Kneipe










Ehemalige typische Nachbarschaftskneipe in Berlin-Schöneberg, die inzwischen zu einer „Altberliner Bierkneipe“ umgebaut wurde (Aufnahme von 2012)


Die Kneipe ist eine Gaststätte, die hauptsächlich dem Konsum von Bier, aber auch anderen alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken dient.


Formalere, aber seltener verwendete Begriffe für „Kneipe“ sind „Lokal“, „Schänke“ (oder „Schenke“), „Taverne“ oder auch „Schankwirtschaft“ als Gegensatz zu „Speisewirtschaft“ (Restaurant). Da in Kneipen häufig auch kleine Speisen bzw. Imbisse angeboten werden, ist die Grenze zum Restaurant fließend.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Etymologie


  • 2 Andere Bezeichnungen


  • 3 Einrichtung und Betrieb


  • 4 Kneipensterben


  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise





Etymologie |





Heinrich Zille: In der Kneipe, Lithographie 1913


Die Bezeichnung „Kneipe“ ist bereits 1781 bei Christian Wilhelm Kindleben für „eine Bierschenke“ belegt. Augustin spricht in seinem „Idiotikon der Burschensprache“ (1791) bereits von einem „Wirthshaus“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wort in der studentischen Kneipe als Eindeutschung des früher gebrauchten Kommerses in der Studentensprache verwendet. C. B von Ragotzky verfasste 1831 sein Werk „Der flotte Bursch“, in welchem die Erklärung von „Kneipe“ der heutigen Bedeutung entspricht: „Kneipe wird im allgemeinen jedes Wirtshaus genannt [...]“.


Die Bezeichnung ist eine Verkürzung des Begriffs Kneipschenke, die bereits im 18. Jahrhundert existierte. Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die so eng waren, dass die Gäste zusammengedrückt sitzen mussten. Das im Mitteldeutschen belegte Verb kneipen für „zusammendrücken“ ist ein Lehnwort aus dem mittelniederdeutschen Wort knīpen (vgl. die moderne niederdeutsche Form kniepen), das mit hochdeutsch kneifen urverwandt ist.[1]


Die Redewendung "eine Kneipentour machen" bezeichnet den mit entsprechendem Alkoholkonsum einhergehenden Besuch mehrerer Kneipen nacheinander. Dabei wird gelegentlich unterstellt, dass der Gast wegen seiner Trunkenheit oder weil er nicht zahlen konnte aus einer Kneipe herausgeworfen wurde und deshalb eine andere aufsucht.



Andere Bezeichnungen |


Mundartlich gibt es in Österreich die Bezeichnung Beisl, in der deutschsprachigen Schweiz Beiz (eher neutral), Spunten oder Knelle (abwertend), in Altbayern Boazn und teilweise in Baden-Württemberg Boitz. Diese Bezeichnungen leiten sich aus dem Jiddischen bajis für Haus (hebr. beijt) her. In der Oberlausitz wird der Begriff Kretscham verwendet. Im Ruhrgebiet ist der Begriff Pinte geläufig.[2]


Schänke weist auf den Ausschank als Hauptmerkmal einer Kneipe hin. Als Bumslokal oder auch Bums(e) (österr.: Bums’n, auch Rumms’n) wird eine Kneipe „zweifelhafter Art“[3] mit lauter Tanzmusik bezeichnet, die keine Diskothek ist. In einem Höchstmaß abwertend sind schließlich die Ausdrücke Spelunke und Kaschemme für eine heruntergekommene Kneipe.



Einrichtung und Betrieb |


Typisch für Kneipen ist der Ausschank von Fassbier am Tresen, an welchem Gäste häufig sitzen können. Im Gastraum befinden sich dann weitere Tische und Stühle. Teilweise gehören zur Einrichtung einer Kneipe auch Spielgeräte wie Billardtische, Kicker, Dartscheiben, Flipper oder Spielautomaten. Viele Kneipen haben auch Fernsehgeräte, in denen beispielsweise Fußballspiele öffentlich gezeigt werden. In einigen Kneipen hängt ein Sparschrank, in den Mitglieder lokaler Sparklubs regelmäßig Bargeld stecken. Kneipen dienen häufig auch als Treffpunkte anderer Vereine, die dort einen regelmäßigen Stammtisch abhalten, manchmal finden sich daher in den Kneipen auch Objekte, die diesen Vereinen gehören bzw. auf ihre Tätigkeiten verweisen wie etwa Vereinsfahnen oder Pokale. Zu manchen Kneipen gehört auch ein von der eigentlichen Gaststube getrennter, separater Raum oder Saal der für Vereinstreffen oder Familienfeiern vermietet wird.


Der Betreiber einer Kneipe ist der Wirt oder auch Kneipier [kneiˈpi̯eː] oder Kneiper genannt, oft sind noch Kellner angestellt. Die Öffnungszeiten von Kneipen werden durch die lokal gültige Sperrstunde geregelt.



Kneipensterben |




Ehemalige typische Eckkneipe in Berlin-Kreuzberg, die um 2011 aufgegeben wurde (Aufnahme von 2009)


Seit Jahren ist eine Tendenz zu erkennen, dass die Anzahl der Kneipen und ursprünglichen Gaststätten kontinuierlich zurückgeht. Spitzenreiter des Kneipensterbens ist Hamburg, wo die Zahl der Gaststätten zwischen 2001 und 2010 um 48,1 Prozent gesunken ist, gefolgt von Niedersachsen mit einem Verlust von 41,2 Prozent.[4] Als Gründe werden der allgemeine Rückgang des Bierkonsums, Reallohnverluste in den unteren Gesellschaftsschichten und ein geändertes soziales Verhalten der Jüngeren angenommen.


Bundesweit ging die Zahl der Schankwirtschaften in den Jahren von 2009 bis 2015 von knapp 36.700 auf rund 31.100 zurück.[5]


Ein Zusammenhang zwischen dem Kneipensterben und dem Nichtraucherschutz ist nicht erkennbar; sowohl in Hamburg als auch in Niedersachsen gibt es eine Ausnahme im Gesetz, die das Rauchen in Kneipen bis 75 m² Fläche im gesamten Lokal erlaubt. Im Freistaat Bayern, das über ein generelles Rauchverbot in Kneipen verfügt, haben im selben Zeitraum nur 24,5 Prozent der Schankbetriebe geschlossen.



Siehe auch |


  • Pub


Literatur |



  • Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“ Frankfurt 1987, ISBN 3-518-11380-1.

  • Björn Kuhligk, Tom Schulz (Hrsg.): Das Berliner Kneipenbuch. Berlin 2006.


  • Jörg Rössel, Michael Hölscher: Soziale Milieus in Gaststätten: Eine Beobachtung. In: Sociologus 54, 2004, S. 173–203.

  • Gudrun Schwibbe (Hrsg.): Kneipenkultur. Untersuchungen rund um die Theke. Münster 1998.

  • Georg Wedemeyer: Kneipe & politische Kultur. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1990, ISBN 3-89085-420-6.



Weblinks |



 Wiktionary: Kneipe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Wiktionary: Beiz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Zwischen Umsturzgedanken und gediegenem Rausch, Berliner Stadtzeitung Scheinschlag, Ausgabe 2, 2005, zuletzt abgerufen am 31. Mai 2012


Einzelnachweise |




  1. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage, S. 503, ISBN 978-3-11-017473-1


  2. Wissen.de: Worterklärung zum Wort Pinte. 18. August 2018, abgerufen am 18. August 2018. 


  3. dtv-Lexikon, Februar 1976, ISBN 3-423-03053-4, Band 3, S. 18


  4. „Kneipensterben. Zahl der Gaststätten um 48 Prozent gesunken“, WELT online vom 9. April 2012, zuletzt abgerufen am 31. Mai 2012


  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: Dorfleben: Das klassische Wirtshaus stirbt aus. 18. September 2017, abgerufen am 18. September 2017. 









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