Lennart Torstensson




Lennart Torstensson, Graf von Ortala (ab 1647) (* 17. August 1603 auf Gut Forstena, Gemeinde Vänersborg; † 7. April 1651 in Stockholm) war ein schwedischer Feldherr und später Generalgouverneur von Västergötland, Dalsland, Värmland und Halland. Er reformierte den Einsatz der Artillerie, indem er sie in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß als Feldartillerie mobilmachte. Torstensson erzielte einige entscheidende Siege im Dreißigjährigen Krieg und im Krieg Schwedens gegen Dänemark (1643–45). Der Zeitraum seines Oberkommandos markiert eines der erfolgreichsten Kapitel in der Militärgeschichte Schwedens.




Lennart Torstensson, Porträt von David Beck




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


  • 2 Bedeutung


  • 3 Rezeption


  • 4 Nachkommen


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Leben |


Lennart Torstensson (er selbst schrieb sich Linnardt Torstenson) war der Sohn des Kommandanten der Festung Älvsborg, Torsten Lennartsson. Er wurde im Alter von 15 Jahren Page König Gustav II. Adolfs von Schweden und diente später in den Preußischen Feldzügen des Königs 1628 und 1629.


1628 zum Oberstleutnant ernannt, übernahm er bereits ein Jahr später das Kommando über die schwedische Artillerie, die unter seiner Führung (seit 1630 im Rang eines Obersten) wesentlich zu den Siegen bei Breitenfeld (1631) und Lech (1632) beitrug, und stieg dafür 1632 zum General auf. Im selben Jahr geriet er bei der Alten Veste in Gefangenschaft und saß fast ein Jahr lang in Ingolstadt in Haft.


Unter Banér leistete er in der Schlacht bei Wittstock (1636) und während der Verteidigung Pommerns 1637–38 bedeutende Dienste, ebenso in der Schlacht bei Chemnitz (1639) und dem Einfall in Böhmen 1639. Eine Krankheit zwang ihn 1641 zur Rückkehr von einer Schlacht nach Schweden, wo er zum Reichsrat ernannt wurde. Der plötzliche Tod Banérs im Mai 1641 ließ ihn nach Deutschland zurückkehren. Er wurde als Feldmarschall Generalissimus der schwedischen Truppen und Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns sowie Schwedischer Reichsrat.


Torstensson marschierte 1642 durch Brandenburg und Schlesien nach Mähren und eroberte auf dem Weg alle wichtigen Festungen. Auf dem Rückweg durch Sachsen rieb er die kaiserliche Armee in der zweiten Schlacht bei Breitenfeld (23. Oktober 1642) fast völlig auf. 1643 drang er ein zweites Mal in Mähren ein, wurde aber plötzlich zurückbeordert, um im Dezember über Holstein in Dänemark einzufallen. Seine rasche und unerwartete Intervention lähmte die dänische Verteidigung zu Lande, obwohl Torstenssons eigene Position in Jütland durch die geschickte Führung der dänischen Flotte durch Christian IV. eine Zeit lang sehr unsicher war. Auf seinem Rückmarsch Richtung Süden 1644 zerstörten seine Truppen als Vergeltung für die Attacken aus dem Hinterhalt die Siegesburg auf dem Kalkberg.


1644 führte er zum dritten Mal die schwedische Armee nach Deutschland und schlug die Kaiserlichen unter Gallas bei Jüterbog (23. November).[1] Anfang November 1644 brach er mit seiner Armee in Böhmen ein und erzielte den glänzenden Sieg in der Schlacht bei Jankau (6. März 1645), indem er die verbündeten kaiserlichen und bayrischen Truppen in taktisch geschickt geführten Einzelgefechten vernichtend schlug und ihren Befehlshaber Melchior Graf von Hatzfeldt gefangen nahm. Nach diesem Sieg lag der Weg nach Wien, wohin Kaiser Ferdinand aus Prag geflüchtet war, frei vor ihm. Die Absicht war, sich dort mit den aufständischen ungarischen Truppen von Georg I. Rákóczi zu vereinen, die bereits Pressburg erobert hatten und Wien damit von Osten her einkreisten. Beim Zug auf die kaiserliche Residenzstadt zog Torstensson eine Spur der Verwüstung durch Niederösterreich; so wurden z. B. die Burg Staatz und der Markt Gaunersdorf gebrandschatzt und völlig zerstört. Anfang April stand er vor der Donaubrücke Wiens, aber seine erschöpfte Armee war nicht mehr in der Lage, weiter vorzurücken, und wurde von Erzherzog Leopold Wilhelm in der Brigittenau geschlagen. Torstensson, verkrüppelt durch die Gicht, war gezwungen, sein Kommando niederzulegen und im Dezember nach Schweden zurückzukehren. Vorher verhandelte er jedoch noch bis zum 27. Augustjul./ 6. September 1645greg. den Waffenstillstand von Kötzschenbroda, mit dem die Sachsen aus dem Dreißigjährigen Krieg ausschieden.


Im Jahr 1647 wurde er zum Grafen erhoben. Von 1648 bis 1651 verwaltete er als Generalgouverneur die westlichen Provinzen Schwedens. Nach seinem Tod wurde er in der Riddarholmskyrkan, dem schwedischen Pantheon, beigesetzt.



Bedeutung |


Torstenssons Kriegsführung war so erfolgreich wegen der Unberechenbarkeit und außerordentlichen Schnelligkeit seiner Truppenbewegungen, obwohl er wegen seiner Gicht häufig nicht einmal in der Lage war, ein Pferd zu besteigen und die Schlacht von einer Trage aus leiten musste. Er gilt als einer der wissenschaftlichsten Artillerieführer und als einer der besten und erfolgreichsten Pioniere der schwedischen Armee.



Rezeption |


Otfried Preußler verwendet Torstensson in abgewandelter Schreibweise und mit anderem Vornamen als „General Torsten Torstenson“ in seinem Kinderbuchklassiker Das kleine Gespenst. Dieses fühlt sich durch die schwedischen Kanonen in seiner Ruhe gestört und vertreibt die Schweden, in dem es den General nachts in seinem Zelt besucht und so erschreckt, dass er verspricht, abzuziehen und nie wiederzukommen.


Im Leipziger Stadtteil Breitenfeld wurde die Straße "Torstensonring" nach ihm benannt.



Nachkommen |


Sein Sohn Anders Torstensson (1641–1686) war von 1674 bis 1681 Generalgouverneur von Estland. 1727 starb die Familie in der männlichen Stammlinie aus.



Literatur |



  • Lars Tingsten: Fältmarskalkarna Johan Banér och Lennart Torstenson såsom härförare, Stockholm 1932

  • Paul Gantzer: Archivalische Quellen zu Torstensons Einfall und Feldzug in Böhmen bis zur Schlacht bei Jankau 1645. Felix, Aschersleben 1904 (Digitalisat)


  • Geschichte des Schwedischen Feldzuges in Deutschland unter dem Oberbefehle des Feldmarschalls Lennart Torstensson im Jahre 1644, von Bogislav Philipp von Chemnitz. Stockholm. 1855.



Weblinks |



 Commons: Lennart Torstensson – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


  • Literatur von und über Lennart Torstensson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


Einzelnachweise |




  1. vgl. Chemnitz


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