Rafting
Rafting (engl. raft ‚Floß‘) ist eine in Mitteleuropa seit Mitte der 1980er Jahre populär gewordene Freizeitsportart. Bei dieser Wassersportart wird mit einem Schlauchboot (Raft) ein Fluss befahren. Gewöhnlich befährt man Wildwasser höherer Schwierigkeitsgrade. Rafting wird über kommerzielle Anbieter als Freizeitsport betrieben. Einige Kanusportvereine bieten ebenfalls Rafting an.
Inhaltsverzeichnis
1 Fahrzeuge
2 Rafting-Wettkampfsport
3 Sicherheit
4 Verhältnis Rafting zu Naturschutz und anderen Nutzern
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Fahrzeuge |
Rafts gibt es gewöhnlich für zwei bis zwölf Personen. Sie bestehen aus sehr robustem, mehrlagigem gummierten Gewebe mit mehreren unabhängigen Luftkammern. Die Länge variiert in der Regel zwischen 3,60 m und 5,80 m, die Breite zwischen 1,60 m und 2,50 m. Zu differenzieren ist zwischen verschiedenen Bootsformen. In Europa ist das symmetrische, mit dem Stechpaddel am Heck gesteuerte Raft am gebräuchlichsten. Weitere Typen sind das asymmetrische, floßrudergesteuerte Raft und das symmetrische Raft mit zentraler Ruderanlage (engl. oars ‚Riemen‘). Vorwärts bewegt werden Rafts mit dem Stechpaddel oder den Oars. Eine Sonderform, das aufblasbare Kajak (Ducky), wird mit dem Doppelpaddel und die Zweier Schlauchkanadier wieder mit dem Stechpaddel vorwärts getrieben.
Rafting-Wettkampfsport |
Im Rafting Rennsport[1] werden seit der Gründung der International Rafting Federation (IRF) im Jahr 1997 offizielle Weltmeisterschaften in den Sechser Rafts im zweijährlichen Rhythmus ausgetragen. Ab 2010 folgen nun die Vierer Rafts im Wechsel zu den Sechser Booten in geraden Jahren, hauptsächlich auf künstlichen Wildwasseranlagen, um den Weg zu den Olympischen Spielen zu bereiten (Olympic class). Gefahren werden die Disziplinen Zeitfahrt (1–3 Minuten), Parallel Sprint Head to Head (1–3 Minuten), Slalom mit bis zu 14 Toren (3–4 Minuten) und die Abfahrt (20–60 Minuten) nach den Regeln der IRF. Es gibt EM- und WM-Titel für jede Einzeldisziplin, wie auch für die Gesamtwertung.
Sicherheit |
Dank der mittlerweile recht hoch entwickelten Sicherheitsmaßnahmen der überwiegend kommerziellen Anbieter ist Rafting ein verhältnismäßig sicheres Freizeitvergnügen geworden. Abhängig vom Zielgebiet existieren teils recht rigide Sicherheitsmaßgaben öffentlicher Institutionen für die Anbieter: Das reicht von der Prüfungspflicht für Unternehmer und Bootsführer über die regelmäßige Abnahme der Boote bis zu klaren Vorschriften, was die mitzuführende Ausrüstung angeht. Rafting ist, wenn die üblichen Sicherheitsregeln eingehalten werden, keine überdurchschnittlich gefährliche Sportart.
Verhältnis Rafting zu Naturschutz und anderen Nutzern |
Wie alle Natursportarten, steht Rafting im Konflikt zwischen Naturschutz und Naturnutzung. Durch Rafting wird in der Regel keine Flusslandschaft zerstört, da die Ein- und Ausstiege meistens behördlich festgelegt und dementsprechend Uferböschungen nur gering belastet werden.
Rafting als Wirtschaftsfaktor in vielen alpinen Regionen trägt dazu bei, dass die weitere Verbauung von Flüssen zur Energiegewinnung unterbleibt und die Flüsse als Lebensraum für Fische und für den Kanusport erhalten bleiben. Mittlerweile werden diese Naturlandschaften vor allem in Tirol[2] durch aktuelle Kraftwerksprojekte auf dem Inn, der Sanna[3] und der Ötztaler Ache gefährdet.
In der Vergangenheit kam es zwischen Anglern und Raftern zu Problemen [4], die jedoch größtenteils durch Kompromisslösungen wie Beschränkungen der jährlichen und täglichen Befahrungszeiten beigelegt werden konnten.
Kanuten und Raftinganbieter haben weitgehend ähnliche Interessen. Kanuten profitieren von der Infrastruktur des kommerziellen Rafting, wie Ein- und Ausstiegsstellen. Ein Raft bedeutet für ein Kanu aufgrund seiner Größe eine beachtliche Gefahr. Rafter treffen bei der Abfahrt oft auf Wildwasserkanuten, die an einer Welle spielen. Das Kajak muss ausweichen, da das Raft träge ist und das Wegerecht hat, weil es von oben kommt. Ein Großteil der Raftguides (Bootsführer) sind selbst aktive Wildwasserpaddler. Sie kennen beide Seiten und verhalten sich rücksichtsvoll.
Sowohl Kanuten als auch Raftinganbieter und Naturschutzverbände treten für die Beseitigung gefährlicher, überflüssiger künstlicher Flussverbauungen (beispielsweise Kastenwehre, alte Stauwerke und Brückenpfeiler) ein, um die Flüsse wieder für Fische und Boote passierbar zu machen und die Sicherheit für Kanuten und Rafter zu erhöhen.[5] Einige Kanusportler beklagen sich jedoch, dass Raftinganbieter in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Tourismusverbänden Bagger- und Sprengarbeiten in natürlichen Flussbetten vornehmen, um Sicherheitsrisiken im Fluss zu beseitigen. Tatsächlich haben diese Maßnahmen in aller Regel nur kurz Bestand, da ein Flussbett permanenten Veränderungen unterliegt und Eingriffe häufig mit dem nächsten großen Hochwasser wieder zunichtegemacht werden.
Siehe auch |
Canyoning (Erlebnissportart, bei der eine Schlucht dem Wasser folgend abgeklettert wird)
Literatur |
- Christoph Erber: Rafting. Conrad Stein Verlag, 2008.
Weblinks |
Commons: Rafting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rafting – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Linkkatalog zum Thema Rafting bei curlie.org (ehemals DMOZ)- Website der International Rafting Federation
Einzelnachweise |
↑ Teva World Rafting Championships 2010, Kanumagazin, 5. August 2010
↑ Stubaiwasser
↑ Sannafest 2014
↑ Bewilligung für Rafting-Fahrten - schwerer Schlag für die Fischerei Natur und Land, Zeitschrift des Naturschutzbundes Österreich, 1991
↑ Natur siegt über Beton American Whitewater, Christoph Scheuermann, Kanumagazin, 20. Februar 2012