Altstädtisches Gymnasium (Königsberg)
Das Altstädtische Gymnasium oder Palaeopolitanum Regiomonti Gymnasium war das zweitälteste Gymnasium im ostpreußischen Königsberg, gelegen im Stadtteil Altstadt.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Persönlichkeiten
2.1 Lehrer
2.2 Schüler
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Weblinks
6 Anmerkungen und Quellen
Geschichte |
Gegründet wurde das Gymnasium als gelehrte Lateinschule 1525, die auf die 1376 erstmals urkundlich erwähnte altstädtische Pfarrschule zurückgeht.[1] Ab 1811 wurde es nach den neuhumanistischen Reformideen Wilhelm von Humboldts als ein Gymnasium seines Königsberger Schulplans neu eröffnet.
Es galt daher wegen seiner humanistischen Bildungsideale, neben dem Collegium Fridericianum und dem Kneiphöfischen Gymnasium, als eine Eliteinstitution der Provinz Ostpreussen und Deutschlands. Am 6. Januar 1923 wurde es mit dem Kneiphöfischen Gymnasium zum Stadtgymnasium Altstadt-Kneiphof vereinigt. Das gemeinsame Schulgebäude war das vom Kneiphöfischen Gymnasium.
Das freigewordene Gebäude wurde ab 1925 durch das Körte-Oberlyzeum weitergenutzt.
Im Laufe der Luftangriffe auf Königsberg in der Nacht vom 29./30. August 1944 wurde das Schulgebäude durch britische Bomben stark zerstört und brannte völlig aus. Der Schulbetrieb wurde im Oktober 1944 in einem Ersatzgebäude für die beiden humanistischen Gymnasien (Stadtgymnasium und Friedrichskollegium) wieder aufgenommen und bis Januar 1945 aufrechterhalten. Am 23. Januar 1945 wurden auf behördliche Anordnung alle Schulen der Stadt geschlossen und damit hörte auch das Altstädtische Gymnasium auf zu bestehen.
Persönlichkeiten |
Lehrer |
Johann Michael Hamann (1769–1813), Sohn des Philosophen Hamann, Freund Kants, Lyriker und Pädagoge, 1794 Konrektor durch Kants und Hamanns Freund von Hippel, 1796–1813 Rektor mit innovativen Ideen
Friedrich Ellendt (1796–1855), Klassischer Philologe, 1819–1821 Hilfslehrer, 1821–1835 Oberlehrer
Ernst Ellendt (1803–1863), Klassischer Philologe, 1838–1863 Direktor- Carl Ludwig Bender (1811–1893), Oberlehrer, Rittergutsbesitzer auf Catharinenhof bei Tharau, Kr. Königsberg
Julius Rupp (1809–1884), Theologe, Publizist und Privatdozent an der Albertina
Rudolf Möller (1815–1885), Philologe; Direktor und Chronist der Schule
Georg Bujack (1835–1891), Oberlehrer, Prähistoriker
O. Retzlaff, Professor, Oberlehrer um 1885
Heinrich Babucke (1841–1902), Klassischer Philologe, Gymnasialdirektor, Nachfolger von Möller[2]
Richard Armstedt (1851–1931), Oberlehrer, Historiker
Georg Lejeune Dirichlet (1858–1920), Direktor, Stadtverordnetenvorsteher in Königsberg
Emil Doerstling (1859–1940), Maler (Kant und seine Tischgenossen, 1892)
Eduard Loch (1868–1945), Altphilologe, Oberlehrer (1900) und Gymnasialprofessor (1908)
Arthur Mentz (1882–1957), Pädagoge, Theologe und Historiker, D. Dr., 1921–1945 Leiter der Schule, widerstand bis zuletzt dem Beitritt zur NSDAP, leidenschaftlicher Stenograph und Stenographiehistoriker, Lehrer Johannes Bobrowskis (Johannes Bobrowski, Briefe 1937–1965, Hg. Jochen Meyer, Bd. III, Göttingen 2017, S. 384), Oberstudiendirektor seit 1932; Herausgeber der Mitteilungen "Stadtgymnasium Altstadt-Kneiphof", speziell auch das Sonderheft zur 600-Jahr-Feier (8. Dezember 1933, Bobrowski-Chronik von Eberhard Haufe) als Schuljubiläum (6. Jg., Nr. 4, November 1933)
Georg Christoph Pisanski (1725–1790)
Max Sellnick (1884–1971), Milbenforscher- Reinhard Adam, Klassenlehrer Bobrowkis, vorher in Tilsit Lehrer (Johannes Bobrowski, Briefe 1937–1965, Hg. Jochen Meyer, Bd. III, Göttingen 2017, S. 434),
Schüler |
In alphabetischer Reihenfolge
Siegfried Heinrich Aronhold (1819–1884), Mathematiker und Physiker
Heinrich Dietrich Otto Ferdinand von Behr (gest. 1880), Superintendent der Diözese Mohrungen, Vater von Anton von Behr
Georg Bender (1848–1924), langjähriger Oberbürgermeister der Stadt Breslau
Johannes Bobrowski (1917–1965), Lyriker und Erzähler
Alexander August von Buchholtz (1802–1856), Pandektenwissenschaftler in Königsberg
Carl Bulcke (1875–1936), Schriftsteller und Staatsanwalt
Heinrich Eduard Dirksen (1790–1868), Rechtshistoriker
Johann Wilhelm Ebel (1784–1861), Theologe
Hermann Eilsberger (1837–1908), Pfarrer in Königsberg
Julius Ellinger (1817–1881), Mathematiklehrer in Königsberg und Tilsit
Johann Funk (1792–1867), Pastor an St. Marien zu Lübeck
Otto Gisevius (1821–1871), Landrat in Allenstein
Erich Granaß (1877–1958), Rechtsanwalt und Stadtverordneter in Berlin
Ernst Gutzeit (1863–1927), Hochschullehrer
Max Hagedorn (1852–1914), Arzt und Entomologe, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Ernst August Hagen (1797–1880), Kunstschriftsteller, Novellist, erster Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte und Ästhetik in Preußen
Johann Hecker (1625–1675), Astronom in Danzig
Max Hein (1885–1949), Historiker und Archivar
Otto Hesse (1811–1874), Mathematiker in Heidelberg
Reinhold Bernhard Jachmann (1767–1843), Theologe
Robert Jaensch (1817–1892), Mathematiklehrer
Karl Ludwig Kahlbaum (1828–1899), Psychiater
Harry Liedtke (1882–1945), Schauspieler
Johann Eduard Loch (1840–1905), Altphilologe
Hermann Minkowski (1864–1909), Mathematiker
Alexander Oppenheim (1819–1898), Jurist und Fotograf
Otto Georg Oppenheim (1817–1909), Jurist und Obertribunalrat
Rudolph Oppenheim (1811–1871), Bankier
Friedrich Julius Richelot (1808–1875), Mathematiker
Julius Rupp (1809–1884), Theologe
Franz Schlegelberger (1876–1970), Staatssekretär im Reichsjustizministerium, kommissarischer Justizminister in der NS-Zeit
Ernst Reinhold Schmidt (1819–1901), Führer der deutschen Einwanderer in Pennsylvania
Heinrich Schröter (1829–1892), Mathematiker
Otto Schumann (Jurist) (1805–1869), Landgerichtsdirektor, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Arnold Sommerfeld (1868–1951), Mathematiker und Theoretischer Physiker
Walter Telemann (1882–1941), Internist und Radiologe
Hans Widera (1887–1972), Wirtschaftsjurist
Carl Witt (Philologe) (1815–1891), liberaler Politiker
Siehe auch |
- Liste der Gymnasien in Ostpreußen
- Liste der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum
Literatur |
- in der Reihenfolge des Erscheinens
- K. F. Merleker: Historisch-statistische Nachrichten über das Altstädtische Gymnasium in Königsberg in Pr. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 20, Königsberg 1838, S. 182–188. und S. 338–353.
Georg Christoph Pisanski: Von den Schulen in Königsberg im siebzehnten Jahrhundert. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 9, Königsberg 1850, S. 458–467, insbesondere S. 459–462.
- L. Wiese (Hrsg.): Das höhere Schulwesen in Preußen - Historisch-statistische Darstellung. Berlin 1864, S. 52–56..
Heinrich Babucke: Zur Erinnerung an die Übersiedelung des Altstädtischen Gymnasiums zu Königsberg Pr., Hartungsche Buchdruck, 9. April 1889, Festschrift: mit „Die Gebäude des Altstädtisches Gymnasium“ und „Verzeichnis der Abiturienten 1814 bis 1889“- Reinhard Adam: Das Stadtgymnasium Altstadt-Kneiphof zu Königsberg (Pr.). 1304–1945. Aus der Geschichte der beiden ältesten Schulen des deutschen Ostens. Leer, Rautenberg 1977, ISBN 3-7921-0196-3.
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Hobbing & Büchle, Stuttgart 1899 (Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen. 2, Städtegeschichten), (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006, ISBN 3-939102-70-9 (Historische Bibliothek))
Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X
- Rudolf Ludwig Theodor Möller: Geschichte des Altstädtischen Gymnasiums 1847–1885
Weblinks |
- Abiturienten 1814-1889
Anmerkungen und Quellen |
↑ Karl Faber: Die Haupt- und Residenz-Stadt Königsberg in Preußen. Das Merkwürdigste aus der Geschichte. Beschreibung und Chronik der Stadt. Gräfe und Unzer, Königsberg 1840, S. 45. Möglicherweise erfolgte die Gründung schon im 13. Jahrhundert.
↑ Wilt Aden Schröder: Karl Heinrich Julius Babucke, BLO II Aurich 1997, S. 20–22, auf Ostfriesische Landschaft, abgerufen am 14. Oktober 2015
54.709420.505Koordinaten: 54° 42′ 33,8″ N, 20° 30′ 18″ O