Deutsches Jugendherbergswerk



































Deutsches Jugendherbergswerk - Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e. V.

Deutsches Jugendherbergswerk Logo
Rechtsform

eingetragener Verein
Gründung

1909
Gründer

Richard Schirrmann, Wilhelm Münker und Julius Schult
Sitz

Detmold
Aktionsraum
national
Schwerpunkt
Dachverband für Jugendherbergen
Website

www.jugendherberge.de



Statue Richard Schirrmanns in Altena




Aufmarsch der Hitlerjugend im Berliner Lustgarten am 19. August 1933, Transparent mit DJH-Logo, Hakenkreuz und Wahlspruch: „Die Jugendherberge ist die Stätte des wahrsten deutschen Sozialismus.“


Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein. Über seine Landesverbände ist er Träger von 470 Jugendherbergen in Deutschland (Stand 2018) und damit größtes Mitglied des internationalen Jugendherbergsverbandes Hostelling International (HI). Der Hauptverband mit Sitz in Detmold gliedert sich in 14 Landesverbände und 178 ehrenamtlich tätige Orts- und Kreisverbände. Er hat mehr als 2 Millionen Mitglieder.[1]


Eine Mitgliedschaft beim Deutschen Jugendherbergswerk ist die Voraussetzung für eine Übernachtung in einer Jugendherberge in Deutschland. Im Ausland können DJH-Mitglieder in zu Hostelling International zusammengeschlossenen Jugendherbergen übernachten oder bekommen dort Preisnachlässe. Die DJH-Mitgliedschaft wird mit dem jeweils für den Wohnsitz zuständigen Landesverband abgeschlossen. Darüber hinaus können Körperschaften (beispielsweise Vereine oder Schulen) eine körperschaftliche Mitgliedschaft beantragen.


Das Deutsche Jugendherbergswerk ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Landesverbände


  • 3 Literatur


  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise





Geschichte |


Bereits 1903 war Richard Schirrmann dem Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) beigetreten und übernahm 1907 die Leitung einer Schüler- und Studentenherberge in Altena. Nachdem er 1909 Kontakt zu einer Wandervogel-Gruppe hatte, die von Burkhart Schomburg geleitet wurde, gründete er in Altena eine eigene Wandervogelschar. Die Idee, Jugendherbergen einzurichten, reifte im gleichen Jahr.[2] Schirrmann selbst datierte die Geburt der Jugendherbergsidee auf den 26. August 1909. Damals war er mit seinen Schülern auf einer achttägigen Wanderung von Altena nach Aachen und kam mit ihnen bei Bröl im Rhein-Sieg-Kreis in ein Unwetter. Sie suchten eine Unterkunft bei einem Bauern in dessen Scheune. Als er dort abgewiesen wurde, wandte er sich an die gegenüberliegende Dorfschule, die wegen der Ferien gerade leer stand. Die Frau des Schulleiters gewährte der Gruppe Unterkunft; vom Bauern kam immerhin das Haferstroh. Diese Erfahrung brachte Schirrmann auf den Gedanken, dass Unterbringungen ähnlicher Art jedem Reisenden zur Verfügung gestellt werden sollten (in Erinnerung an die "geistige Geburt" der Jugendherbergsidee wurde die noch heute als solche existierende Einrichtung Richard-Schirrmann-Schule genannt). Ein Jahr später schrieb Schirrmann einen Aufsatz über Volksschülerherbergen und rief zu Spenden auf. Von dem Erlös wurden in drei Schulen Ferienherbergen eingerichtet.[3]


Richard Schirrmann sowie die Mitbegründer Wilhelm Münker und Julius Schult waren hochrangige SGV-Vereinsfunktionäre, die das Jugendherbergswesen zunächst für ihre vereinsinterne Jugendarbeit ins Leben riefen. Die erste (Ferien-)Jugendherberge wurde 1912 in Altena eröffnet. Der Sauerländische Gebirgsverein gründete in dem Jahr einen „Ausschuß für Jugendherbergen“ mit Schirrmann als Vorsitzendem, Münker als Geschäftsführer und Schult als drittem Vorstandsmitglied. Schirrmann bezog 1912 mit seiner Familie eine Wohnung auf Burg Altena. Zusätzlich zu seinem Beruf als Lehrer wurde er Herbergsvater.[2] Die erste ständige Jugendherberge eröffnete 1914 in der Burg Altena.


Das Deutsche Jugendherbergswerk war zu seiner Gründungszeit personell und logistisch eng mit dem Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) verknüpft. Die Verwaltung des Deutschen Jugendherbergswerks hatte ihren Sitz in der Anfangszeit daher auch in der Hauptgeschäftsstelle des SGV in Arnsberg.


1919 wurde der „Zentrale Hauptausschuß für Jugendherbergen“ ins Leben gerufen. 1932 gab es in Deutschland 2.123 Jugendherbergen mit mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen. Die International Youth Hostel Federation wurde in diesem Jahr gegründet.


Richard Schirrmann wird als völkischer Nationalist charakterisiert.[4] Er wollte das Wandern der deutschen Jugend fördern, dies sollte zu mehr Heimat- und Vaterlandsliebe führen und körperliche und mentale Voraussetzungen schaffen, die deutsche Nation in einem Krieg zu verteidigen. Daneben flossen in das Konzept Ideen der Lebensreform, der Reformpädagogik und der Jugendbewegung ein. Aufgrund ihrer Orientierung profitierte die Bewegung von der Förderung durch Staat und Gesellschaft und konnte noch während des Ersten Weltkriegs die Grundlagen für den das ganze Reichsgebiet umfassenden Verband legen.[4]


Am 12. März 1933 unterzeichnete Schirmmann als Vorsitzender des Reichsverbandes für deutsche Jugendherbergen das Kösener Abkommen zur Zusammenarbeit von Jugendherbergsverband und Reichsjugendführung der NSDAP, das zur Integration des Verbandes in die Hitler-Jugend führte.[5] Durch dieses Abkommen und weitere Maßnahmen der Selbstgleichschaltung wie dem Entfernen der seit 1919 aufgenommenen sozialdemokratischen (und wenigen jüdischen) Funktionäre aus ihren Ämtern demonstrierten die Funktionäre ihre Kooperationsbereitschaft.[4]


Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich der Hauptverband 1949 auf der Burg Altena neu. 1990 traten ihm auch die Landesverbände der Neuen Bundesländer bei.


Zum 100-Jahr-Jubiläum 2009 erschienen eine 55-Ct-Sondermarke der Deutschen Post und eine Gedenkmünze im Wert von 10 Euro mit der Randschrift „BEGEGNUNG GEMEINSCHAFT TOLERANZ“.


Das deutsche Jugendherbergswerk erhält jährliche Zuschüsse von Bund und Ländern in Höhe von 3 Millionen Euro; 2014 wurde der EU-Kommission eine Beschwerde des Hostel-Betreibers A&O Hotels and Hostels[6] gegen diese Subvention vorgelegt.[7] Im Oktober 2015 hatte die EU-Kommission bereits festgestellt, dass die Umsatzsteuer-Befreiung zulässig ist.[6] Hinsichtlich der Beihilfen hat die EU-Kommission Mitte 2017 das Verfahren eingestellt.[8]



Landesverbände |


Das Deutsche Jugendherbergswerk ist in 14 eigenständige Landesverbände aufgegliedert. Jeder Landesverband ist dabei rechtlich und organisatorisch selbstständig und ein unabhängiges Mitglied im DJH. Die Landesverbände sind:




Jugendherberge Ratzeburg - Luftbild



  • Landesverband Baden-Württemberg e. V.

  • Landesverband Bayern e. V.

  • Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.

  • Landesverband Hannover e. V.

  • Landesverband Hessen e. V.

  • Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

  • Landesverband Nordmark e. V. (Hamburg, Schleswig-Holstein und Nord-Niedersachsen)

  • Landesverband Rheinland e. V.

  • Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland e. V.

  • Landesverband Sachsen e. V.

  • Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.

  • Landesverband Thüringen e. V.

  • Landesverband Unterweser-Ems e. V.

  • Landesverband Westfalen-Lippe gGmbH


Den Landesverbänden sind 178 ehrenamtlich tätige Orts- und Kreisverbände und 488 Jugendherbergen untergeordnet.



Literatur |



  • Eva Kraus: Das Deutsche Jugendherbergswerk 1909–1933. Programm – Personen – Gleichschaltung. Pro Business, Berlin 2013, ISBN 978-3-86386-488-0 (Hier verwendete Fassung ist Online verfügbar bei der Universität Paderborn [PDF; abgerufen am 24. Mai 2013]). 


  • Jürgen Reulecke, Barbara Stambolis: 100 Jahre Jugendherbergen 1909–2009. Anfänge – Wandlungen – Rück- und Ausblicke. Klartext Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-89861-990-5.



Weblinks |



 Commons: Deutsches Jugendherbergswerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Webseite des Deutschen Jugendherbergswerks

  • Eva Kraus: Jugendherbergen. In: Historisches Lexikon Bayerns


  • Historische Bildsammlung zum Jugendherbergswesen im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen



Einzelnachweise |




  1. Verbandsstruktur des DJH


  2. ab Kraus, S. 22


  3. Kraus, S. 32


  4. abc Kraus, 239ff.


  5. Kraus, S. 9


  6. ab Staatliche Beihilfe SA.33206 (2015/NN) – Deutschland. Mutmaßliche rechtswidrige staatliche Beihilfe zugunsten des Deutschen Jugendherbergswerks – steuerliche Maßnahmen. Europäische Kommission, 26. Oktober 2015, abgerufen am 27. November 2017 (Schreiben an das Auswärtige Amt). 


  7. Hostels vs. Herbergen. In: spiegel.de. 20. Oktober 2014, abgerufen am 27. November 2017. 


  8. Förderung von Jugendherbergen mit EU-Recht vereinbar. Deutsches Jugendherbergswerk, 6. Juli 2017, abgerufen am 27. November 2017 (Pressemitteilung). 


51.931578.9165Koordinaten: 51° 55′ 53,7″ N, 8° 54′ 59,4″ O









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