Farne
Die Farne sind eine Gruppe von Gefäßsporenpflanzen, die die Schwestergruppe der Samenpflanzen bilden. Die Farne umfassen alle Gefäßsporenpflanzen exklusive der Bärlapppflanzen. Somit zählen zu ihnen die Schachtelhalme, die Gabelblattgewächse, die Natternzungengewächse, die Marattiaceae und die Echten Farne. Sie werden häufig als Monilophyten bezeichnet, die Bezeichnungen Monilophyta oder Moniloformopses sind jedoch keine gültigen Taxon-Bezeichnungen.[1]
Es gibt weltweit rund 12.000 Arten, die meisten davon in den immerfeuchten Tropen. In Europa sind etwa 171[2] Arten, in Mitteleuropa etwa 101[3] Arten beheimatet.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Merkmale
3 Verbreitung
4 Nutzung
5 Systematik
6 Bildergalerie
7 Belege
7.1 Einzelnachweise
8 Weblinks
Geschichte
Im Karbon (vor etwa 360–300 Millionen Jahren) bildeten Farne (in größerer Form als heute, meist Baumfarne genannt) zusammen mit Schachtelhalmen und Bärlapppflanzen riesige Wälder und schufen die Basis für die heutigen Steinkohle-Vorkommen.[4] Die ältesten fossilen Funde stammen aus dem unteren Devon (vor etwa 400 Millionen Jahren). Farne sind somit wahrscheinlich älter als die Samenpflanzen, die erstmals im oberen Devon auftraten.
Merkmale
Die Farne besitzen alle Merkmale der Gefäßsporenpflanzen. Sie haben eine besondere Form der Gefäßbündel: Das Protoxylem ist auf bestimmte Lappen des Xylemstrangs beschränkt. Daher kommt auch der Name Monilophyta: Lateinisch moniliformis bedeutet „halsbandförmig“. Alle rezenten Vertreter haben auch eine spezifische Insertion im Plastiden-Gen rps4 von neun Nukleotiden.
Verbreitung
Farne sind weltweit verbreitet. Sie kommen bis auf wenige lichtliebende Arten fast ausschließlich an schattigen und feuchten Plätzen im Wald, in Mauerritzen, Felsspalten und Schluchten, an Bachufern oder ähnlichem vor. Den Verbreitungsschwerpunkt haben die Farne in den Tropen. So findet man im tropischen Regenwald zum Beispiel die größten Farnpflanzen, die Baumfarne.
Nutzung
Manche Farne werden als Zierpflanzen genützt.[5]
Junger Adlerfarn wird trotz seiner Giftigkeit regional als Salat oder Gemüse gegessen.[6][7]
In der Weißkrain wurde auf sogenannten Steljniki Adlerfarn als Einstreu kultiviert.[8][9]
Systematik
Die Farne werden nach der hier verwendeten Systematik von Smith et al. (2006)[1] in vier Klassen unterteilt, die alle monophyletisch sind:
- Klasse Psilotopsida
- Ordnung Natternzungenartige (Ophioglossales)
- Familie Natternzungengewächse (Ophioglossaceae) (inkl. Botrychiaceae, Helminthostachyaceae)
- Ordnung Gabelblattartige (Psilotales)
- Familie Gabelblattgewächse (Psilotaceae) (inkl. Tmesipteridaceae)
- Ordnung Natternzungenartige (Ophioglossales)
- Klasse Equisetopsida [= Sphenopsida]
- Ordnung Schachtelhalmartige (Equisetales)
- Familie Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
- Ordnung Schachtelhalmartige (Equisetales)
- Klasse Marattiopsida
- Ordnung Marattiales
- Familie Marattiaceae (inkl. Angiopteridaceae, Christenseniaceae, Danaeaceae, Kaulfussiaceae)
- Ordnung Marattiales
- Klasse Echte Farne (Polypodiopsida) [= Filicopsida]
- Ordnung Königsfarnartige (Osmundales)
- Ordnung Hautfarnartige (Hymenophyllales)
- Ordnung Gleicheniales
- Ordnung Schizaeales
- Ordnung Schwimmfarnartige (Salviniales)
- Ordnung Baumfarne (Cyatheales)
- Ordnung Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
- Für die Gliederung bis auf Familienebene siehe Echte Farne
Fossile Gruppen, die an der Basis der heute existierenden Farne stehen, sind:[10]
Cladoxylopsida
- Pseudosporochnales
- Iridopteridales
- Frühe farnähnliche Pflanzen
- Rhacophytales
- Coenopteriden
- Stauropteridales
- Zygopteridales
Bildergalerie
Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium)
Wiesen-Schachtelhalm (Equisetum pratense)
Sori auf der Blattunterseite des Baumfarns Dicksonia antarctica
Farnwedel vor dem Ausrollen
Junger Farn, der nur zum Teil ausgerollt ist
Belege
Der Artikel beruht auf folgenden Unterlagen:
Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X.
- Alan R. Smith, Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Petra Korall, Harald Schneider, Paul G. Wolf: A classification for extant ferns. In: Taxon. Band 55, Nr. 3, 2006, ISSN 0040-0262, S. 705–731, Abstract, PDF-Datei.
- Nele Wellinghausen: Farnpflanzen. Bestimmungsschlüssel für alle heimischen Farne, Bärlappartigen und Schachtelhalme. Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung (DJN), Hamburg 1997, ISBN 3-923376-13-8.
Einzelnachweise
↑ ab Alan R. Smith, Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Petra Korall, Harald Schneider, Paul G. Wolf: A classification for extant ferns. In: Taxon. Band 55, Nr. 3, 2006, ISSN 0040-0262, S. 705–731, Abstract, PDF-Datei.
↑ T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge/New York/Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X (englisch).
↑ Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I. Teil 1 Pteridophyta. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2.
↑ Jost Fitschen (Begr.), Franz H. Meyer, Ulrich Hecker, Hans Rolf Höster, Fred-Günter Schroeder: Gehölzflora. Ein Buch zum Bestimmen der in Mitteleuropa wild wachsenden und angepflanzten Bäume und Sträucher. Mit Knospen- und Früchteschlüssel. 12. überarb. und erg. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-494-01422-7, S. 6.
↑ Farne pflegen – als Zimmerpflanze und im Garten – NDR.de - Ratgeber - Garten - Zierpflanzen. In: ndr.de. Abgerufen am 25. September 2018.
↑ eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑ eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑ The Land of Birch Trees :: Prvi interaktivni multimedijski portal, MMC RTV Slovenija. In: rtvslo.si. Abgerufen am 25. September 2018.
↑ Metlika - Slovene regions and municipalities in numbers. In: stat.si. Abgerufen am 25. September 2018.
↑ Thomas N. Taylor, Edith L. Taylor, Michael Krings: Paleobotany. The Biology and Evolution of Fossil Plants. 2. Auflage. Elsevier/Academic Press, Amsterdam u. a. 2009, ISBN 978-0-12-373972-8, S. 401–405 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Commons: Farne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Ralf Appelt: www.farndatenbank.de – Projekt zur Farnbestimmung
www.Bambusarium.de – Bilder von Freilandfarnen- Hans-Jürgen Czichowski: Harzflora. Farne im Harz