) unbewohnt. Es galt als das höchste unbenutzte Hochhaus in Mitteleuropa und ist deshalb sogar in das Guinness-Buch der Rekorde eingetragen worden. Wegen der Lage inmitten eines Wohngebietes kam eine Sprengung nicht infrage, so wurde es 2016 von oben nach unten abgetragen.
- Der Architekturpreis Brick Award ging 2006 an die ungarischen Architekten Ferenc Csagoly und Ferenc Keller für einen in die historische Umgebung in Pécs integrierten Wohn- und Bürokomplex.
Wirtschaft und Verkehr |
Pécs ist das Zentrum einer Industrieregion (Kohle, Uran, Leder, Keramik, Bier und Zigaretten sowie Elektronik). Der 1997 eingestellte Uranbergbau wurde ab 2006 mit einer Konzession für die Wildhorse Energy Limited (WHE; Sitz Perth, Australien[4]) auf seine Wirtschaftlichkeit hin untersucht. Die Probebohrungen in einer Region zwischen dem Urlaubsort Abaliget nordwestlich von Pécs und dem Mecsek-Gebirge nahe der Pécser Innenstadt, die ein ergiebiges Uranlager wahrscheinlich machen, lassen einer Machbarkeitsstudie[5] zufolge in Verbindung mit dem in den letzten Jahren stark gestiegenen Weltmarktpreis für Uran die Wiederaufnahme der Uranerzförderung lukrativ erscheinen. Am 27. Juni 2012 gab die ungarische Regierung ihre förmliche Zusicherung für ein Joint Venture zwischen zwei ungarischen Energieunternehmen und WHE mit dem Ziel des Abbaus der Erzlagerstätten.[6]
Seit dem 31. März 2010 ist Pécs komplett über die M6 und M60 von Budapest erreichbar. Der Weg nach Budapest per Autobahn beträgt etwa 220 km. Zum Balaton sind es etwa 110 km, zur kroatischen Grenze sind es ca. 35 km.
Darüber hinaus ist Pécs mit seinem Hauptbahnhof (Főpályaudvar) ein Eisenbahnknotenpunkt. Es bestehen zweistündige Intercity-Verbindungen nach Budapest.
Seit Dezember 2003 besitzt Pécs einen Flughafen im südlichen Vorort Pogány mit Landerecht für Flugzeuge bis zu 40 Tonnen Gewicht.[7]
Einwohner |
Einwohner-Entwicklung |
Die folgende Grafik veranschaulicht die Entwicklung der Pécser Bevölkerung seit dem Jahr 1850.
Minderheiten |
Ein kleinerer Teil der deutschen Auswanderer, die in ihrem Heimatland in etwa zwanzig Dörfern der Umgebung von Fulda lebten, waren Ende des 18. Jahrhunderts nach Ungarn gekommen. Sie nennen sich selbst „Stiffolder“, was Stiftsfuldaer bedeutet, da ihre Vorfahren dem Hochstift Fulda entstammten.[8] In der Stadt gibt es zwei deutschsprachige Kindergärten und zwei Gymnasien, in denen deutsch als Nationalitätenfach unterrichtet wird.
Im Kulturleben der Ungarndeutschen gilt Pécs als die wichtigste Stadt Ungarns. Mehr als die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung Ungarns lebt in der Umgebung der Stadt. Die Nikolaus-Lenau-Stiftung in Pécs gehört zu den wichtigen deutschen Kulturträgern im Komitat Baranya.[9] Außerdem gibt es eine Deutsche-Schule mit einer Klasse, in der nur Deutsch gesprochen wird.
In Pécs befindet sich das bisher einzige Roma-Gymnasium Ungarns, das Gandhi-Gymnasium, das 1994 den Lehrbetrieb aufnahm.
Sport |
- Der Pécsi Mecsek FC ist eine in der dritten ungarischen Nationalliga spielender Fußballverein.
- Die Damen-Basketball-Mannschaft MiZo Pécs 2010 wurde mehrmals ungarischer Meister, Pokalsieger und 2001 und 2004 Dritter in der Euroleague.
Kultur |
Veranstaltungen |
- Vom 19.–25. März 2016 fand das Osterseminar der JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) in Pécs statt, in der Verwirklichung half wieder die GJU (Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher).
- 2013 veranstalteten die GJU (Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher) und die JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) das Herbstseminar der JEV in Pécs und Umgebung
- 2010 veranstalteten die GJU (Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher) und die JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) das Voices of Europe in Pécs.
- Vom 8. bis 14. April 2006 fand in der Stadt das Osterseminar der JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) statt, welches sich mit der friedlichen Koexistenz der Volksgruppen auseinandersetzte.
- Am 11. April 2006 wurde die Stadt von einer siebenköpfigen EU-Jury zur Kulturhauptstadt Europas 2010 gewählt und am 15. November 2006 durch den Ministerrat der Kulturminister der seinerzeit 25 EU-Staaten bestätigt.
- Jährlich findet das Staatliche Theatertreffen Pécs (Pécsi Országos Színházi Találkozó, POSZT), eines der größten Ereignisse im Theaterleben Ungarns, statt.
- Rockmaraton fesztivál (Musikfestival)
- ICWiP (International Cultural Week in Pécs)
- European Convival Winesong Festivals
- International Evening
Söhne und Töchter der Stadt |
József Angster (1834–1918), Instrumenten- insbesondere Orgelbauer
Marcel Breuer (1902–1981), Architekt und Designer
Pál Dárdai (* 1976), Fußballspieler und Trainer bei Hertha BSC
András Dienes (* 1974), Fußballspieler und Juniorennationalspieler
Ferdinand Dorsch (1875–1938), Maler und Graphiker
Adolph Engel de Jánosi (1820–1903), ungarischer Großindustrieller
Josef Engel de Jánosi (1851–1939), königlich-ungarischer Hofrat, Schriftsteller und Mäzen
Wladimir Giesl Freiherr von Gieslingen (1860–1936), österreichischer Diplomat und Feldmarschallleutnant
Leopold Fejér (1880–1959), ungarischer Mathematiker
Fred Forbát (1897–1972), Architekt, Stadtplaner und Maler
Zoltán Gera (* 1979), Fußballspieler bei FC Fulham
Imre Gyöngyössy (1930–1994), Regisseur und Drehbuchautor
Katinka Hosszú (* 1989), Schwimmerin
Zsuzsanna Jakabos (* 1989), Schwimmerin
Miklós Maros (* 1943), Komponist
Ibolya Mehlmann (* 1981) Handballspielerin bei Aalborg DH
Farkas Molnár (1897–1945), Architekt (Bauhaus)
Simon Péchi (1575–1642), siebenbürgischer Kanzler und führender Sabbatarier
Ibrâhîm Peçevî (1572–um 1649), Historiograph
Anton von Rosas (1791–1855), österreichischer Augenarzt
Elisabeth Ruttkay (1926–2009), österreichische Archäologin
Johann Schweiger, Schlossermeister, Erfinder des Durchsteckschlüssels in Berlin
László Sólyom (* 1942), ungarischer Politiker, Präsident Ungarns
Norbert Spannenberger (* 1969), deutsch-ungarischer Historiker
Bernadett Szél (* 1977), Ökonomin und Politikerin
Sándor Szombati (1951–2006), Musiker und Künstler, Klangskulpturen und kinetische Objekte.
Béla Tarr (* 1955), ungarischer Filmregisseur
Olga Tass (* 1929), Kunstturnerin
Attila Tököli (* 1976), ungarischer Fußballspieler
Emerich Ullmann (1861–1937), österreichischer Chirurg, erste Nierentransplantation (am Hund)
Victor Vasarely (1906–1997), französischer Maler und Grafiker
Vilmos Zsolnay (1828–1900), ungarischer Keramikkünstler und Großindustrieller
Städtepartnerschaften |
|
|
Klimatabelle |
Pécs | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Pécs
Quelle: WMO; wetterkontor.de |
Literatur |
- Wilhelm Droste, Éva Zádor: Pécs: ein Reise- und Lesebuch. Verlag Arco, Wuppertal 2010, ISBN 978-3-938375-35-8
- Konrad Gündisch, Harald Roth: Fünfkirchen/Pécs. Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt. Verlag Böhlau, 2010, ISBN 978-3-205-78438-8
Weblinks |
Commons: Pécs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Pécs – Reiseführer
- Offizielle Website der Stadt Pécs auf deutsch
Pécs – Kulturhauptstadt Europas 2010 (ungarisch, englisch, deutsch, kroatisch)- Zur Geschichte des Doms
- Luftaufnahmen von Pécs
- Historische Illustration von Lukas Schnitzer von 1665 (Digitalisat)
Einzelnachweise |
↑ Harald Roth und Konrad Gündisch: Fünfkirchen/Pécs – Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt. Köln/Weimar/Wien 2010, S. 54.
↑ Touristeninformation Pécs: Allerheiligen-Kirche
↑ Die Restauration des Friedhofs von Sopianae, Metropolis-Beitrag in Arte TV
↑ Vgl. www.wildhorse.com.au; besucht am 1. Juli 2012
↑ Vgl. http://www.miningweekly.com/article/pfs-confirms-mecsek-hills-profitability-2012-03-28, besucht am 2. Juli 2012
↑ Joint Venture zur Wiederauffahrung der Uranerz-Mine, abgerufen am 2. Juli 2012
↑ Flughafen Pécs
↑ http://www1.messe-berlin.de/vip8_1/website/Internet/Internet/www.itb-berlin/pdf/Spezialpressedienst/08-2010_Kulturhauptstadt.pdf
↑ Gebäude – Das Lenau-Haus. auf pecs.hu, archiviert vom Original am 3. Januar 2014; abgerufen am 14. Februar 2018.
.mw-parser-output div.NavFrame{border:1px solid #A2A9B1;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;min-height:0;padding:2px;text-align:center}.mw-parser-output div.NavPic{float:left;padding:2px}.mw-parser-output div.NavHead{background-color:#EAECF0;font-weight:bold}.mw-parser-output div.NavFrame:after{clear:both;content:"";display:block}.mw-parser-output div.NavFrame+div.NavFrame,.mw-parser-output div.NavFrame+link+div.NavFrame{margin-top:-1px}.mw-parser-output .NavToggle{float:right;font-size:x-small}