Burg Harburg
Burg Harburg | ||
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Luftaufnahme der Burg von Westen | ||
Entstehungszeit: | vor 1100 (Nennung des Kuno de Horburc) | |
Burgentyp: | Höhenburg | |
Erhaltungszustand: | vollständig erhalten | |
Ständische Stellung: | Fürsten | |
Ort: | Harburg (Schwaben) | |
Geographische Lage | 48° 47′ 5,9″ N, 10° 41′ 13,1″ O48.78496944444410.686961111111480 | |
Höhe: | 480 m ü. NHN | |
Oberhalb der Stadt Harburg (Schwaben) steht die gleichnamige Burg Harburg, eine umfangreiche mittelalterliche Anlage aus dem 11./12. Jahrhundert. Der Zustand des 18. Jahrhunderts ist in wesentlichen Teilen erhalten. Die Höhenburg auf 480 m ü. NHN gehört, wie auch die Schlösser Wallerstein und Baldern, dem fürstlichen Hause Oettingen-Wallerstein.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte der Burg
1.1 Die Verteidigungsanlagen der Burg
1.1.1 Der Brunnen
1.1.2 Wehrgang und Zwinger
1.1.3 Die Bergfriede
1.2 Weitere Gebäude
1.2.1 Vogtei, Kastenhaus und Pfisterbau
1.2.2 Saalbau
1.2.3 Fürstenbau
1.2.4 Schlosskirche St. Michael
1.3 Harburger Burgfest
2 Weblinks
3 Einzelnachweise
Geschichte der Burg |
Die erste schriftliche Erwähnung der Harburg lässt sich aus der Nennung des Cuno de Horburc in Quellen zur Gründung des Benediktinerstifts Berchtesgaden spätestens um das Jahr 1100 ableiten. Kuno von Horburg/Harburg war Halbbruder des Berchtesgadener Stiftsgründers Berengar von Sulzbach[1] und offenbar Besitzer der Harburg am Ende des 11. Jahrhunderts. Die erste Nennung der Burg selbst stammt aus dem Jahr 1150 n. Chr. Damals schrieb der 13-jährige Staufer Heinrich (VI.), Sohn und Mitkönig von König Konrad III. und Gertrud von Sulzbach, einen Brief nach Konstantinopel an seine Tante, die Kaiserin Eirene von Byzanz, und deren Gatten Manuel Komnenos, in dem er von der Schlacht bei Flochberg berichtete. Dabei erwähnte er, dass er sich zu dem Zeitpunkt auf der Harburg aufhielt. 1299 wurde die Burg von König Albrecht I. aus dem Haus Habsburg an die Grafen von Oettingen verpfändet. Nach dem Aussterben der Linie ging sie 1731 an das Haus Oettingen-Wallerstein.
1530 war Hieronymus Wolf Schreiber auf der Harburg.
Die Verteidigungsanlagen der Burg |
Die Kernburg wird von einem Mauerring mit sechs Türmen umschlossen, der zum ältesten Baubestand zu zählen ist. Sie umfasst die Vogtei, die beiden Bergfriede, den Palas (Fürstenbau), das Kastenhaus, den Ziehbrunnen, die Schlosskirche und die Gruftkapelle. Etwas tiefer gelegen befindet sich die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden, zu denen die Rote Stallung gehört. Sie soll von Carl Spitzweg bei einem Besuch (1858) skizziert worden sein.
Der Brunnen |
Auf der Harburg befindet sich ein Burgbrunnen, der einst eine Tiefe von 129 Metern aufwies und bis auf den Wörnitzspiegel gereicht haben soll. Über eine halbe Stunde musste man das danebenstehende Tretrad betätigen, um einen Eimer Wasser nach oben zu ziehen. Der Brunnen ist heute allerdings nur noch 48 Meter tief. Es wurde bislang vermutet, dass der Brunnen im Zuge der Tunnelbaumaßnahmen zwischen 1955 und 1957 eingestürzt sei, da zu dieser Zeit fast 15000 Sprengungen den Fels erschütterten. Mittlerweile weiß man, dass der Brunnen schon früher eingestürzt ist. 1955 hat der Ingenieur Leopold Müller vor Beginn der Tunnelarbeiten am Burgtunnel den Brunnenschacht befahren und den Einsturz dokumentiert. Eine entnommene Gesteinsprobe unterhalb der Tunnelsohle weist auf zerrüttetes Material hin, wodurch vermutlich auch die Standfestigkeit des Schachts beeinträchtigt war.
Lange Zeit glaubte man auch, dass der Burgtunnel durch den Brunnen verläuft und dieser während dem Bau des Burgtunnels einfach „durchschnitten“ wurde. Auf Luftbildaufnahmen kann man jedoch deutlich erkennen, dass der Abstand zwischen Tunnelröhre und Brunnen fast 50 Meter beträgt und somit der Brunnen nicht „durchschnitten“ wurde.
Wehrgang und Zwinger |
Der im 15. Jahrhundert errichtete gedeckte Wehrgang diente zur Verteidigung der Burg. Die dem Plateau zugewandte Seite der Burg war für Angriffe am anfälligsten. Hier waren die Mauern besonders stark. Zusätzlich wurde an dieser Stelle die Burg durch einen Zwinger mit halbrunden Mauertürmen geschützt.
In der Wehrmauer gibt es Schießscharten, Schüttlöcher und Kugelscharten. An den Schießscharten ist ein Prellholz zum Einhängen von Hakenbüchsen befestigt. Durch die Schüttlöcher, die nach unten zeigen, konnte Brennkalk oder Pech geschüttet werden. Die Kugelscharten sind bewegliche Holzkugeln mit einem Loch, die man eingemauert hat. Sie werden auch „Holzaugen“ genannt.
Die Bergfriede |
Auf der Harburg gab es zwei Bergfriede, den „Diebsturm“ und den „Faulturm“. Sie gehören zu den ältesten Gebäuden auf der Harburg und stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ursprünglich war der Bergfried als letzte Zufluchtsstätte für die Bewohner der angegriffenen Burg vorgesehen, wenn die Feinde schon in die Burg eingedrungen waren.
Der ältere, westliche Bergfried, der Diebsturm, ist aus diesem Grunde sehr hoch und sehr dick. Seine Mauern haben unten eine Stärke von drei Metern. Die dafür notwendigen großen Steine wurden mit Ochsenkarren über eine Rampe an Ort und Stelle gebracht. Der Eingang zum Diebsturm lag früher fünf Meter über dem Boden im ersten Stock. Die Harburger stiegen mit einer Leiter in den Bergfried ein. Der Bergfried wurde aber nicht nur für die Verteidigung verwendet, durch ein Loch im ersten Stock wurden im Diebsturm Vorräte mit einer Winde neun Meter nach unten gelassen. Dieser Keller war ein wichtiger Lagerraum, da es im Inneren der drei Meter dicken Mauern immer kühl war. Später wurde er als Gefängnis genutzt. Im Diebsturm gab es zwei Folterkammern. In einer Folterkammer konnte man es sehr heiß werden lassen, in der anderen aber war es sehr dunkel und im Winter kalt. Der alte Vorratskeller wurde zum Kerker, in den Gefangene hinuntergelassen wurden, und wurde deshalb auch „Angstloch“ genannt.
Aus dem östlichen Bergfried, dem Faulturm, wurde im 18. Jahrhundert ein Treppenhaus für den Saalbau. Aus dieser Zeit stammt auch das Dach, die „Schneckenhaube“.
Weitere Gebäude |
Vogtei, Kastenhaus und Pfisterbau |
Im Jahr 1562 wurde die Vogtei als Fachwerkgebäude erbaut, die vom Burgvogt bewohnt wurde. Heute beherbergt sie einen Gasthof und das Burghotel. Das Kastenhaus wurde ebenfalls im 16. Jahrhundert errichtet. Es diente ursprünglich als Getreidespeicher, später wurde es als Marstall und Rüstkammer genutzt. Direkt neben der Schlosskirche befindet sich die Pfisterei, die damalige Bäckerei, in der das Mehl zu Brot verarbeitet wurde. Heute befindet sich dort der Burgladen.
Saalbau |
Der Saalbau diente ursprünglich der Burgmannschaft als Unterkunft. In den Jahren 1717–1721 wurde er von Fürst Ernst Albrecht aufgestockt und durch einen großen, repräsentativen Saal ergänzt. Seit dieser Zeit dient ihm der Faulturm als Treppenhaus. Die Deckengemälde wurden aus dem abgebrochenen Schloss Tiergarten bei Schrattenhofen auf die Harburg gebracht. Sie zeigen Darstellungen aus der griechischen Mythologie.
Fürstenbau |
Der Fürstenbau, in dem Reste des Palas stecken, diente der gräflichen Familie im 16. Jahrhundert als Residenz. Später wurde der Bau als Quartier für Jagdgesellschaften und zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Getreidespeicher genutzt.
Fürst Eugen ließ hier 1948/49 die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek und die Kunstsammlung unterbringen. Die Bibliothek wurde 1980 für 40 Millionen DM an den Freistaat Bayern verkauft und ist heute in der Zentralbibliothek der Universität Augsburg untergebracht.
Schlosskirche St. Michael |
Die heute vom Barock geprägte, einschiffige Schlosskirche ist die älteste Kirche Harburgs. Sie entstand im 18. Jahrhundert aus der romanischen Schlosskapelle. Drei überlebensgroße Figuren zieren die Kirche. Sie stellen den Grafen Gottfried und seine beiden Gemahlinnen dar. Weitere Statuen stellen Ludwig XVI. und seine beiden Frauen Salome und Elisabeth dar. Der Eingang zur Gruftkapelle der evangelischen Linie Oettingen-Oettingen wird von zwei Kriegerstatuen bewacht. Außerdem sind Schnitzwerke aus der Spätgotik zu sehen, die eine Muttergottes und den Erzengel Michael darstellen.
Harburger Burgfest |
Von 1996 bis 2010 wurde im Sommer auf dem Gelände der Burg das mehrtägige Harburger Burgfest veranstaltet. Alle Einnahmen kamen wohltätigen Zwecken zugute. Veranstalter war der Kiwanis Club Donauwörth.[2]
Harburg um 1700
Abwehreinrichtungen am Tor
Der Wehrgang
Ein Holzauge
Burg Harburg mit Diebsturm
Das Fallgitter am Oberen Tor
Weblinks |
Commons: Burg Harburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Burg Harburg – Quellen und Volltexte
Die Harburg. In: Website der Stadt Harburg (Schwaben). Abgerufen am 25. September 2018
Marcus Meyer: Harburg. In: burgenseite.de. 1. November 2009; abgerufen am 25. September 2018.
Darius Lenz: Burg Harburg. In: Burgenarchiv.de. 8. Juni 2007; abgerufen am 25. September 2018.
Joachim Zeune: Burg Harburg. In: Website des Hauses der Bayerischen Geschichte. Abgerufen am 25. September 2018 (Pläne, Geschichte, Baugeschichte, Baubestand).
Burg Harburg. Gemeinnützige Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung; abgerufen am 25. September 2018
Archiv Harburg, Fürsten zu Oettingen-Wallerstein. In: Archive in Bayern. Abgerufen am 25. September 2018
- Fürst Wallerstein
Einzelnachweise |
↑ Jürgen Dendorfer: Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft. Die Grafen von Sulzbach und ihr Beziehungsgeflecht im 12. Jahrhundert. In: Studien zur Verfassungs- und Sozialgeschichte. Band 23. München 2004, S. 32–48.
↑ Paul Soldner: Kiwanis: Historienspektakel auf der Harburg ist nun Geschichte. In: Augsburger Allgemeine. 2. Dezember 2011, abgerufen am 25. September 2018.
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