Sarkasmus






Ein Beispiel


Sarkasmus bezeichnet beißenden, bitteren Spott und Hohn, in der Literatur oft in Form der Satire oder – verschärft – der Polemik angewandte Form der Kritik an gesellschaftlichen Gegebenheiten unterschiedlicher Art.


Sarkasmus ist ein latinisiertes griechisches Substantiv (σαρκασμός sarkasmós „die Zerfleischung, der beißende Spott“, von altgriechisch sarkazein „sich das Maul zerreißen, zerfleischen, verhöhnen“, von σάρξ sarx „das (rohe) Fleisch“). Die Redefigur des Sarkasmus fand schon in der antiken Rhetorik (z. B. Demosthenes, Cicero) Verwendung.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Erscheinungsformen


  • 2 Abgrenzung


    • 2.1 Sarkasmus und Spott


    • 2.2 Sarkasmus und Ironie


    • 2.3 Sarkasmus und Zynismus


    • 2.4 Sarkasmus und Sardonismus




  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Erscheinungsformen |


Sarkasmus, also beißender Spott, kann durch direkte Aussage des Gemeinten oder mittels Ironie ausgedrückt werden. So zum Beispiel in diesen Sätzen:


A: „Es gibt viele Psychotiker, die keinen Leidensdruck verspüren.“ B: „Es sei denn, sie kommen in die Psychiatrie.“[1]

Wird Sarkasmus mittels Ironie ausgedrückt, also mit einer Bedeutungsumkehr der Aussage, wird diese oft durch einen besonderen Tonfall verdeutlicht. Ein Beispiel:


Anstatt zu arbeiten, sitzt ein Arbeiter auf einer Bank und ruht sich aus. Sein Chef sieht das und sagt zu ihm: „Überarbeiten Sie sich bloß nicht.“

Um Ironie erkennen zu können – ob sarkastisch (also beißend spöttisch) oder nicht-sarkastisch intendiert –, müssen verschiedene Teile des Gehirns zusammenarbeiten. Wenn eine Person die soziale Situation nicht versteht (beispielsweise wegen einer Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn wie bei Autismus, wegen einer Beschädigung der vorderen Gehirnlappen oder wegen fehlender Übung oder Intelligenz), kann sie Ironie – und damit auch ironischen Sarkasmus – nicht als solche identifizieren.[2][3][4]


Autoren fällt es oft schwer, Ironie als solche zu kennzeichnen, so dass auch ein gesunder Leser sie oft nicht richtig einordnen kann. So führte ein laut Autor sarkastischer Diskussionsbeitrag in einem Internetforum zu einer Anklage gegen ihn – mangels ausdrücklicher Distanzierung von der Aussage durch Kennzeichnung als Ironie.[5]



Abgrenzung |



Sarkasmus und Spott |


Da die Absicht eines Spottes nur dem Spötter selbst bekannt ist, ist eine Unterscheidung von außen äußerst schwierig. Den Begriffen gemeinsam ist die Tatsache, dass der Angreifer weniger Gegenangriffsfläche bietet, als wenn er sachlich vorgehen würde.


Spott ist häufig offener und eindeutiger als Sarkasmus; letzterer ist oft subtiler und doppeldeutig. Deshalb kann mancher Sarkasmus z. B. ein diktatorisches Regime kritisieren, ohne dass der Absender der sarkastischen Nachricht im Gefängnis landet.



Sarkasmus und Ironie |


Umgangssprachlich wird Sarkasmus oft als Form der Ironie betrachtet[6] oder Ironie als eine nette Variante und Sarkasmus demgegenüber als dem Angriff dienend aufgefasst, teilweise gar als Spott und Angriff streng von Ironie abgegrenzt.[7] Tatsächlich ist Ironie jedoch eine Technik, ein Mittel, etwas auszudrücken, während Sarkasmus eine bestimmte Absicht einer Aussage beschreibt, unabhängig von sprachlichen Mitteln, mit denen sie formuliert wurde. Ironie bezeichnet Aussagen, die als das Gegenteil des tatsächlich Gemeinten formuliert werden; dies kann zum Schutz des Sprechers verhüllend sein oder die Aussage verstärken. Sarkasmus ist bitterer, beißender Spott – unabhängig davon, wie das Gemeinte ausgedrückt wird, ob direkt oder indirekt mittels Ironie.


Für Arthur Schopenhauer ist Ironie objektiv. Sie verweist durch Über- oder Untertreibung auf die Kehrseite, wobei sie die Ianus­natur der Erscheinungen humorvoll gelten lässt. Sarkasmus dagegen ist einseitig; seine Fokussierung der Kehrseite zielt auf Vernichtung.



Sarkasmus und Zynismus |


Zynismus ist – im Unterschied zu Sarkasmus – kein bitterer Spott, sondern eine Haltung, die zentrale Normen und Moralvorstellungen verwirft und für lächerlich hält. Zynismus bezeichnet also ein charakterliches Phänomen; dieses kann sich in Zynismen äußern, die von sarkastischen Bemerkungen nicht immer unterschieden werden können.


Obwohl der Unterschied zwischen den Begriffen Sarkasmus und Zynismus also sehr aussagefähig ist, verzichten heute viele Sprecher des Deutschen (aus Unkenntnis) auf ihn. Diejenigen Sprecher, die diesen Bedeutungsunterschied nutzen wollen, stehen daher vor der kommunikativen Situation, dass ein entscheidender Aspekt ihrer Aussage wahrscheinlich missverstanden oder nicht wahrgenommen wird.



Sarkasmus und Sardonismus |


Sardonismus (in Verbindung mit Gelächter) bezeichnet im Unterschied zum Sarkasmus keinen höhnischen oder hämischen, sondern einen grimmigen, schmerzvollen Spott.



Siehe auch |


  • Schwarzer Humor


Literatur |




  • Burkhard Meyer-Sickendiek: Was ist literarischer Sarkasmus? Ein Beitrag zur deutsch-jüdischen Moderne. Habilitationsschrift. Fink, Paderborn 2009, ISBN 3-7705-4411-0

  • Li Huang, Francesca Gino, Adam D. Galinsky: The Highest Form of Intelligence: Sarcasm Increases Creativity for Both Expressers and Recipients., Organizational Behavior and Human Decision Processes, Band 131, November 2015, S. 162–177, doi:10.1016/j.obhdp.2015.07.001



Weblinks |



 Wikiquote: Sarkasmus – Zitate


Einzelnachweise |




  1. Goeben/Scheele, zitiert in: Edgar Lapp: Linguistik der Ironie (Seite 109), Gunter Narr Verlag, 1992, ISBN 3-8233-4224-X.


  2. Wie der Geist Sarkasmus versteht. Spiegel Online, 23. Mai 2005, abgerufen am 27. November 2014. 



  3. Forscher lokalisieren Ironie- und Sarkasmusverständis. pressetext.com, 23. Mai 2005, abgerufen am 27. November 2014. 




  4. Sarkasmus sitzt hinter der Stirn. scinexx.de, 24. Mai 2005, abgerufen am 27. November 2014. 



  5. Christoph Seidler: Wie sarkastisch darf Sarkasmus sein? Spiegel Online, 7. Januar 2003, abgerufen am 27. November 2014. 


  6. Edgar Lapp: Linguistik der Ironie, Gunter Narr Verlag, 1992, ISBN 3-8233-4224-X, S. 109–111.


  7. Alex Aßmann: Pädagogik und Ironie, VS Verlag, 2008, ISBN 3-531-15972-0, S. 25.









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