Salome (Oper)

















































Werkdaten
Titel:

Salome

Plakat, Entwurf: Max Tilke (1910)

Plakat, Entwurf: Max Tilke (1910)


Form:

durchkomponiert
Originalsprache:
Deutsch
Musik:

Richard Strauss

Libretto:

Oscar Wilde, übersetzt von Hedwig Lachmann, eingerichtet von Strauss
Literarische Vorlage:

Salomé von Oscar Wilde
Uraufführung:
9. Dezember 1905
Ort der Uraufführung:

Königliches Opernhaus Dresden
Spieldauer:
ca. 1 ¾ Stunden
Ort und Zeit der Handlung:
Palast zur Zeit der Regierung von Herodes II. Antipas
Personen



  • Herodes, Tetrarch von Judäa (Tenor)


  • Herodias, seine Gattin (Mezzosopran)


  • Salome, Tochter der Herodias (Sopran)


  • Jochanaan, ein Prophet (Bariton)


  • Narraboth, Hauptmann (Tenor)

  • Ein Page der Herodias (Alt)

  • Fünf Juden (4 Tenöre, 1 Bass)

  • Zwei Nazarener (Bass, Tenor)

  • Zwei Soldaten (Bässe)

  • Ein Kappadozier (Bass)

  • Ein Sklave (Sopran)



Salome (op. 54) ist eine Oper in einem Akt von Richard Strauss. Sie beruht auf dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde aus dem Jahr 1891 und stellt eine der ersten Literaturopern dar.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Inhalt


  • 2 Gestaltung


    • 2.1 Orchesterbesetzung


    • 2.2 Musik




  • 3 Werkgeschichte


    • 3.1 Entstehung


    • 3.2 Besetzung der Uraufführung


    • 3.3 Rezeption




  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Inhalt |





Alice Guszalewicz als Salome, mit dem Kopf des Jochanaan in einer Silberschüssel, um 1910


Ort und Zeit: Eine große Terrasse im Palast des Herodes zur Zeit der Regierung von Herodes II. Antipas


Erste Szene


Der junge Hauptmann Narraboth beobachtet Salome, die einem Festgelage im Inneren des Palastes beiwohnt. Besorgt warnt ihn ein junger Page davor, die Prinzessin so anzusehen, da sonst Schreckliches geschehen könne. Johannes der Täufer (in der Oper „Jochanaan“), der von Herodes in einer Zisterne gefangen gehalten wird, da er die Ehe von Herodes und Herodias anprangerte, ruft aus der Tiefe immer wieder Prophezeiungen nach oben.


Zweite Szene


Salome stürzt ins Freie. Sie kann die lüsternen Blicke ihres Stiefvaters und das Benehmen seiner Gäste nicht mehr ertragen. Als erneut Jochanaans Verwünschungen an die Oberfläche dringen, wird Salome neugierig und kann mittels ihrer Verführungskünste bei Narraboth erwirken, dass dieser entgegen Herodes’ Verbot die Zisterne öffnen und den Propheten herauskommen lässt.


Dritte Szene


Salome ist fasziniert von dem jungen Propheten, der gegen Herodes und seine Frau wettert. Als sie sich ihm zu erkennen gibt, weist er ihre Annäherungsversuche jedoch scharf zurück und ermahnt sie, nach „des Menschen Sohn“ zu suchen, damit er ihr ihre Sünden vergebe, und hört bereits die „Flügel des Todesengels“ im Palast rauschen. Doch die junge Prinzessin hat nur Augen für Jochanaan; Narraboth ersticht sich, als er Salomes immer heftiger werdende Schwärmerei mitbekommt. Als sie sich weiterhin uneinsichtig zeigt, verflucht Jochanaan sie und kehrt wieder in die Zisterne zurück.


Vierte Szene


Herodes betritt mit seiner Festgesellschaft die Szene, da Salome nicht wieder zurückkam. Spontan entscheidet er sich, das Fest auf der Terrasse fortzusetzen. Er entdeckt Narraboths Leichnam, als er auf dessen Blut ausrutscht, und lässt ihn fortschaffen. Kurz darauf hört er in der Luft ein seltsames Rauschen, wie von „mächtigen Flügeln“. Er bietet Salome Wein, Früchte und den Platz ihrer Mutter an, doch sie lehnt ab. Jochanaan ruft wilde Verwünschungen aus seinem Gefängnis, die Herodias auf sich bezieht. Sie fordert, den Propheten den Juden auszuliefern, die seit Monaten nach ihm schreien. Nach einem heftigen religiösen Streit der fünf Juden und weiteren Rufen aus der Zisterne bittet Herodes Salome, für ihn zu tanzen. Auch diese Bitte lehnt sie zunächst ab, willigt aber ein, als der Tetrarch ihr als Belohnung verspricht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nachdem sie ihm einen Eid abgenommen hat, tanzt sie den „Tanz der sieben Schleier“.


Nachdem sie zu Herodes’ Freude den Tanz vollführt hat, äußert die Prinzessin ihren Wunsch: den Kopf des Jochanaan auf einer Silberschüssel. Herodes versucht sie umzustimmen, da er fürchtet, ein Unheil könne ihn treffen, wenn er einen heiligen Mann hinrichten lässt. An seinen Eid gebunden, muss er schließlich nachgeben und einwilligen. Salome nimmt den Kopf entgegen und steigert sich in einen ekstatischen Liebestaumel, als sie ihn besingt. Abgestoßen von Salomes Verhalten, bekommt Herodes es mit der Angst zu tun, als sich plötzlich der Mond verdunkelt, und möchte in den Palast zurückkehren. In der Dunkelheit hört man Salome, die das abgeschlagene Haupt geküsst hat. Der Mond bricht wieder hervor und beleuchtet die Prinzessin. Da befiehlt Herodes: „Man töte dieses Weib!“ Soldaten stürzen sich auf das Mädchen und begraben sie unter ihren Schilden. Der Vorhang fällt.



Gestaltung |



Orchesterbesetzung |



  • 3 Flöten, 1 Piccolo, 2 Oboen, 1 Englischhorn, 1 Heckelphon, 1 Es-Klarinette, 2 A-Klarinetten, 2  B-Klarinetten, 1 Bassklarinette, 3 Fagotte, 1 Kontrafagott

  • 6 Hörner, 4 Trompeten, 4 Posaunen, 1 Tuba

  • 4 Pauken, kleine Pauke, Schlagzeug (Triangel, Becken, Tamtam, Tamburin, Kleine Trommel, Große Trommel, Glockenspiel, Xylophon)

  • 2 Harfen – 1 Celesta


  • Streicher: 16 Erste Violinen, 16 Zweite Violinen, 10–12 Bratschen, 10 Violoncelli, 8 Kontrabässe


Hinter der Szene: 1 Orgel, 1 Harmonium



Musik |








Leitmotiv der Salome





Leitmotiv des Jochanaan



Die Musik der Salome ist durchkomponiert und beruht auf Leitmotiven, steht somit in der Tradition Wagners, der Libretti in Versform und klassische Periodik ablöste, manche sagen auch: überwand durch Prosatexte und melodische Vertonung. „Keimzelle einer Arie Mozarts ist eine Periode aus acht Takten, der gewöhnlich vier italienische Verse zu sieben oder acht Silben entsprechen, bei Wagner kann eine Sinneinheit des Textes auch fünf, sieben oder neun Takte füllen.“[1]


Zugleich gelang Richard Strauss mit Salome eine revolutionäre Überwindung von Wagners Sehnsucht nach Schönklang einerseits, von dessen romantischer Weltsicht andererseits. Die auftretenden Figuren sind, so Strauss selbst, „lauter perverse Leute, und, nach meinem Geschmack, der perverseste der ganzen Gesellschaft ist – der Jochanaan.“[2] Oder sie sind – wie der Narraboth als Ausnahme – hoffnungslos naiv. Im Laufe des 95-minütigen Einakters sterben drei – Narraboth durch Suizid auf offener Bühne, Jochanaan und Salome durch illegitime Todesurteile. Die Musik dazu ist entsprechend wild: „Das Ausmaß an Dissonanzen, an Orchestervolumen, an schierer musikalischer Kakophonie wie in der Salome hatte es bislang noch nicht gegeben.“[3] „[F]ür Schönberg und seinen Kreis wird Strauss‘ Oper zu einem Erweckungserlebnis. Salome ist der Prototyp der modernen Oper, das Tor zur Neuen Musik.“[4]


Schon die Eröffnungsszene stellt bisherige Konventionen auf den Kopf. „Ein kurzer schwirrender Lauf – und schon umfängt uns die schwüle, sinnliche Luft am Hofe des Vierfürsten Herodes.“[5] „Im Lauf der Klarinette verbinden sich zwei einen Tritonus auseinanderliegende Tonarten. Die herkömmliche Tonalität ist aufgehoben, Bitonalität und freies Changieren zwischen ohnedies chromatisch verfremdeten Tonarten tritt auf den Plan. Clusterartige Akkorde ballen sich in den Bässen, darüber zuckt und schreit es in den seltsamsten Verrenkungen.“[4] Strauss mag nicht der beste Melodiker gewesen sein, aber er vermochte prägnante Themen zu komponieren und diese „durch kluge Sequenzierungen zu scheinbar breiten melodischen Entladungen“ auszubauen.[4]




Die berühmte Dissonanz (sfz) gegen Ende der Oper (Klavierauszug)


In der Schlussszene nimmt Salome Besitz vom Kopf des Jochanaan. „In wilder Wollust küßt und saugt sie das Blut von den toten Lippen. Ihre ekelhafte Sinnlichkeit verströmt sie in einem taumelnd-berauschten Gesang, alles um sich vergessend.“[6] Die Musik türmt sich zu einem dramatischen Höhepunkt auf, der mit einer unorthodoxen Kadenz endet.


Gegen die enervierende und die Emotionen aufpeitschende Musik der Salome (und anderer Werke von Strauss) gab es seit der Entstehungszeit erhebliche Einwände. Ein Beispiel aus der NS-Zeit ist Oscar Fritz Schuh, der sich anlässlich seines Engagements an der Wiener Staatsoper ab 1940 sogar vertraglich zusichern ließ, dass er weder Wagner noch Strauss inszenieren müsse.



Werkgeschichte |



Entstehung |


Der Wiener Dichter Anton Lindner war 1901 mit dem Vorschlag an Richard Strauss herangetreten, aus dem Drama Salomé von Oscar Wilde (geschrieben 1891, eines seiner wenigen in französischer Sprache verfassten Werke; uraufgeführt 1896 in Paris mit Sarah Bernhardt) ein Libretto zu formen. Strauss entdeckte in Lindners Fassung „ein paar geschickt versifizierte Anfangsszenen“, entschloss sich aber dann, das Libretto selbst zu gestalten. Dabei griff er auf die (von Lindner herausgegebene) Salomé-Übersetzung von Hedwig Lachmann zurück, der wiederum die englische Übersetzung zugrunde liegt. Er ließ den Wortlaut weitgehend unverändert, nahm jedoch zahlreiche musikalisch-dramaturgisch bedingte Kürzungen und Umstellungen vor. Salome gilt deshalb als eine der ersten Literaturopern, die in größerem Umfang Formulierungen aus Werken des Sprechtheaters direkt übernehmen.


Nachdem Strauss die Partitur am 20. April 1905 vollendet hatte, wurde die Oper Salome am 9. Dezember im Königlichen Opernhaus Dresden uraufgeführt, mit Marie Wittich in der Titelpartie, Irene von Chavanne als Herodias, Karel Burian als Herodes und Karl Perron als Jochanaan sowie Ernst Wachter als "Ein Cappadocier". Die musikalische Leitung hatte Ernst von Schuch, Regie führte Willi Wirk, das Bühnenbild gestaltete Emil Rieck (1852–1939), die Kostüme Leonhard Fanto (1874–1940). Gustav Mahler wollte die Oper zeitgleich an der Wiener Staatsoper herausbringen, was jedoch von der Zensur wegen „die Sittlichkeit beleidigender“ Handlung vereitelt wurde:





„… abgesehen von mehr textuellen Bedenken kann ich über das Abstoßende des ganzen Sujets nicht hinaus und kann nur wiederholen: Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofbühne.“




Dr. Emil Jettel von Ettenach: Schreiben des Hofzensors an Staatsopern-Direktor Gustav Mahler, 31. Oktober 1905[7]


Bereits kurz nach der Fertigstellung der Partitur, nämlich zwischen Juli und September 1905, erstellte der Komponist selbst mit Hilfe des befreundeten Romain Rolland eine französische Fassung der Oper, in der er bestrebt war, die Gesangspartien so umzuschreiben, dass sie jeweils zu Oscar Wildes Originaltext passten. Diese Version wurde im März 1907 in Paris und Brüssel dargeboten, noch vor der französischen Erstaufführung der ursprünglichen deutschen Fassung, die Strauss selbst am Théâtre du Châtelet dirigierte. 1909 fertigte dann Jean de Marliave eine „Neuausgabe“ an, die die Übersetzung von Hedwig Lachmann so (frei) ins Französische übertrug, dass dies zum ursprünglichen Notentext passte, und die in den folgenden Jahrzehnten üblich wurde. 1989/90 wurde die zuvor kaum noch gespielte Strauss/Rolland'sche Fassung erneut aufgeführt und erstmals auf CD produziert (ausführlich nachzulesen im Booklet dieser bisher einzigen Aufnahme).



Besetzung der Uraufführung |




Besetzungszettel der Dresdner Uraufführung




Marie Wittich, die Salome der Uraufführung,1895
































































































9. Dezember 1905, Königliches Opernhaus Dresden
Rolle

Stimmlage

Dirigent: Ernst von Schuch
Herodes

Tenor

Karel Burian
Herodias

Mezzosopran

Irene von Chavanne
Salome

Sopran

Marie Wittich
Jochanaan

Bariton

Karl Perron
Narraboth
Tenor

Rudolf Jäger
Ein Page der Herodias

Alt

Riza Eibenschütz
Erster Jude
Tenor
Hans Rüdiger
Zweiter Jude
Tenor
Hans Saville
Dritter Jude
Tenor
Georg Grosch
Vierter Jude
Tenor
Anton Erl
Fünfter Jude

Bass
Léon Rains
Erster Nazarener
Bass

Friedrich Plaschke
Zweiter Nazarener
Tenor
Theodor Kruis
Erster Soldat
Bass
Franz Nebuschka
Zweiter Soldat
Bass
Hans Erwin (Hans Erwin Hey)
Ein Cappadocier
Bass

Ernst Wachter
Eine Sklavin
Sopran
Maria Keldorfer


Rezeption |


Die österreichisch-ungarische Erstaufführung fand unter der musikalischen Leitung des Komponisten 1906 im Opernhaus Graz statt, in Anwesenheit der Komponisten Alban Berg, Gustav Mahler, Giacomo Puccini, Arnold Schönberg, Alexander von Zemlinsky – und von (anekdotisch kolportiert, aber unbelegt) Adolf Hitler. Die Wiener Erstaufführung folgte am 15. Mai 1907 im Deutschen Volkstheater (heute: Volkstheater) in einem Gastspiel aus Breslau.



Literatur |



  • Rainer Kohlmayer: Oscar Wildes Einakter „Salome“ und die deutsche Rezeption (PDF; 144 kB). In: Winfried Herget, Brigitte Schultze (Hrsg.): Kurzformen des Dramas. Gattungspoetische, epochenspezifische und funktionale Horizonte (= Mainzer Forschungen zu Drama und Theater. Band 16). Francke, Tübingen 1996, S. 159–186.

  • Wolfgang Krebs: Der Wille zum Rausch. Aspekte der musikalischen Dramaturgie von Richard Strauss’ Salome. Wilhelm Fink Verlag, München 1991, ISBN 3-7705-2708-9.


  • Susanne Rode-Breymann: Guntram – Feuersnot – Salome – Elektra. In: Walter Werbeck (Hrsg.): Richard Strauss Handbuch. J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar und Bärenreiter, Kassel 2014, ISBN 978-3-476-02344-5, S. 170–183.



Weblinks |



 Commons: Salome – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Salome: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project.


  • Handlung und Libretto von Salome bei Opera-Guide


  • Diskografie zu Salome bei Operadis



Einzelnachweise |




  1. Salome: Literatur wird Oper. Vortrag in der Staatsoper unter den Linden, Berlin 3. Januar 2000 (Autor: Albert Gier, Romanist und Librettologe).


  2. Richard Strauss gegenüber Franz Schreker, zit. nach der angegebenen Quelle Unter den Linden, Berlin 2000, S. 10.


  3. Carolyn Abbate, Roger Parker: Die Geschichte der Oper. Die letzten 400 Jahre. C. H. Beck, München 2013, S. 545.


  4. abc Edwin Akkordarbeiter: Strauss: „Salome“ – das Tor zur Neuen Musik. In: Capriccio Kulturforum. 23. Januar 2012.


  5. Otto Schumann: Handbuch der Opern, Gütersloh o. J., S. 537.


  6. Otto Schumann: Handbuch der Opern, Gütersloh o. J., S. 539.


  7. zitiert nach: Franz Hadamowsky, Alexander Witeschnik (Hg.): Jubiläumsausstellung 100 Jahre Wiener Oper am Ring. Wien 1969, S. 93.


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