Sequenz (Kirchenmusik)




In der Kirchenmusik und der Literatur des Mittelalters ist eine Sequenz (lat. sequentia) eine Textierung (Tropus) des gregorianischen Halleluja (klassische Sequenz) oder ein daraus entstandener lyrischer, hymnenartiger Gesang. Der Begriff Sequenz stammt vom lateinischen Wort sequi (zu deutsch „folgen“) ab, weil der Gesang in der Liturgie der heiligen Messe ursprünglich unmittelbar dem Halleluja als Jubilus – eine reich gestaltete, wortlose Melodie über dem Schluss-a des Halleluja – folgte.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Liturgische Praxis


  • 3 Literatur


  • 4 Einzelnachweise





Geschichte |


Die Geschichte der Sequenz beginnt um 850 mit der Textierung der Alleluja-Schlussmelismen (klassische Sequenz). Laut der von Notker Balbulus überlieferten Isonischen Regel hatte diese syllabisch zu geschehen. Bis zum 12. Jahrhundert bildet sich die vom Halleluja unabhängige Reimsequenz heraus mit gereimten und rhythmisch angeglichenen Versen. Sie führt zu den groß angelegten Strophensequenzen des 13. Jahrhunderts (bedeutende Autoren Thomas von Celano und Thomas von Aquin). Reimsequenzen haben die Struktur mehrstrophiger, metrisch geordneter und gereimter Hymnen.


Sequenzen wurden im späten Mittelalter sehr beliebt. Es sind etwa 5000 Reimsequenzen bekannt. Im 14. Jahrhundert kam der Brauch auf, die Sequenzen an Festtagen mit deutschen Strophen zu verbinden. So entstand das Weihnachtslied Gelobet seist du, Jesu Christ in Verbindung mit der Sequenz der weihnachtlichen Mitternachtsmesse Grates nunc omnes, und Christ ist erstanden wurde zur Ostersequenz Victimae paschali laudes gesungen.




Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus


Das Konzil von Trient (1545 bis 1563) ließ im römischen Ritus nur noch vier Sequenzen zu:




  • Victimae paschali laudes (Ostersequenz)


  • Veni Sancte Spiritus (Pfingstsequenz)


  • Lauda Sion Salvatorem (Fronleichnamssequenz, Gesang ad libitum)


  • Dies irae (Totensequenz im Requiem, Gesang ad libitum)


Das Stabat mater (am Gedächtnis der Schmerzen Mariens, ad libitum) kam 1727 als fünfte Sequenz hinzu.



Liturgische Praxis |


Nach der Grundordnung des Römischen Messbuchs (Nr. 64) wird die Sequenz heute zwischen der zweiten Lesung und dem Evangelium vor dem Halleluja gesungen. Sie ist an Ostersonntag (Victimae paschali laudes) und am Pfingstsonntag (Veni Sancte Spiritus) obligatorisch, die übrigen Sequenzen (Lauda Sion Salvatorem, Stabat mater) sind fakultative Bestandteile der heiligen Messe am jeweiligen Festtag.[1]


Das Dies irae wird in der Liturgie der ordentlichen Form des römischen Ritus nach dem neuen Messbuch aufgrund des Bildes eines zornigen Gottes („Tag des Zornes…“), das die Sequenz vermittelt, nicht mehr verwendet, ist jedoch beim großen Requiem zu Allerseelen zugelassen, damit der Schatz der Kirchenmusik gepflegt werden kann. Weiterhin gesungen wird sie im Requiem der außerordentlichen Form des römischen Ritus sowie (ad libitum) im Stundengebet des Allerseelentages und der letzten Woche im Jahreskreis.



Literatur |



  • Franz Karl Praßl: Sequenz. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.


Einzelnachweise |




  1. Grundordnung des Römischen Messbuchs – Vorabpublikation der Deutschen Bischofskonferenz, 2007 (PDF; 545 kB, Nr. 64).








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