Rathaus










Das neugotische Wiener Rathaus





Bremer Rathaus, seit 2004 UNESCO-Welterbe




Das Zürcher Rathaus, freistehend im Fluss errichtet, die Uferpromenade später bis dort ausgeweitet





Stadshuset Stockholm (1911–23)


Ein Rathaus ist ein meist repräsentatives Gebäude und (Haupt-)Verwaltungssitz einer Gemeinde- oder Stadtverwaltung. Es ist in der Regel Sitzungs- und Tagungsort des Gemeinde- oder Stadtrates. In den deutschen Stadtstaaten dient es auch als Sitz des Landesparlamentes.


Als Verwaltungssitz beherbergt das Rathaus oft mehrere oder alle kommunalen Behörden (Ämter) wie das Einwohnermeldeamt oder das Standesamt. Bisweilen sind einzelne Behörden räumlich ausgelagert oder es sind wenigstens für den Publikumsverkehr zusätzlich Bürgerämter eingerichtet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Bekannte Rathäuser


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Geschichte |


Bereits im antiken Griechenland gab es Rathäuser (Bouleuterion), in denen der Rat zusammenkam. Das Bouleuterion war jedoch nicht gleichzeitig der Ort für die Verwaltung, die im Prytaneion untergebracht war.


Im Mittelalter entwickelten sich die ersten Rathäuser (auch Spielhaus genannt) – vor allem in Folge der Verleihung des Stadtrechts – als Mehrzweckgebäude und bedeutsamster Profanbau der Städte. Hier tagte der Magistrat oder Stadtrat, der sich meist aus zwölf Räten und Richtern aus einflussreichen Familien oder Patriziern zusammensetzte und deshalb auch „Zwölfer“ genannt wurde. Den Zünften und Gilden war das Rathaus als Sitz des Rates vielerorts verschlossen, weshalb sie eigene Gebäude errichteten. Anspruch und Selbstverständnis der städtischen Elite spiegelte sich in der oft reichhaltigen architektonischen Ausgestaltung des Gebäudes wider.


Da viele Rathäuser aus der Verleihung von Stadt- und Marktrechten entstanden, wurde das Erdgeschoss sehr häufig als offene Markthalle gestaltet. Darüber fand sich mitunter eine weitere Markthalle, ein „Tanzboden“ oder bereits der Rats- und Gerichtssaal, der in der Regel im obersten Vollgeschoss lag. Daneben wurden meist nur ein oder zwei Verwaltungsräume und eine Küche zur Bewirtung eingerichtet. Der Rathausturm beherbergte mancherorts die einzige öffentliche Uhr der Stadt (siehe auch: Belfried).


Im 19. Jahrhundert, nach der Wiedergewinnung der Gemeindeautonomie, wurde die Bauaufgabe des Rathauses wieder bedeutsam. Oft orientierte man sich dabei an der gotischen Formensprache der ersten Blütezeit der Rathäuser (etwa beim Wiener Rathaus, einem Bau aus der Gründerzeit). Im 20. Jahrhundert sind eindrucksvolle Rathäuser unter anderem in Skandinavien entstanden, etwa Stockholms stadshus und das Rathaus von Oslo.


Der Rathausbau wurde in der Regel im Zentrum der Städte errichtet und nach und nach erweitert. Im Zuge der Gemeindereformen seit den 1970er Jahren wurden in Deutschland viele Rathäuser heutiger Ortsteile anderen Verwendungen zugeführt.



Bekannte Rathäuser |


Als Deutschlands ältestes Rathaus gilt der Vorgängerbau des Kölner Rathauses, dessen erster urkundlicher Nachweis aus der Schreinskarte von 1135 stammt.[1] Höchstes Rathaus ist das Neue Rathaus in Leipzig mit einem 114,5 Meter hohen Turm. Das über 110 Meter breite Gebäude wurde 1905 fertiggestellt und zählt mit fast 600 Räumen zu den größten Rathausbauten der Welt. Das Zürcher Rathaus war hingegen freistehend im Fluss errichtet worden und beherbergt heute nach der Auflösung des Stadtrepublik Zürich das Kantonsparlament, die Kantonsregierung sowie als Gast das Gemeindeparlament der Stadt Zürich.


In ganz Europa gibt es Rathäuser aus den verschiedensten Epochen und mit jeweils unterschiedlichen regionalen Einflüssen. Die Rathäuser waren als Aushängeschild der Städte auch Ausdruck einer örtlichen Identität.


Als eines der prächtigsten Rathäuser seiner Zeit gilt das spätgotische Rathaus in Leuven (Löwen) in Belgien. Anstatt eines Rathausturms befinden sich an den beiden Giebelseiten je zwei Ecktürme und ein Turmerker am First.



Siehe auch |



  • Liste von Rathäusern

  • Altes Rathaus

  • Ehemaliges Rathaus

  • Neues Rathaus

  • Gemeindehaus (Kommune)

  • Ratssilber



Literatur |



  • Stephan Albrecht: Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland. Architektur und Funktion. Darmstadt 2004.

  • Charlotte Kranz-Michaelis: Rathäuser im deutschen Kaiserreich, 1871–1918, Band 23 von Materialien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, München 1976.


  • Alfred Friedrich Bluntschli, Georg Lasius: Stadt- und Rathauser. In: Handbuch der Architektur. IV. Teil, 7. Halbband, 2. Auflage. Stuttgart 1900, S. 3–145 (Digitalisat).



Weblinks |



 Commons: Rathäuser – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Rathaus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Historische Rathäuser der Pfalz

  • Informationen zu mittelalterlichen Rathäusern auf der Website von Werner Nolte



Einzelnachweise |




  1. Ludwig Röhrscheid, Rheinische Vierteljahresblätter, Band 48, 1984, S. 59









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