Nordreich Israel




Das Nordreich Israel war ein historisch verbürgtes antikes Königreich während der Eisenzeit im östlichen Mittelmeerraum[1] im Norden des heutigen Israel, in den assyrischen Quellen „Haus Omri“ genannt. Es bestand von der in der Bibel erwähnten sogenannten israelitischen Reichsteilung des Großreichs Israel 926 v. Chr. bis zur Eroberung durch die Assyrer 722 v. Chr. Es ist vermutlich Erbe des alten biblischen Stammeskönigtums Sauls mit seinem Zentrum Gibeon und dem dicht besiedelten Bergland nördlich Jerusalems.




Das vereinigte Königreich Israel löste sich nach dem Tod Salomos 926 v. Chr. in das von Jerobeam I. regierte Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria (das blau gefärbte Areal) und das von Rehabeam beherrschte Juda (das ocker gefärbte Areal) mit der Hauptstadt Jerusalem im Süden auf.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Zeit um 1000 v. Chr. bis 900 v. Chr. (Eisenzeit)


    • 1.2 Zeit um 800 v. Chr. bis zu assyrischen Okkupation




  • 2 Archäologie


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Geschichte |



Zeit um 1000 v. Chr. bis 900 v. Chr. (Eisenzeit) |





Aramäische Siegesstele aus Tel Dan zur Erinnerung an die Niederlage Judas und Israels gegen Aram um 841 v. Chr.


Im ausgehenden 10. Jahrhundert v. Chr., in einer längeren Phase des Niedergangs der ägyptischen Staatsmacht (Neues Reich bzw. Dritte Zwischenzeit), zu deren Herrschaftsgebiet Kanaan zählte, bildete sich im Bergland (Benjamin und Ephraim) nördlich von Jerusalem eins von mehreren kanaanäischen Kleinkönigreichen, vermutlich auf der Grundlage des alten Stammeskönigtums Sauls. Nach der Zerstörung der alten Siedlungen um Gibeon durch die Ägypter und Philister wurde die Stadt Sichem das neue Zentrum, später Samaria. Die Bibel benennt die zehn nördlichen Stämme, die nach dem Tod des israelitischen Königs Salomo 926 v. Chr. und möglicherweise nach der Zerstörung der nördlichen Gebiete durch Pharao Schoschenk, Salomos Thronfolger Rehabeam die Treue verweigerten. Sie gründeten das von Jerusalem unabhängige Nordreich Israel, während Rehabeam nur das Gebiet des Stammes Juda mit Jerusalem, das spätere Reich Juda, blieb (1 Kön 12,20 EU).


Erster König des Nordreichs wurde Jerobeam (Regierungszeit von 926 bis zu seinem Tod 907 v. Chr), der wohl ein Vasall Ägyptens (Dritte Zwischenzeit) war. Auf ständige Kämpfe gegen das Reich von Aram-Damaskus folgte mit der Dynastie Omri, der nach der Bibel ein Usurpator war, in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts v. Chr. eine erste Blütezeit, die ihren Höhepunkt in der glanzvollen Hofhaltung und den Prunk- und Monumentalbauten seines Sohnes Ahab in Samaria und Megiddo hatte. Auch außenpolitisch war Ahab äußerst erfolgreich, so unterwarf er die umliegenden Länder Moab und Amurru, besiegte um 853 v. Chr. das Reich Aram-Damaskus und trat kurz darauf in der Schlacht bei Qarqar am Orontes den Assyrern entgegen.


Diese Blütezeit des 9. Jahrhunderts ist archäologisch gut belegt. Auch nach dem Zeugnis der Bibel dominierte das Nordreich über das Südreich Juda und machte es zeitweise zum Vasallen. Durch Königsheirat erwirkte das Nordreich eine dynastische Verbindung mit dem Haus David in Jerusalem, wo nun nach dem Vorbild Samarias eine ähnliche Palastkultur entstand.



Zeit um 800 v. Chr. bis zu assyrischen Okkupation |


Das Ende für diese glanzvolle Zeit Israels kam spätestens 12 Jahre später, also um 841 v. Chr., als der Usurpator Hasael von Aram-Damaskus den Nachfolger Ahabs, Joram, in einer Schlacht im Ostjordanland besiegte und verwundete. Joram aus dem Hause Davids, der mit der omridischen Prinzessin Atalja verheiratet war, die ihm den Thronerben Ahasja schenkte, wurde schließlich durch den Usurpator Jehu ermordet. Und auch Ahasja wurde kurz darauf ermordet (2 Kön 11 EU). Jehu zahlte 841 v. Chr. Tribut an die Assyrer, wie auch etwa 802 v. Chr. ein nicht namentlich genannter König „vom Haus Omri“ (=Israel), wohl Joahas oder Joasch.


Eine zweite und letzte Blütezeit wurde dem Reich durch Jehus Urenkel Jerobeam II. beschert, bevor Israel 732 durch die Assyrer unter Tiglat-pileser III. bis auf die direkte Umgebung der Hauptstadt Samaria zerschlagen wurde. Völlig unterworfen wurde Israel dann durch die assyrischen Könige Salmanassar V. und Sargon II. in den Jahren 722/21; das Land wurde in die assyrische Provinz Samerīna umgewandelt. Die Oberschicht der Israeliten wurde umgesiedelt (2 Kön 17,6 EU) und verlor in der Diaspora allmählich ihre Identität. Die umgesiedelten Israeliten gelten seitdem als die verlorenen Stämme Israels. Ihr Land besiedelten die Assyrer mit Angehörigen anderer unterworfener Völker (2 Kön 17,24 EU).




Assyrien zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr.


Die Hauptstadt wechselte im Laufe der Zeit, es war die meiste Zeit Samaria. Andere wichtige Städte waren Sichem, Bethel (Bet-El) und Pnuël. Der Untergang des Nordreichs ermöglichte dem Südreich von Jerusalem den Aufstieg.



Archäologie |





Schwarzer Obelisk, Jehu unterwirft sich Salmanassar III.


Folgende außerbiblische Text-Zeugnisse des 9. Jahrhunderts wurden bisher gefunden:



  • Tel-Dan-Inschrift

  • Mescha-Stele


  • Monolith-Inschrift Šulmanu-ašared III. Hier wird eine große Koalition von Königen gegen die Assyrer bei der Schlacht von Karkar am Orontes 853 v. Chr. beschrieben, unter ihnen auch Ahab der Israelit.

  • Schwarzer Obelisk



Siehe auch |


  • Liste der Könige Israels


Literatur |




  • Herbert Donner: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen, Teil 2: Von der Königszeit bis zu Alexander dem Großen: mit einem Ausblick auf die Geschichte des Judentums bis Kochba. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 4. Auflage 2008, ISBN 978-3-525-51680-5 (1. Auflage: 1986, ISBN 3-525-51666-5).


  • Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: David und Salomo. Archäologen entschlüsseln einen Mythos. C.H.Beck, München 2006. ISBN 3-406-54676-5.

  • Israel Finkelstein: Das vergessene Königreich. Israel und die verborgenen Ursprünge der Bibel. (Original: The Forgotten Kingdom, The Archaeology and History of Northern Israel.) Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66960-6.



Weblinks |




  • Martin Rösel: Die Zeit der Reiche Israel und Juda. In: Wissenschaftsportal der Deutschen Bibelgesellschaft. Abgerufen am 10. Februar 2015 

  • Thomas Wagner: Israel (AT). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 18. Dezember 2018.


  • Berthold Seewald: Der Auszug aus Ägypten – war alles ganz anders? In: Welt Online. 23. Dezember 2014; abgerufen am 10. Februar 2015 (Artikel über das Buch Das vergessene Königreich von Israel Finkelstein). 



Einzelnachweise |




  1. Israel Finkelstein: Das vergessene Königreich. Israel und die verborgenen Ursprünge der Bibel. C. H. Beck, München 2014.




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