Ordnungsrelation
In der Mathematik sind Ordnungsrelationen Verallgemeinerungen der „kleiner-gleich“-Beziehung. Sie erlauben es, Elemente einer Menge miteinander zu vergleichen.
Eine Ordnungsrelation ist formal eine zweistellige Relation
- R⊆M×M{displaystyle Rsubseteq Mtimes M}
auf einer Menge M{displaystyle M} mit bestimmten unten aufgeführten Eigenschaften, worunter immer die Transitivität ist.
Ist eine Menge M{displaystyle M} mit einer Ordnungsrelation R{displaystyle R} gegeben, dann nennt man das Paar (M,R){displaystyle (M,R)} eine geordnete Menge. Meist bevorzugt man an Stelle der Schreibweise (a,b)∈R{displaystyle (a,b)in R} die sogenannte Infix-Notation aRb{displaystyle a,R,b}. Außerdem wird für Ordnungsrelationen in den seltensten Fällen ein Symbol wie R{displaystyle R} verwendet. Stattdessen verwendet man häufig das Symbol ≤{displaystyle leq } oder ⪯{displaystyle preceq } oder ähnliche Symbole. Die Schreibweise a<b{displaystyle a<b} verwendet man als Abkürzung für „a≤b{displaystyle aleq b} und a≠b{displaystyle aneq b}“. Dies erweist sich als zweckmäßig, da für Relationen größtenteils Rechenregeln gelten, die denen in R{displaystyle mathbb {R} } (mit gewohntem „≤{displaystyle leq }“) entsprechen.
Es folgt eine Auflistung verschiedener Arten von Ordnungsrelationen mit Beispielen.
Für Definitionen der Eigenschaften siehe transitiv, reflexiv und irreflexiv, asymmetrisch, antisymmetrisch, oder den Artikel Relation (Mathematik).
Inhaltsverzeichnis
1 Totalordnung
2 Strenge Totalordnung
3 Quasiordnung
4 Halbordnung
4.1 Strenge Halbordnung
4.2 Weitere Anwendung der Halbordnung
4.3 Vorgänger und Nachfolger
4.4 Minimale, maximale und andere Elemente
4.5 Lokal endliche Halbordnung
5 Striktordnung
6 Strenge schwache Ordnung
7 Induktive Ordnung
8 Fundierte Ordnung
9 Wohlquasiordnung
10 Wohlordnung
11 Baum
12 Verbandsordnung
13 Vollständige Halbordnung
14 Homomorphismen
15 Verwendung der Begriffe
16 Siehe auch
17 Einzelnachweise
18 Weblinks
19 Literatur
Totalordnung |
Eine Relation ≤{displaystyle leq } auf einer Menge M{displaystyle M} wird (schwache) Totalordnung oder totale Ordnung oder einfach (schwache) Ordnung genannt, wenn die Forderungen
| (Reflexivität) |
| (Antisymmetrie) |
| (Transitivität) |
| (Totalität) |
für alle x,y,z∈M{displaystyle x,y,zin M} erfüllt sind.
Da dies bei der Zahlengeraden, der „Linie“, der Fall ist, wird eine Totalordnung auch lineare Ordnung genannt. Ferner gibt es für totalgeordnete Untermengen von partiell geordneten Mengen die Bezeichnung Kette.
Die durch
- x⪯y:⟺y≤x{displaystyle xpreceq y:Longleftrightarrow yleq x}
definierte Umkehrrelation ⪯{displaystyle preceq } einer Totalordnung ≤{displaystyle leq } ist selbst eine Totalordnung. Bei Umkehrrelationen wird gerne das gespiegelte Symbol als Relationszeichen genommen, in diesem Fall ≥{displaystyle geq } statt ⪯{displaystyle preceq }, also
x≥y:⟺y≤x{displaystyle xgeq y:Longleftrightarrow yleq x}.
Im Fall der totalen (Quasi-)Ordnungen hat dies eine besondere Berechtigung, weil bei ihnen die inverse Relation eine Spiegelung ist.
Eine endliche Untermenge einer totalgeordneten Menge lässt sich gemäß dieser Ordnung in eindeutiger Weise sortieren, das heißt in eine („lineare“) Reihenfolge bringen derart, dass jedes Element mit seinem Folgeelement in der Ordnungsbeziehung steht. Solchermaßen geordnet nennt man die Sortierung aufsteigend. Gilt stattdessen zwischen zwei Nachbarelementen die gespiegelte Ordnungsrelation, nennt man die Sortierung absteigend. Der schwächere Begriff der totalen Quasiordnung (siehe unten) erlaubt das Vorhandensein von „Duplikaten“, also eine nicht eindeutige Sortierung.
Beispiel und Gegenbeispiel:
Ein Beispiel ist die Relation ≤{displaystyle leq } („kleinergleich“) auf den ganzen Zahlen Z{displaystyle mathbb {Z} }.
Ein Gegenbeispiel ist die Teilmengenbeziehung ⊆{displaystyle subseteq } auf der Potenzmenge von Z{displaystyle mathbb {Z} }: sie ist nicht total, denn es gilt weder {1,2}⊆{2,3}{displaystyle {1,2}subseteq {2,3}} noch {2,3}⊆{1,2}{displaystyle {2,3}subseteq {1,2}}.
Strenge Totalordnung |
Eine Relation <{displaystyle <} auf M{displaystyle M} heißt strenge (oder auch starke) Totalordnung, wenn
| (Transitivität) |
| (Trichotomie) |
für alle x,y,z∈M{displaystyle x,y,zin M} gilt.
Da eine strenge Totalordnung nicht reflexiv ist, ist sie keine Totalordnung. Eine Totalordnung im oben erklärten schwachen Sinn ist aber die zu <{displaystyle <} gehörige Ordnung (mit Reflexivität und Antisymmetrie), die durch
- x≤y:⇔x<y oder x=y{displaystyle xleq y;;:Leftrightarrow ;;x<y{text{ oder }}x=y}
definiert ist. Umgekehrt wird aus jeder (schwachen) Totalordnung ≤{displaystyle leq } auf M{displaystyle M} per
- x<y:⇔x≤y und x≠y{displaystyle x<y;;:Leftrightarrow ;;xleq y{text{ und }}xneq y}
eine strenge Totalordnung <{displaystyle <} .
Quasiordnung |
Eine Quasiordnung ist eine transitive und reflexive Relation.
Beispiel:
Für komplexe Zahlen a,b∈C{displaystyle a,bin mathbb {C} } ist die über den Absolutbetrag durch „a≤b, falls |a|≤|b|{displaystyle aleq b,{text{ falls }}|a|leq |b|}“ festgelegte Relation eine Quasiordnung.
Diese Quasiordnung ist nicht antisymmetrisch – also keine Halbordnung, denn betragsgleiche Zahlen müssen nicht identisch sein.
Jedoch handelt es sich um eine totale Quasiordnung, da je zwei Elemente vergleichbar sind.
Halbordnung |
Eine Halbordnung – auch Partialordnung, Teilordnung oder partielle Ordnung genannt – ist eine reflexive, antisymmetrische und transitive Relation, bei der also
| (Reflexivität) |
| (Antisymmetrie) |
| (Transitivität) |
für alle x,y,z∈M{displaystyle x,y,zin M} erfüllt sind. Die Umkehrrelation einer Halbordnung
- y⪯x:⟺x≤y{displaystyle ypreceq x:Longleftrightarrow xleq y}
ist wiederum eine Halbordnung.
Halbordnungen können in Hasse-Diagrammen visualisiert werden. Eine Teilmenge einer halbgeordneten Menge heißt Oberhalbmenge, wenn sie zu jedem ihrer Elemente auch alle nachfolgenden Elemente (also alle, die rechts vom Relationssymbol stehen könnten) enthält.
Mit Hilfe des Auswahlaxioms kann man beweisen, dass jede Halbordnung in eine Totalordnung eingebettet werden kann. Für endliche Mengen muss man das Auswahlaxiom nicht voraussetzen, und in diesem Fall gibt es zur Konstruktion einer solchen Totalordnung auch explizite Algorithmen (siehe Topologische Sortierung).
Beispiele:
Jede Teilmengenbeziehung A⊆B{displaystyle Asubseteq B} auf einem System M{displaystyle {mathfrak {M}}} von Mengen ist eine Halbordnung, denn sie ist
transitiv, da die Teilmenge einer Teilmenge von A auch Teilmenge von A ist:
C⊆B⊆A ⇒ C⊆A{displaystyle {Csubseteq Bsubseteq A} Rightarrow {Csubseteq A}} für alle A,B,C∈M;{displaystyle A,B,Cin {mathfrak {M}};}
reflexiv, da jede Menge eine Teilmenge ihrer selbst ist:
A⊆A{displaystyle {Asubseteq A}} für alle A∈M;{displaystyle Ain {mathfrak {M}};}
- und antisymmetrisch, da nur A selbst sowohl Teilmenge als auch Obermenge von A ist:
(A⊆B)∧(B⊆A) ⇒ A=B{displaystyle {(Asubseteq B)}wedge {(Bsubseteq A)} Rightarrow {A=B}} für alle A,B∈M.{displaystyle A,Bin {mathfrak {M}}.}
Weitere Beispiele sind die Relation komponentenweise-kleiner-oder-gleich in einem Raum von n-Tupeln und die Teilerbeziehung zwischen den natürlichen Zahlen, die wie folgt definiert sind:
komponentenweise-kleiner-oder-gleich, ≤n:{displaystyle leq ^{n}:} Für eine fest gewählte natürliche Zahl n{displaystyle n} und zwei Tupel aus einer Menge V{displaystyle V} von n{displaystyle n}-Tupeln gilt:
(a1,a2,…,an)≤n(b1,b2,…,bn) :⟺ ai≤bi{displaystyle {left(a_{1},a_{2},ldots ,a_{n}right)}leq ^{n}{left(b_{1},b_{2},ldots ,b_{n}right)} :Longleftrightarrow a_{i}leq b_{i}} für jedes i=1,2,…,n;{displaystyle i=1,2,ldots ,n;}
- Dies ist ein Spezialfall einer von einem Kegel induzierten Halbordnung, die zu dem Begriff der sogenannten verallgemeinerten Ungleichungen führt, die eine wichtige Rolle in der Optimierung spielen.
Teilerbeziehung, ∣:{displaystyle mid :} Für zwei natürliche Zahlen gilt:
- a∣b (a teilt b):⟺ ∃n∈N:n⋅a=b.{displaystyle {amid b} ({a mathrm {teilt} b}):Longleftrightarrow exists nin mathbb {N} :ncdot a=b.}
Strenge Halbordnung |
So wie sich die strenge Totalordnung von der Totalordnung dadurch unterscheidet, dass Reflexivität und Antisymmetrie durch Irreflexivität ersetzt werden, so wird eine strenge Halbordnung durch Irreflexivität und Transitivität bestimmt. Wie bei der strengen Totalordnung fällt bei der strengen Halbordnung der Gleichheitsstrich in der Notation weg oder wird gar durch ein Ungleichzeichen ersetzt. Ein Beispiel ist die Relation "echte Teilmenge" bei den Mengen.
Weitere Anwendung der Halbordnung |
Um den Grad der Vorsortiertheit einer Menge zu messen, kann man die Anzahl der möglichen Fortsetzungen einer Halbordnung zu einer linearen Ordnung angeben. Ist beispielsweise die geordnete Menge (X,≤){displaystyle (X,leq )} mit X={a,b,c}{displaystyle X={a,b,c}} und a≤b{displaystyle aleq b} gegeben, so gibt es drei mögliche Fortsetzungen: a≤b≤c{displaystyle aleq bleq c}, a≤c≤b{displaystyle aleq cleq b} und c≤a≤b{displaystyle cleq aleq b}. Der Grad der Vorsortiertheit ist also in diesem Fall e(≤)=3{displaystyle e(leq )=3}. Das Sortierverfahren Natural Mergesort nutzt vorsortierte Teilstücke für eine vollständige Sortierung der Menge.
Vorgänger und Nachfolger |
Sei ≤{displaystyle leq } eine (schwache) totale (oder partielle) Ordnung auf der Menge M{displaystyle M}. Für x,z∈M{displaystyle x,zin M} mit
- x≤z∧x≠z{displaystyle xleq zland xneq z}
heißt x{displaystyle x} ein Vorgänger von z{displaystyle z}, und z{displaystyle z} ein Nachfolger von x{displaystyle x}. Wenn es kein y∈M{displaystyle yin M} gibt, mit
- x≤y∧x≠y∧y≤z∧y≠z{displaystyle xleq yland xneq yland yleq zland yneq z},
dann heißt x{displaystyle x} der direkte (auch unmittelbare) Vorgänger von z{displaystyle z}, und z{displaystyle z} der direkte (bzw. unmittelbare) Vorgänger von x{displaystyle x}. [1]
Für eine starke (gleichbedeutend: strikte) totale (oder partielle) Ordnung <{displaystyle <} auf M{displaystyle M} gilt formal ebenfalls die obige Definition (mit Notation <{displaystyle <} anstelle von ≤{displaystyle leq }). [1] Die Kriterien können in diesem Fall jedoch wie folgt vereinfacht werden:
Sei <{displaystyle <} auf der Menge M{displaystyle M}. Für x,z∈M{displaystyle x,zin M} mit
- x<z{displaystyle x<z}
heißt x{displaystyle x} ein Vorgänger von z{displaystyle z}, und z{displaystyle z} ein Nachfolger von x{displaystyle x}. Wenn es kein y∈M{displaystyle yin M} gibt, mit
x<y<z{displaystyle x<y<z} (d. h. x<y∧y<z{displaystyle x<yland y<z}),
dann heißt x{displaystyle x} der direkte (auch unmittelbare) Vorgänger von z{displaystyle z}, und z{displaystyle z} der direkte (bzw. unmittelbare) Vorgänger von x{displaystyle x}.
Minimale, maximale und andere Elemente |
Sei T{displaystyle T} eine Teilmenge einer halbgeordneten Menge P{displaystyle P}.
Wenn m∈T{displaystyle min T} die Eigenschaft hat, dass es kein x∈T{displaystyle xin T} mit x<m{displaystyle x<m} gibt, dann heißt m{displaystyle m} minimales Element von T{displaystyle T}. Falls es ein Element m∈T{displaystyle min T} gibt, das ≤{displaystyle leq } allen anderen Elementen von T{displaystyle T} ist, dann heißt m{displaystyle m} das kleinste Element von T{displaystyle T}. Ein kleinstes Element von T{displaystyle T} (wenn es das gibt; z. B. hat die Menge der ganzen Zahlen kein kleinstes Element) ist immer eindeutig bestimmt (wegen der Antisymmetrie) und natürlich auch minimal. In einer Totalordnung bedeutet „kleinstes Element“ und „minimales Element“ dasselbe, aber in allgemeinen Halbordnungen kann eine Menge mehrere minimale Elemente haben, von denen dann keines das kleinste ist.
Es kann sogar vorkommen, dass eine (unendliche) Menge T{displaystyle T} zwar ein einziges minimales Element hat, dieses aber nicht das kleinste Element der Menge ist (dann hat T{displaystyle T} kein kleinstes Element). Beispiel:
- Für M:={[0,a]∣0<a<1}∪{{2}}{displaystyle M:={[0,a]mid 0<a<1}cup {{2}}}, versehen mit ⊆{displaystyle subseteq } als Halbordnung, ist {2}{displaystyle {2}} zwar das einzige minimale Element, aber nicht das kleinste, da {2}⊆A{displaystyle {2}subseteq A} nicht für alle A{displaystyle A} aus M{displaystyle M} gilt.
Wenn T{displaystyle T} eine Teilmenge von P{displaystyle P} ist und p∈P{displaystyle pin P} die Eigenschaft hat, dass für alle t∈T{displaystyle tin T} die Beziehung p≤t{displaystyle pleq t} gilt, dann heißt p{displaystyle p} eine untere Schranke von T{displaystyle T}. (p{displaystyle p} kann, muss aber nicht Element von T{displaystyle T} sein.) Wenn es eine größte untere Schranke der Menge T{displaystyle T} gibt, dann nennt man diese auch die untere Grenze oder das Infimum von T{displaystyle T}. Eine untere Schranke ist also kleiner als das oder gleich dem Infimum.
Analog sind die Begriffe maximales Element, größtes Element, obere Schranke und obere Grenze bzw. Supremum definiert.
Eine Menge, die sowohl eine obere als auch eine untere Schranke hat, heißt beschränkt. (Analog sind „nach oben beschränkt“ und „nach unten beschränkt“ definiert.)
Man nennt eine Funktion f{displaystyle f}, die eine beliebige Menge X{displaystyle X} in eine halb- oder total geordnete Menge (siehe unten) P{displaystyle P} abbildet, beschränkt, wenn die Menge der Funktionswerte beschränkt ist, also wenn es ein p{displaystyle p} und ein q∈P{displaystyle qin P} gibt, sodass für alle x∈X{displaystyle xin X}
- p≤f(x)≤q{displaystyle pleq f(x)leq q}
gilt.
Lokal endliche Halbordnung |
Eine Halbordnung (M,⩽){displaystyle (M,leqslant )} heißt lokal endlich, wenn jedes Intervall [x,y]:={z∈M:x⩽z⩽y}{displaystyle [x,y]:={zin M:xleqslant zleqslant y}} eine endliche Menge ist.
Striktordnung |
Eine strenge Ordnung oder Striktordnung ist transitiv und asymmetrisch. Der Begriff Asymmetrie fasst die Begriffe Irreflexivität und Antisymmetrie zusammen. Irreflexivität unterscheidet die Striktordnung von der Halbordnung und bedeutet, dass kein Element zu sich selbst in Beziehung steht. Eine Striktordnung ist also transitiv, irreflexiv und antisymmetrisch
Beispiele:
- Die Relation „(echt) kleiner“ auf R{displaystyle mathbb {R} }
- die Relation „Echte Teilmenge“ in einer Potenzmenge
- die Relation „komponentenweise kleiner, aber nicht gleich“ auf dem Vektorraum Rn{displaystyle mathbb {R} ^{n}}.
Strenge schwache Ordnung |
Eine strenge schwache Ordnung R ist eine Striktordnung, bei der zusätzlich negative Transitivität gilt:
- ¬aRb∧¬bRc⇒¬aRc{displaystyle neg aRbland neg bRcRightarrow neg aRc}
Eine strenge schwache Ordnung ist einer totalen Quasiordnung komplementär und umgekehrt.
Induktive Ordnung |
Eine halbgeordnete Menge (M,≤){displaystyle (M,leq )} heißt induktiv geordnet, wenn jede linear geordnete Teilmenge von M{displaystyle M} eine obere Schranke besitzt. Sie heißt streng induktiv geordnet, wenn jede linear geordnete Teilmenge eine kleinste obere Schranke besitzt.
Nach dem Lemma von Zorn besitzt jede induktiv geordnete Menge ein maximales Element.
Fundierte Ordnung |
Eine fundierte Ordnung ist eine Halbordnung, in der es keine unendlichen, echt absteigenden Ketten gibt (oder, äquivalent formuliert: bei der jede nichtleere Teilmenge ein minimales Element besitzt). Beispiel: Die Teilbarkeitsbeziehung | zwischen natürlichen Zahlen.
Wohlquasiordnung |
Eine Wohlquasiordnung ist eine Quasiordnung mit der Eigenschaft, dass es zu jeder Folge (p1,p2,p3,…){displaystyle (p_{1},p_{2},p_{3},ldots )} zwei natürliche Zahlen k<n{displaystyle k<n} gibt, so dass pk≤pn{displaystyle p_{k}leq p_{n}} gilt.
Wohlordnung |
Eine Wohlordnung ist eine totale Ordnung, bei der jede nichtleere Teilmenge ein kleinstes Element besitzt. Einige Beispiele:
- „Kleinergleich“ auf den natürlichen Zahlen N{displaystyle mathbb {N} }.
- Die ganzen Zahlen Z{displaystyle mathbb {Z} } mit der Ordnung 0<1<−1<2<−2<3<−3<…{displaystyle 0<1<-1<2<-2<3<-3<ldots }
- Die ganzen Zahlen Z{displaystyle mathbb {Z} } mit der Ordnung 0<1<2<3<…<−1<−2<−3<…{displaystyle 0<1<2<3<ldots <-1<-2<-3<ldots }
Der Wohlordnungssatz garantiert die Existenz einer Wohlordnung für jede Menge, zum Beispiel auch für die reellen Zahlen R{displaystyle mathbb {R} }. Er ist zum Auswahlaxiom äquivalent.
Baum |
Ein Baum ist eine Halbordnung (T,<){displaystyle (T,<)}, bei der für jedes x∈T{displaystyle xin T} die Menge {y∣y<x}{displaystyle {ymid y<x}} der Vorgänger von x{displaystyle x} wohlgeordnet ist.
Verbandsordnung |
Eine Verbandsordnung ist eine Halbordnung, in der es zu je zwei Elementen v{displaystyle v} und w{displaystyle w} immer ein Supremum sup(v,w){displaystyle sup(v,w)} und ein Infimum inf(v,w){displaystyle inf(v,w)} gibt.
Durch jede Verbandsordnung ist die algebraische Struktur eines Verbandes gegeben, indem man für je zwei Elemente v{displaystyle v} und w{displaystyle w} definiert:
- v∨w:=sup(v,w),{displaystyle vvee w:=sup(v,w),}
- v∧w:=inf(v,w).{displaystyle vwedge w:=inf(v,w).}
Umgekehrt lässt sich in jedem Verband durch
- v≤w⟺v∨w=w{displaystyle vleq wiff vvee w=w}
für je zwei Elemente v{displaystyle v} und w{displaystyle w} eine Verbandsordnung definieren, so dass
- sup(v,w)=v∨w,{displaystyle sup(v,w)=vvee w,}
- inf(v,w)=v∧w.{displaystyle inf(v,w)=vwedge w.}
Eine verbandsgeordnete Menge wird daher oft „Verband“ genannt, sie selbst ist jedoch im Gegensatz zum Verband keine algebraische Struktur.
Vollständige Halbordnung |
Eine vollständige Halbordnung (engl. pointed complete partial order, dcpo, cppo, auch cpo) ist eine Halbordnung mit einem kleinsten Element und der Eigenschaft, dass jede Teilmenge, die eine aufsteigende Kette (x0≤x1≤x2≤⋯){displaystyle (x_{0}leq x_{1}leq x_{2}leq dotsb )} bildet, ein Supremum besitzt. Das Supremum muss dabei nicht in der Teilmenge selbst liegen.
Bei einer gerichteten vollständigen Halbordnung (engl. directed complete partial order, DCPO) muss im Gegensatz zur vollständigen Halbordnung die leere Menge kein Supremum besitzen. Es muss damit kein kleinstes Element geben.
Diese beiden Vollständigkeitsbegriffe spielen eine Rolle bei Beweisen mit Hilfe des Lemmas von Zorn. → Davon zu unterscheiden ist der an die Topologie angelehnte Begriff Ordnungsvollständigkeit.
Homomorphismen |
Seien X{displaystyle X} und X′{displaystyle X'} geordnete Mengen. Eine Abbildung φ:X→X′{displaystyle varphi colon Xrightarrow X'} heißt isoton, ordnungserhaltend, ordnungstreu oder Ordnungshomomorphismus, wenn x≤y⇒φ(x)≤φ(y){displaystyle xleq yRightarrow varphi (x)leq varphi (y)} für alle x,y∈X{displaystyle x,yin X} gilt.
Verwendung der Begriffe |
Die Autoren benutzen den Begriff „Ordnung“ unterschiedlich. Er kann eine Halbordnung oder eine totale Ordnung bezeichnen. Vermutlich induziert von den Polaritäten „halb“ und „total“, findet man somit häufig die Abgrenzung
Ordnung (im Sinn von Halbordnung) ⟷{displaystyle quad longleftrightarrow quad } totale Ordnung
oder auch
Halbordnung ⟷{displaystyle quad longleftrightarrow quad } Ordnung (im Sinn von totale Ordnung).
Siehe auch |
- Eine Ordnungsrelation auf einer Menge von Güterbündeln heißt in der Mikroökonomie Präferenzrelation.
- In der Algebra werden (meist totale) Ordnungsrelationen auf einer Menge betrachtet, die mit der Verknüpfung bzw. den Verknüpfungen auf dieser Menge verträglich sind. Siehe als Beispiel Geordneter Körper.
- In der Geometrie lassen sich unter bestimmten Bedingungen Anordnungen der Punkte auf jeder Geraden einführen. Man spricht hier zunächst von Zwischenrelationen (dies sind dreistellige Relationen), aus denen sich in wichtigen Spezialfällen totale, miteinander und mit der geometrischen Struktur verträgliche Ordnungen auf diesen Punktreihen ergeben.
- Jede totalgeordnete Menge lässt sich mit einer durch die Ordnung bestimmten topologischen Struktur, der Ordnungstopologie ausstatten.
Einzelnachweise |
↑ ab W. Petersen WS 2001/12 S. 93, WS 2013/14 S. 90. Die Begriffe werden oft auch für andere Relationen R{displaystyle R} anstelle der hier aufgeführten (schwachen ≤{displaystyle leq } bzw. starken <{displaystyle <}) (Teil-)Ordnungsrelationen verwendet.
Achtung: Manche Autoren bezeichnen nur die unmittelbaren (d. h. direkten) Vorgänger (bzw. Nachfolger) als Vorgänger (respektive Nachfolger).
Was oben als Vorgänger/Nachfolger definiert ist, wäre dann ein Vorgänger bzw. Nachfolger im weiteren Sinn. Ein solcher muss aber nicht zwangsläufig über eine Sequenz direkter (d. h. unmittelbarer) Vorgänger bzw. Nachfolger (quasi indirekt oder mittelbar) erreichbar sein, z. B. 0 und 1 auf (R,<){displaystyle (mathbb {R} ,<)} oder (Q,<){displaystyle (mathbb {Q} ,<)}.
Weblinks |
Wikibooks: Mathe für Nicht-Freaks: Ordnungsrelation – Lern- und Lehrmaterialien
- Ordnungsrelation im Lexikon der Mathematik auf Spektrum.de
Literatur |
- Rudolf Berghammer: Ordnungen, Verbände und Relationen mit Anwendungen. 2., durchgesehene und korrigierte Auflage. Springer Vieweg, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-658-00618-1.
- Marcel Erné: Einführung in die Ordnungstheorie. Bibliographisches Institut, Mannheim u. a. 1982, ISBN 3-411-01638-8.
Bernhard Ganter: Diskrete Mathematik: Geordnete Mengen. Springer Spektrum, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-37499-9.
Egbert Harzheim: Ordered Sets (= Advances in Mathematics. Bd. 7). Springer, New York NY 2005, ISBN 0-387-24219-8.
Ingmar Lehmann, Wolfgang Schulz: Mengen – Relationen – Funktionen. Eine anschauliche Einführung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8351-0162-3.- Wiebke Petersen: Mathematische Grundlagen der Computerlinguistik – Ordnungsrelationen, 4. Foliensatz, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institute of Language and Information, PDF: WS 2011/12 WS 2013/14, abgerufen am 21. April 2018.