Melchior von Hatzfeldt






Melchior von Hatzfeldt




Herzgrabmal in der Bergkirche Laudenbach (Weikersheim)


Melchior Friedrich Gottfried Graf von Gleichen und Hatzfeldt, Herr zu Trachenberg (* 20. Oktober 1593 auf Schloss Crottorf, Kreis Altenkirchen, Westerwald; † 9. Januar 1658 in Powitzko bei Trachenberg) war ein kaiserlicher Feldherr, der im Dreißigjährigen Krieg unter Albrecht von Wallenstein und Matthias Gallas diente.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben und Wirken


  • 2 Literatur


  • 3 Weblinks


  • 4 Einzelnachweise





Leben und Wirken |


Melchior gehörte der seit dem 13. Jahrhundert in Hessen nachweisbaren Familie von Hatzfeldt an. Er war der zweite von fünf Söhnen des Sebastian von Hatzfeldt und seiner Ehefrau Lucie von Sickingen, einer Urenkelin Franz von Sickingens und Enkelin Georg von Frundsbergs. Ursprünglich wie sein jüngerer Bruder Franz von Hatzfeld, der spätere Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, für den geistlichen Stand vorgesehen durchlief er eine geistliche Ausbildung in Fulda, wo er das päpstliche Seminar der Jesuiten besuchte, bis zum Diakon. Nach Studien in Würzburg, seit 1613 in Pont-à-Mousson und Bourges, trat er 1620 als Offizier in das kaiserliche Regiment „Altsachsen“ ein und brachte es unter Wallenstein zum Generalfeldzeugmeister. 1631 starb der letzte Graf von Gleichen, und Melchior und sein Bruder Hermann wurden nach dem Heimfall an das Erzstift Mainz 1639 von diesem mit dem Schloss und Gut Gleichen belehnt. 1632 wurde Melchior von Hatzfeldt zum Oberst und 1633 zum Feldmarschallleutnant ernannt. Er nahm im Kampf um Regensburg an der Rückeroberung der von den Schweden besetzten Stadt Regensburg teil, wobei er am 5. Juni 1634 bei einem nächtlichen Ausfall der Schweden einen Schuss in die rechte Wange erhielt und ihm „die Kugel im Bein (Kieferknochen) stecken blieb“. Einige Wochen kämpfte er im Kloster Prüll bei Regensburg mit dem Tod.[1] Nach der Genesung in Wien stieß er gegen Ende September 1634 wieder zum Heer, wurde 1635 zum Feldmarschall und Reichsgrafen von Hatzfeldt ernannt und 1640 zum Grafen zu Gleichen mit Sitz und Stimme im Wetterauischen Grafenkollegium.


Nach der Ermordung Wallensteins im Februar 1634 diente er unter Gallas. In Wallensteins Sturz war er zwar nicht verwickelt; der Tod des Feldherren brachte ihm jedoch manche Vorteile. Die Hinrichtung Hans Ulrich von Schaffgotschs schuf erst für Melchior die Möglichkeit, die Standesherrschaft Trachenberg, die vorher Lehen des Hingerichteten war, zu gewinnen.


Am 4. Oktober 1636 musste er in der Schlacht bei Wittstock eine Niederlage gegen die Schweden unter Johan Banér hinnehmen, doch erkämpften seine Truppen zwei Jahre später in der Schlacht bei Vlotho einen Sieg über die Pfälzer. 1641 gewann er die Belagerung von Dorsten. Am 6. März 1645 geriet Hatzfeldt in der Schlacht bei Jankau in schwedische Gefangenschaft, konnte aber nach kurzer Zeit ausgetauscht werden. 1646 beendete er seinen Dienst im kaiserlichen Heer, kam jedoch 1657 im Rang eines Generalfeldmarschalls nochmal zum Einsatz, als er 16.000 Mann kaiserlicher Truppen zur Unterstützung des polnischen Königs Johann II. Kasimir gegen Karl Gustav von Schweden führte und Krakau eroberte. Auf seine schlesischen Güter zurückgekehrt, starb er hier auf dem bei Trachenburg gelegenen Schloss Powitzko bereits nach wenigen Monaten, am 9. Januar 1658. Hatzfeldts Leichnam wurde in Prausnitz bestattet, sein Herz in der Bergkirche Laudenbach (Weikersheim).[2] In beiden Kirchen errichtete man ihm künstlerisch sehr anspruchsvolle, nahezu identische Tumba-Grabmäler, gefertigt von Achilles Kern.[3]


Als Mensch galt Melchior Graf von Hatzfeldt als rechtschaffen und religiös gemäßigt. Er starb unvermählt und wurde von seinem Bruder Hermann beerbt. Von den Besitzungen seiner Nachfolger ging das schlesische Trachenberg 1945 verloren, aber das von ihm 1641 als Wasserburg errichtete Schloss Crottorf und die Burg Schönstein an der Sieg sind noch immer Eigentum von Nachkommen der Familie.



Literatur |




  • Constantin von Wurzbach: Hatzfeld, Melchior. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1862, S. 52 (Digitalisat).


  • Carl von Landmann: Melchior Graf von Gleichen und Hatzfeld. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 35 f.

  • Paul Bretschneider: Die Epitaphien des Grafen Melchior von Hatzfeld in den Kirchen zu Prausnitz und Laudenbach. In: Die christliche Kunst. 6. Jahrgang, 1909/10, München, S. 317–324.


  • Georg von Alten: Handbuch für Heer und Flotte. Band 4. Berlin 1912, S. ?.

  • Julius Krebs: Aus dem Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Melchior von Hatzfeldt. Postum herausgegeben von Ernst Maetschke. Breslau, 1926.

  • Günther Engelbert: Hatzfeldt, Melchior Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 64 f. (Digitalisat).

  • Jens Friedhoff: Die Familie von Hatzfeldt. 2004, ISBN 3-89978-025-6.

  • Winfried Becher: Profiteure des 30jährigen Krieges. Melchior Reichsgraf von Hatzfeldt-Gleichen. In: Pulheimer Beiträge zur Geschichte. Bd. 34, 2009.



Weblinks |




  •  Commons: Melchior von Hatzfeldt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Literatur von und über Melchior von Hatzfeldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Gleichen und Hatzfeldt, Herr zu Trachenberg, Melchior Friedrich Gottfried Graf von. Hessische Biografie. (Stand: 5. Juli 2013). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).



Einzelnachweise |




  1. Peter Engerisser Eine bisher unbekannte Ansicht der Belagerung Regensburgs im Jahr 1634. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 148. Band Regensburg 2008; S. 67, Fußnote 22; ISSN 0342-2518


  2. Webseite zur Bergkirche Laudenbach.


  3. Webseite zum Hatzfeld-Grabmal in der Pfarrkirche Prausnitz (jetzt Prusice); Webseite zum Hatzfeld-Grabmal in der Bergkirche Laudenbach.




































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